Mit der Zuspitzung der kinderärztlichen Versorgungslage im Zuge der Schließung der Kinderarztpraxis in Laufenburg und der auf Ende des Jahres anvisierten Schließung der einer Praxis in Tiengen, wollen sich weder der Landkreis Waldshut noch die beiden betroffenen Städte Waldshut-Tiengen und Laufenburg so einfach abfinden. Gemeinsam wollen Sie die Verantwortlichen von Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg und der Politik an einen Tisch holen. Ziel sei es laut Mitteilung des Landratsamts Waldshut, „die Versorgung und die Bedarfsplanung neu zu diskutieren“.

Lage für Familien wird immer prekärer

Zur Erinnerung: Gleich zwei Praxen in der Region werden bis Jahresende im Landkreis Waldshut wegfallen. Die Kinderarztpraxis Franki in Laufenburg ist bereits aufgrund von Krankheit kurzfristig geschlossen worden. Die Praxis Biberburg wird zum Jahresende ihren Betrieb einstellen. Michael Zerfass wird in den Ruhestand gehen. Der Mitbetreiber der Praxisgemeinschaft, Michael Netzhammer, verlegt seinen Sitz nach Albbruck.

„Diese Nachricht hat Eltern, aber auch Landkreis und die betroffenen Kommunen alarmiert“, heißt es nun in einer gemeinsamen Mitteilung des Landkreises und der beiden Städte Waldshut-Tiengen und Laufenburg. Besonders stecke der krasse Widerspruch zwischen der Einschätzung vor Ort und der Versorgungsplanung der KVBW ins Auge.

Denn laut Plan besteht für den Landkreis im Bereich der Kinder-und Jugendärzte eine Überversorgung. Dies decke sich aber nicht mit der Erlebniswirklichkeit vieler Eltern, die Schwierigkeiten bei der Arztsuche haben, heißt es in der Mitteilung. Auch die zunehmende Überalterung der Praxisinhaber – mehr als die Hälfte ist älter als 60 Jahre – spielt in der Planung augenscheinlich keine Rolle.

Runder Tisch als erster Schritt zur Verbesserung der Versorgung

„Praxis und Theorie klaffen auseinander“, beklagen Landkreis und Kommunen. Diese Diskrepanz zwischen der tatsächlicher Versorgungssituation und der rechnerischen Versorgungsquote soll nun mit den Verantwortlichen aus Gesundheitswesen und Politik an einem Runden Tisch thematisiert werden.

Landrat Martin Kistler dazu: „Die Zuständigkeiten im Gesundheitswesen sind vielschichtig.“ Dabei habe der Landkreis keinen Einfluss auf die Bedarfsplanung. Dieser Auftrag
liege ebenso wie der Sicherstellungsauftrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Diese folge wiederum den Vorgaben des Bundes. Statt Verantwortung hin- und herzuschieben müssten die Verantwortlichen zu einem konstruktiven Dialog zusammen kommen, um die Kinderarzt-Versorgung im Landkreis zu verbessern, fordert der Landrat.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Oberbürgermeister von Waldshut-Tiengen, Martin Gruner, betont, dass die Sorgen und Forderungen der Bürger zeigen, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt: „Wir brauchen schnelle, pragmatische Lösungen, um die kinderärztliche Versorgung sicherzustellen.“

Dabei dürfe nicht außer Acht gelassen werden, „dass die gesundheitliche Versorgung in anderen Bereichen ebenfalls ein wachsendes Bedürfnis in der Bevölkerung darstellt“, so Gruner weiter. Der Runde Tisch sei ein erster Schritt, um einen Weg zu weisen, wie die medizinische Versorgung insgesamt zukunftssicher gestaltet werden kann.

Das könnte Sie auch interessieren

„Berechtigte Fragen verdienen Antwort“

Laufenburgs Bürgermeister Ulrich Krieger ergänzt: „Die betroffenen Eltern wenden sich an
uns, weil sie auf den verantwortlichen Ebenen keine Antwort auf ihre berechtigten Fragen
zur weiteren Versorgung erhalten.“ Auch dies ein Missstand, bei dem der Runde Tisch Abhilfe schaffen soll.

Nach Darstellung der drei Protagonisten soll nun zeitnah ein Gesprächstermin mit den Akteuren im Bereich Gesundheitsversorgung gefunden werden. Teilnehmen sollen daran Bundes- und Landespolitiker, Vertreter der Ärzteschaft und der KVBW.

Das könnte Sie auch interessieren