Viele Gefahren lauern für Mark Jagenow, den stellvertretenden Gesamtkommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Bad Säckingen, in der Innenstadt der Kurstadt: Sei es ein Großbrand, ein schwerer Unfall oder der Austritt eines giftigen Gefahrenstoffes. Eines ist für ihn dabei sicher: „Historische Altstädte haben ein erhöhtes Gefahrenrisiko.“ Eine Einschätzung, die Ordnungsamtsleiter Uwe Böhler uneingeschränkt teilt: „Ein Schadensereignis oder ein Unglück kann von überall herkommen“, erklärt er.

Auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, ist daher die Aufgabe der Feuerwehr und der Ratsverwaltung in der Kurstadt. Eine Aufgabe, der sich in Bad Säckingen vier Feuerwehrabteilungen stellen: die Kräfte in Bad Säckingen, Harpolingen, Rippolingen und Wallbach. Darüber hinaus, so Jagenow, bestünden Partnerschaftsverträge der Gemeinden für alle Feuerwehren der Umgebung. „Von großer Bedeutung ist es auch, dass die Führungsgruppen der einzelnen Wehren sehr eng zusammenarbeiten und auch Kreisbrandmeister Dominik Rotzinger den Katastrophenschutz sehr ernst nimmt“, ergänzt er.
Die Gesamtstadt selbst sei für sämtliche Einsätze in verschiedene Ausrückebereiche unterteilt, die historische Innenstadt nochmals für die optimale Fahrzeugaufstellung und Wasserförderung durch die Feuerwehrkräfte kleinteilig katastert.
Im Notfall wird schweres Gerät aufgefahren
Grundsätzlich gelte für die ganze Stadt die Alarm- und Ausrückeordnung, bei der auch der Rettungsdienst, das Technische Hilfswerk und die Polizei hinterlegt seien, erklärt Jagenow. Durch ein Stufensystem bei der Alarmierung sei sichergestellt, dass im Bedarfsfall automatisch auch zwei Löschfahrzeuge, ein Gerätewagen Atemschutz und der Drehleiterwagen aus Wehr alarmiert würden. Darüber hinaus stünden zum Beispiel neben dem Rüstwagen der Bad Säckinger Wehr auch die entsprechenden Fahrzeuge aus St. Blasien und Waldshut sowie der Gefahrenzug der Kreisstadt zum Einsatz bereit. Für das Technische Hilfswerk entscheide ein Fachberater vor Ort, welche Kräfte zusätzlich heranzuziehen seien.

„Nicht nur für den Normalbetrieb ist bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Säckingen der Einsatzablauf vororganisiert, auch bei großen Veranstaltungen wie dem Brückenfest, dem Weihnachtsmarkt oder einem Großbrand gibt es genaue Organisations- und Ablaufpläne“, erklärt Jagenow. In enger Zusammenarbeit, zum Teil mit dem Ordnungsamt der Stadt, werde hierdurch sichergestellt, dass sowohl die Menschenrettung als auch der Brandschutz in der oft engen Altstadt gewährleistet seien.
Das Münster und die historische Holzbrücke sind als Sonderobjekte eingestuft
Darüber hinaus gäbe es Sonderobjekte wie das Münster oder die Holzbrücke, bei denen im Alarmfall ebenfalls die Drehleiter aus Wehr alarmiert werde. „Das gilt übrigens auch für weitere Sonderobjekte in der Stadt, wie die Schulen, Krankenhäuser und Kliniken“, ergänzt der Kommandant.

Sei in der Innenstadt gar die Evakuierung von Menschen notwendig, werde jedoch nicht auf einen vorbereiteten Plan zurückgegriffen. „Räumungen erfolgen vielmehr situativ, je nach Lage vor Ort. Wenn ich die Anzahl der Personen kenne, ist es eine planbare Maßnahme, bei der das Ordnungsamt nicht unterstützend angefragt wird“, führt der Kommandant aus. Lediglich bei einer unbestimmten Anzahl von Personen greife das Katastrophenschutzgesetz.

Eine besondere Herausforderung stellt für Einsatzkräfte und Ordnungsamt die Hochwassergefahr dar. „Für Bad Säckingen ist die jeweilige Lage beim Pegel Hauenstein ausschlaggebend, über dessen Werte das Ordnungsamt und die Integrierte Leitstelle Waldshut informiert werden. Zwar ist der Rhein aufgrund seiner geringen Fließgeschwindigkeit gut vorhersehbar, doch was dort gemessen wird, kommt etwa elf Stunden später in Bad Säckingen an“, erklärt Ordnungsamtsleiter Uwe Böhler.
Auch Evakuierungen stehen auf dem Plan
Zwar sei die Altstadt noch nie großflächig überflutet worden, doch greife je nach Gefahrenlage der Hochwasseralarmplan für die Kurstadt: „Das geht dann von der Sperrung des Rheinufers, über Kanalabschiebungen bis hin zur Evakuierung gefährdeter Bewohner“, führt er aus. Hierzu werde ein vorbereiteter Evakuierungsplan aktiviert, bei dem die Bevölkerung durch Durchsagen per Lautsprecher und über den Rundfunk die notwendigen Informationen erhalte. Auch bei einem gefährlichen Gasaustritt könne die Bevölkerung auf diesem Wege gewarnt werden, so Böhler weiter. Durch feststehende Meldeketten sei hierbei die Zusammenarbeit der einzelnen Institutionen garantiert.

Eine besondere Bedeutung kommt für Böhler auch der wertvollen historischen Holzbrücke über den Rhein zu: „Für den Unterhalt der Brücke ist Bad Säckingen als alleiniger Eigentümer zuständig, doch sind wir im Falle einer Gefährdung der Brücke mit der Stadt Stein gut vernetzt.“ Um die Brücke bei einem Hochwasser zu retten, würden im Notfall die Holzbretter der Außenhülle entfernt, um den Wassermassen keine Angriffsfläche zu bieten. Dies geschähe in enger Zusammenarbeit von Kräften der Feuerwehr, des Technischen Dienstes, des Bauhofes und auch der Stadtgärtnerei.
Im Katastrophenfall tritt der Krisenstab zusammen
Eine weitgehende Gefährdung der Innenstadt durch ein Hochwasser kann Böhler zwar nicht ausschließen, „doch das Risiko eines Rheinhochwassers in der gesamten Innenstadt ist eher gering“, erläutert er. Dennoch gelte seit dem Jahr 2022 eine Krisenstabsordnung der Stadt für den Katastrophenfall. „Gerade bei Blackoutszenarien gilt es, in der Stadt die Versorgung mit Wasser und Treibstoff sowie die Aufrechterhaltung des Notrufsystems sicherzustellen. Auch der Zugang zu Lebensmitteln muss organisiert sein. Darüber hinaus ist für verschiedene Aufgaben, wie den Betrieb mobiler Beatmungsgeräte, eine ausreichende Stromversorgung zu gewährleisten.“

Auf die Einsatzkräfte ist Verlass
Regelmäßig geprobt wird der Ernstfall in der Altstadt von der Freiwilligen Feuerwehr Bad Säckingen. „Wir üben nicht nur nach Bedarf, sondern proben dort jedes Jahr, eine sogenannte große Lage wird alle fünf Jahre durchgeführt“, erklärt Jagenow. Durch den alle fünf Jahre neu erarbeiteten Feuerwehrbedarfsplan sei auch die hervorragende Ausrüstung der Wehr durch die Stadt sichergestellt – und vor allem: „Wenn die große Lage als Ernstfall kommt, dann habe ich die notwendige Manpower vor Ort“, da ist sich Kommandant Mark Jagenow sicher.