Viel Geduld braucht man, wenn man auf ein E-Auto umsteigen möchte. Wer sich einen Neuwagen kauft, muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Dabei ist zu beachten: Den doppelten Umweltbonus gibt es nur, wenn das Fahrzeug noch 2022 zugelassen wird. Kann das noch klappen?

Situation bei den E-Autos hat sich leicht entspannt

„Aktuell können wir besser liefern als noch vor einem halben Jahr“, sagt Manuel Disch, Centerleiter des Mercedes-Autohauses Kestenholz in Bad Säckingen. Kurz vor Weihnachten 2021 seien die Wartezeiten auf E-Fahrzeuge noch wesentlich länger gewesen. „Da hat sich die Situation mittlerweile deutlich verbessert“, so Disch.

Vor allem bei der S-Klasse habe der Krieg Auswirkungen auf die Lieferzeiten. Denn diese habe auch Bauteile, die in der Ukraine produziert werden.

Auf die E-Fahrzeuge von Mercedes müsse man vor allem dann mit Wartezeiten rechnen, wenn man ein individuell ausgestattetes Fahrzeug wünscht. Dann wartet man bei einer aktuellen Bestellung auf den EQB und den EQS bis zum ersten Quartal 2023, beim EQC bis zum zweiten Quartal 2023 sowie beim EQA und beim EQE sogar bis zum dritten Quartal des Jahres 2023, wie Disch informiert.

Ohne Konfiguration kommt das E-Auto deutlich schneller

„Wir können online neue Lagerwagen sofort liefern. Hier kann man nach Ausstattungen filtern und so sein Traumauto nahezu komplett aussuchen“, so Manuel Disch. Ebenso sei es möglich, einen der Vorführwagen zu kaufen. Hier sei je nach Alter eine Verfügbarkeit von sofort bis zu sechs Monaten möglich.

Doch auch bei Mercedes läuft aktuell nicht alles vom Band: „Aktuell können wir alle Modelle liefern, nur bei der G-Klasse gibt es einen Bestellstopp.“

Die Bänder stehen nahezu still

Ein anderes Bild zeichnet das Autohaus Bartholomä in Waldshut-Tiengen. „Alle Wartezeiten bei Renault und Nissan sind aktuell ein Jahr plus x“, erklärt Geschäftsführer Christoph Bartholomä gegenüber dem SÜDKURIER. Vom aktuellen Umweltbonus könnten Kunden so nicht mehr profitieren.

Das liege vor allem daran, dass der Autohändler seine Renaults nur aus europäischen Produktionsstätten bekommt. Diese beziehen ihre Kabelbäume fast ausschließlich aus der Ukraine. „Das ganze Land hat sich auf Kabelbäume spezialisiert.“ Besonders bei E-Autos würden die Bänder deshalb weitgehend still stehen. „Bei uns ist der Hof leer“, so Barholomä weiter.

Aber gerade bei speziellen Fahrzeugoptionen sieht die Situation ähnlich aus wie bei Mercedes: „Viele Fahrzeugoptionen werden seit Monaten nicht gebaut“, so der Autohändler. Bartholomäs Hoffnung liegt auf dem neuen Modelljahr, das am 1. September beginnt. „Wir hoffen, dass die Hersteller langsam ihre Hausaufgaben machen.“ Eine Prognose abgeben, ob der „Neustart“, wie er ihn nennt, im Herbst gelingt, möchte er allerdings nicht.

Hohe Nachfrage und Unklarheiten

Mehr als nur ein Problem sieht hingegen Florian Stoll, einer der Geschäftsführer des Autohauses Stoll mit Standorten unter anderem in Rickenbach, Lörrach und Waldshut. Ja, der Krieg hätte vor allem zu Beginn zu Verzögerungen und vielen Unklarheiten bei VW und Audi geführt. „Das war ein Problem, aber da wurden alternative Produktionen aufgebaut“, erklärt er. „Eine Zeit lang wusste man gar nicht, wann kommen die Autos überhaupt.“ Dies habe zu Verzögerungen geführt.

Ein weiterer Aspekt, der Auswirkungen habe, sei die unerwartet hohe Nachfrage nach E-Autos. Ein Beispiel sei der Q4 e-tron. Die Quote, die das Autohaus über ein Jahr zur Verfügung hatte, sei schon nach zwei Monaten ausverkauft gewesen. „Audi und wir sind mit der Nachfrage überrascht.“ Einzelne Modelle seien je nach Option aber noch Verfügbar, wie der ID5 von VW.

Im Moment sei das Autohaus aber vor allem damit beschäftigt, Bestellungen abzuarbeiten. Die Quote, die das Autohaus Stoll zu Verfügung hat, ist bei den meisten Modellen ausverkauft. Wie es mit der Verfügbarkeit weiter geht, werde sich aber auch hier ab dem neuen Modelljahr zeigen.

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