Es gibt ab Montag keinen separaten kinderärztlichen Notdienst für den Kreis Waldshut mehr. Mal wieder eine schlechte Nachricht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Der Zeitpunkt der Übermittlung ist alles andere als günstig: Auf die süße Hoffnung auf ein gutes neues Jahr folgt schonungslos schon am 2. Januar die bittere Wahrheit. Günstig nur für die KV selbst, denn in der Weihnachtspause ist nicht mit großem Protest zu rechnen. Doch klar ist: In der regionalen Gesundheitsversorgung folgt ein heftiger Einschnitt auf den anderen. Ende Oktober 2023 erst hat die Kassenärztliche Vereinigung in Stuttgart die hausärztliche Notfallpraxis in Bad Säckingen dicht gemacht. Längst sind diese Auswirkungen spürbar. Nun also die Fusion des kinderärztlichen Notdienstes im Kreis Waldshut mit Lörrach.

Die Gründe klingen nachvollziehbar: Die Kinderärzte sind überlastet und Zentralisierung soll die Regelversorgung sicherstellen. Dass es bei der ärztlichen Versorgung in unserer Region Handlungsbedarf gibt, ist völlig unstrittig. Man muss wissen: Den Auftrag die ambulante medizinische Versorgung zu sichern, hat nicht die Politik, sondern die KV als Vertretung der niedergelassenen Ärzteschaft.

Wenn der Fiebersaft nicht ausreicht

Doch bei allem Verständnis, die gesundheitliche Versorgung in der Nähe muss gewährleistet bleiben – ob die Patienten nun groß oder klein sind. Ist das im Fall des Kinderärztlichen Notdienstes noch gegeben? Eltern, die sich in der Weite des Landkreises Waldshut diese Frage stellen, werden sie oft verneinen – vor allem am Wochenende. Wer in der fernen Großstadt sitzt, wo es auf kleinem Raum alles gibt, beurteilt die Lage ganz anders, als jemand im ländlichen Raum, beispielsweise in Lauchringen.

Denn ja, es gibt Situationen, in denen es mit einem Fiebersaft und einer Tasse Tee nicht getan ist und in denen Kinder einen Arzt brauchen. Ist es ein Magen-Darm-Infekt, oder doch eine Blinddarmentzündung? Wer verschreibt wirksame Medikamente bei einer eitrigen Mittelohrentzündung? Um an dieser Stelle nur zwei Klassiker zu nennen.

Bleiben wir in Lauchringen. In 30 Autominuten waren von Lauchringen aus bislang die diensthabenden Kinderärzte im Landkreis feiertags und am Wochenende erreichbar. Setzt man sich hier mit dem kranken Kind ins Auto und fährt hin? Ja, vorausgesetzt natürlich, dass ein Auto zur Verfügung steht und alle Beteiligten in der gesundheitlichen Verfassung sind, die Strecke gefahrlos zu bewältigen. Günstig liegt Lauchringen an der Bahnlinie, so dass auch Orte entlang der Strecke erreichbar wären – sofern Züge fahren.

60 Minuten Autofahrt

Künftig wird das anders sein: Wenn ein Kind in Lauchringen am Wochenende einen Arzt braucht, muss eine Strecke von 60 Autominuten zurückgelegt werden. In welche Richtung ist zweitrangig, denn nach Lörrach, Singen und Villingen-Schwenningen dauert es praktisch gleich lange – sofern man ein Auto hat. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sieht es deutlich düsterer aus.

Ob es eine bessere Alternative für die Sicherstellung des kinderärztlichen Notdienstes gibt? Die KV sagt, sie habe alle Beteiligten ins Boot geholt. Hat sie das? Leider auch diesmal wieder nicht. Das DRK in Waldshut wusste von nichts, und das obwohl die Rettungskräfte damit rechnen, demnächst öfter Kinder transportieren zu müssen. Auch im Landratsamt und in Rathäusern war nichts bekannt.

Was bleibt sind Verwunderung, Unsicherheit und jede Menge Frust. Es ist nicht nur die Fusion selbst, die die Menschen trifft, es ist auch die fehlende Kommunikation mit den Beteiligten vor Ort. Welche Ansätze und Ideen gibt es hier, die sich positiv auf die Versorgung auswirken? Das lässt sich nur herausfinden, wenn wirklich alle auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Gibt es Lösungsansätze, die man bisher übersehen hat? Es ist den Kindern und ihren Eltern im Landkreis Waldshut wirklich zu wünschen.

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