Was war passiert?

Anfang Mai stürzte ein 28 Tonnen schwerer Koloss auf die Landstraße zwischen Todtnau-Präg und Bernau. Daraufhin entdeckten die Geologen im Hang oberhalb der Straße einen noch schwereren Koloss mit 80 Tonnen, den sie als „hochgradig absturzgefährdet“ einstuften, sowie weitere lockere Felsen. Als nächster Schritt sollte schon gleich darauf die Hangsicherung durch eine Fachfirma erfolgen. Doch eine Begehung mit allen Beteiligten vergangene Woche machte klar: Daraus wird so schnell nichts.

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Lebensgefährliche Hangsicherung

Denn: Zum einen befindet sich der zu sichernde Hang mitten im bedeutsamen FFH- und Vogelschutzgebiet und zum anderen ist das Betreten der Abbruchstelle aufgrund lockerer Felspartien lebensgefährlich, wie das Landratsamt Lörrach mitteilt. Die Hangsicherungen in unwegsamem Gelände seien mit diversen Herausforderungen verbunden.

links im Hintergrund Ausbruchnische des Felssturzes, rechts labiler Sturzblock.
links im Hintergrund Ausbruchnische des Felssturzes, rechts labiler Sturzblock. | Bild: Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau

Der Naturschutz verzögert die Arbeiten

Erst Ende Mai können die Arbeiten beginnen. Denn im Vorfeld müssten erst noch alle naturschutzfachlichen Untersuchungen durchgeführt werden. „Aufgrund der Arbeiten im Natur- und Vogelschutzgebiet benötigt es zunächst ein Umweltkonzept und eine Umweltbaubegleitung“, so das Landratsamt Lörrach. Dann folgt das Aufstellen einer Prallwand, das Abtragen von rund 250 Tonnen Felssteinen sowie diverse Holzarbeiten.

Bisher war nur die Rede von einem 80-Tonnen-Fels und zwölf Kubikmeter losem Gestein. Dass es sich nun um viel mehr Material handelt, hat natürlich Folgen für die Dauer der Arbeiten: Sie würden laut Landratsamt mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Die Fragen warum die Auflagen des Naturschutzes bei einer solch wichtigen Maßnahme Vorrang haben, ob bereits eine Fachfirma gefunden wurde und wie lange genau die Arbeiten andauern werden, will das Landratsamt Lörrach Anfang kommender Woche beantworten.

Wer hat welche Funktion?

Der große Fels rund 50 Meter oberhalb der Straße müsse gesichert werden, dies geschehe entweder durch Abtragung oder durch Sprengung, so Dominik Ehret, Regierungsdirektor des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Immer begleitet werde die Fachfirma von den Geologen. Sie waren es auch, die nach dem Abstrurz des Felsens die Absturzstelle untersuchten und die weiteren absturzgefährdeten Steine vorfanden.

Dieser Fels liegt noch auf der Landesstraße zwischen Todtnau-Präg und Bernau und wird erst nach der Hangsicherung entfernt.
Dieser Fels liegt noch auf der Landesstraße zwischen Todtnau-Präg und Bernau und wird erst nach der Hangsicherung entfernt. | Bild: SK

„Wir haben eine beratende Funktion und nach der Maßnahme beurteilen wir, ob ein sicherer Zustand hergestellt wurde“, erklärt Dominik Ehret. Für die Maßnahme selbst ist das Landratsamt Lörrach zuständig. Die Kosten der Arbeiten trägt die Landesstraßenbauverwaltung, wie das Landratsamt Lörrach mitteilt.

Was passiert nach der Hangsicherung?

Nach der Hangsicherung muss auch der abgestürzte Fels auf der Landstraße entfernt werden. Schließlich müssen Flurschäden beseitigt und die Fahrbahn instandgesetzt werden. Die Schäden an der Landesstraße selbst können laut Landratsamt erst zum Abschluss der gesamten Sicherungsarbeiten beurteilt und eingeschätzt werden.

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Bis dahin bleibt die Landstraße zwischen Todtnau-Präg und Bernau weiterhin gesperrt. Die Umleitung erfolgt durch Präg und Todtmoos nach Bernau.

Welche Parallelen gibt es zum Albtal?

Auch die Albtalstraße L 154 zwischen Albbruck und Görwihl ist seit Pfingsten 2015 wegen „akuter Felssturzgefahr“ für den Verkehr gesperrt. Der Fels, der seitdem auf der Straße lag, ist nun aber weg. Denn: Unbekannte haben ihn im Februar 2020 entfernt. Die Situation in Todtnau-Präg sei keinesfalls mit derer im Albtal vergleichbar, erklärte Dominik Ehret auf Anfrage des SÜDKURIER.

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Im Albtal gehe es um einen langen Abschnitt, um eine Schlucht, in der Tunnel nötig seien. „Das ist ein ganz anderes Relief mit viel mehr Felsen, von denen eine Gefahr ausgeht“, erklärt Ehret. „Hier müssen viel mehr Hänge gesichert werden.“ In Todtnau hingegen gehe es einzig und allein um nur bergiges Hanggelände mit vereinzelt kleineren Felsaustritten, so Ehret.