Landfrauen backen Kuchen, sind Hausfrauen und tratschen gerne – das sind nur drei der vielen Klischees, mit denen die Landfrauen immer wieder konfrontiert und in Verbindung gebracht werden.

Dass die Landfrauen aber vor allem füreinander da sind und sich gegenseitig stärken wird dabei oft außer Acht gelassen. Uli Looser, Bezirksvorsitzende des Landfrauen Bezirk Waldshut, und Marie-Christin Spitznagel, stellvertretende Vorsitzende, erzählen, wie sich die Landfrauen entwickelt haben.

Immer mehr junge Landfrauen

„Die Anfänge der Landfrauen kommen aus der Landwirtschaft“, beginnt Uli Looser zu erzählen. Viele der Klischees wurden sicherlich bedient, sagt sie, und auch der Kuchenverkauf gehöre für die Landfrauen dazu, aber das sei eben nicht alles.

Uli Looser, Bezirksvorsitzende des Landfrauen Bezirk Waldshut, und Marie-Christin Spitznagel, stellvertretende Vorsitzende.
Uli Looser, Bezirksvorsitzende des Landfrauen Bezirk Waldshut, und Marie-Christin Spitznagel, stellvertretende Vorsitzende. | Bild: Sandra Bonitz

Gerade jetzt sei für die Bezirksvorsitzende und ihre Stellvertreterin sei eine Wandlung deutlich spürbar. Nicht nur was die vielfältigen Berufe der Frauen angeht – es sind eben nicht mehr nur Bäuerinnen – sondern auch, weil sich mehr junge Frauen aktiv im Verein engagieren.

Marie-Christin Spitznagel beschreibt den Wandel folgendermaßen: „Jetzt gibt es eine spürbare Veränderung, dass es weniger reine Landwirtinnen sind, sondern die Landfrauen mehr Frauen auf dem Land werden.“ Dafür sei es notwendig, Frauen aktiv anzusprechen, doch dies zahle sich aus.

Aktiv auf die Frauen zugehen

„Das aktive Ansprechen von jungen Frauen, weil wir Angebote schaffen wollen für Frauen, die unterhalb der Klischeegrenze liegen, hat überhaupt erst dazu geführt, dass sie sich mit der Gruppe Landfrauen auseinandergesetzt haben“, erzählt Marie-Christin Spitznagel. Dadurch seien viele der jungen Frauen in ihren Ortsvereinen sehr aktiv geworden und so in den Bezirksvorstand gekommen. Von acht Frauen im Vorstand sind fünf junge Frauen dabei, zählen Uli Looser und Marie-Christin Spitznagel auf.

Bezirksvorsitzende Uli Looser bemerkt, dass sich gerade die jungen Frauen über ihre Smartphones mehr austauschen: „Der Austausch ist ganz wichtig, aber auch das Miteinander mit den gestandenen Landfrauen, die den Verein mitbegründet haben. Die können vielleicht nicht mehr so mithelfen, werden aber trotzdem gut aufgenommen. Und das finde ich schön, die Wertschätzung von ganz altgedienten Mitgliedern und jungen, die neu dazukommen.“

Die Jungen Landfrauen beim Muddy Angel Run 2023 in Hüntwangen.
Die Jungen Landfrauen beim Muddy Angel Run 2023 in Hüntwangen. | Bild: Landfrauen

Die neuen Mitglieder kennen sich oft vorab untereinander und treten dann häufig gleichzeitig einem Ortsverein bei, erzählt Uli Looser. „Deswegen gibt es auch einen verstärkten Zuzug in Orten mit relativ großen Neubaugebieten“, ergänzt Marie-Christin Spitznagel. Aber die Ortsvereine müssten eben aktiv auf die Frauen zugehen, nur das Einwerfen von Flyern würde nicht ausreichen.

Veranstaltungen und Angebote

Neben Kuchenverkauf gibt es auch Angebote, „um sich selbst und die Persönlichkeit weiterzuentwickeln“, sagt Uli Looser. Diese seien breit gefächert, denn es gebe neben Fortbildungsmöglichkeiten und Online-Seminaren des Landfrauenverbands Südbaden auch in vielen Ortsvereinen Sportangebote. „Und man kann über den Landfrauenverband eine Ausbildung zum Übungsleiter machen“, ergänzt Uli Looser.

Dennoch darf Kuchen nicht fehlen: Die Landfrauen kümmerten sich beim Erdbeerfest Berau um den Kuchenverkauf.
Dennoch darf Kuchen nicht fehlen: Die Landfrauen kümmerten sich beim Erdbeerfest Berau um den Kuchenverkauf. | Bild: Landfrauen

Dabei seien die Veranstaltungen, die die Landfrauen organisieren, oftmals keine riesigen Ereignisse. „Das sind die kleinen Sachen, die das gemütlich und heimelig machen“, sagt Marie-Christin Spitznagel. Das spiele zwar auch in das Klischee hinein, aber dadurch würden sie auch die Vereinsamung auf dem Dorf ein Stück weit verhindern, indem sie Zeit miteinander verbringen.

Beim Hoffest der Familie Russ in Lottstetten am 18. Juni 2023 beteiligten sich die Landfrauen mit einem Eisstand und einem Infostand. ...
Beim Hoffest der Familie Russ in Lottstetten am 18. Juni 2023 beteiligten sich die Landfrauen mit einem Eisstand und einem Infostand. Marie-Christin Spitznagel (vorne links) und Uli Looser (vorne rechts) waren auch dabei. | Bild: Landfrauen

„Man kann es so zusammenfassen, dass die Landfrauen in allem, was sie tun, dafür da sind, Frauen im ländlichen Bereich zu stärken, zu vernetzen und weiterzubilden“, sagt Marie-Christin Spitznagel abschließend.

Zwei neue Landfrauenvereine

Vor wenigen Monaten hat sich in Breitenfeld ein neuer Ortsverein gegründet und auch in Schwerzen gründet sich aktuell ein neuer Ortsverein. Sabine Thiel, die von Grafenhausen in die Gemeinde gezogen ist, übernimmt zusammen mit Nadja Spiess und Elke Jäger die Gründung.

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Mit der Planung haben sie im April begonnen, offizieller Gründungstermin sei der 27. September, erzählt sie auf Nachfrage am Telefon. Auch hier seien schon viele Aktivitäten geplant.

Bei Interesse

Wer Interesse hat, in die Aktivitäten der Landfrauen oder einfach so reinzuschnuppern, kann auf der Internetseite des Landfrauen Bezirk Waldshut vorbeischauen.