Die Salpetererbewegung Pro Albtalstraße lässt nicht locker. Deren Gründer Herbert Nägele, Roland Lauber, Stephan Marder und Ulrich Winkler brachten diese Woche ein zwei Meter hohes Transparent auf einem Privatgrundstück bei der Tiefensteiner Brücke an.
Damit wollen sie auf ihr Anliegen, die seit Pfingsten 2015 gesperrte Albtalstraße zwischen Hohenfels (Gemeinde Albbruck) und Tiefenstein (Görwihl) wieder zu öffnen, hinweisen. Das Transparent entspricht grafisch dem vor einem halben Jahr hergestellten Aufkleber. „Wir möchten damit unsere Homepage bekannter machen“, erklärten Nägele, Lauber, Marder und Winkler.
Ihrer Ansicht nach sei in den fünf Jahren nach der vom Straßenbauamt vom Landkreis Waldshut veranlassten Sperrung der Albtalstraße „nicht viel gegangen“. Dies trotz Protestaktionen und Besichtigungen durch Politiker wie zum Beispiel Verkehrsminister Winfried Hermann (2017) oder die Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner und Rita Schwarzelühr-Sutter, die sich für eine Wiederöffnung der Albtalstraße aussprachen. Verkehrsminister Hermann teilte mit, die Mittel für die Felssicherungen bereitzustellen.
Dennoch: Die Salpetererbewegung Pro Albtalstraße stellt fest, „dass viele Jahre mit etlichen Gutachten verstrichen sind, obwohl es zahlreiche Argumente für eine Wiedereröffnung der Albtalstraße gibt“.
- Was sagt das Landratsamt? Letzter öffentlicher Akt in der Angelegenheit war das so genannte Scoping im Landratsamt Waldshut im Sommer 2019, in dem der Untersuchungsrahmen für die Schutzgüter wie Menschen, Tiere, Pflanzen festgelegt wird. Die seither erfolgten Maßnahmen erläutert Pressesprecherin Susanna Heim auf Anfrage dieser Zeitung so: „Im Scopingtermin wurde die Erstellung weiterer Gutachten von den beteiligten Fachstellen gefordert. Diese wurden beauftragt und sind in der Erstellung. Es waren im Detail: Lärmgutachten, Sichtfeldanalyse, flächendeckende Kartierungen der Biotope, Flora und Fauna, Genehmigungsplanung sowie Planung der Sanierung der Entwässerung, Fahrbahnerneuerung und Beseitigung des Unwetterschadens am Stützbauwerk ganz im Süden des gesperrten Abschnitts sowie Alternativenplanung für die Hangsicherungsmaßnahmen.“ Den derzeitigen Sachstand beschreibt Heim so: „Die Voruntersuchungen im Hinblick auf das für die Felssicherungsmaßnahmen und damit für die Wiederöffnung erforderliche Planfeststellungsverfahren laufen.“
- Gibt es einen verbindlichen Termin für die Wiederöffnung der Albtalstraße? Susanna Heim: „Nein. Beginn der Bauausführung ist für 2023 geplant. Die Dauer ist abhängig von den Belangen des Natur- und Umweltschutzes, den witterungsbedingten Einflüssen, der Kapazitäten der Fachfirmen und sicherheitstechnischer Aspekte. Vergessen werden darf auch nicht, dass für den Beginn der Bauarbeiten ein vollziehbarer Planfeststellungsbeschluss vorliegen muss. Nach der aktuellen Gesetzeslage besteht keine Möglichkeit einer Beschleunigung des Verfahrens.“ Zu den Kosten sagt Heim: „Diese lassen sich aktuell noch nicht valide schätzen.“
- Hat die Corona-Krise einen Einfluss auf die vorgesehenen Maßnahmen entlang der Albtalstraße? Susanna Heim: „Das ist derzeit nicht abschätzbar, aber wir haben weder aus Stuttgart noch von unseren Gutachtern die Meldung erhalten, dass es zu Verzögerungen kommen wird.“
- Gibt es beim Felsabgang in Todtnau am 3. Mai 2020 aus geologischer Sicht Parallelen zu demjenigen auf der Albtalstraße? Und wieso kann in Todtnau der Fels entfernt und die Straße wieder geöffnet werden, im Albtal aber nicht? Dazu teilt Heike Spannagel, Pressesprecherin Regierungspräsidium Freiburg, mit: „Die geologische Situation an der Albtalstraße (L 154) ist keineswegs vergleichbar mit dem jüngsten Felssturz an der L 149 bei Todtnau-Präg. Die vorhandenen Reliefs unterscheiden sich erheblich: Im Albtal haben wir eine steile Schlucht mit fast senkrechten Wänden und mehreren Tunneln. Die L 149 hingegen verläuft nicht durch eine Schlucht, sondern am Fuß eines Hanges (Neigung 25 bis 35 Grad), der teilweise mit Felsrippen durchsetzt ist. An der L 149 bei Todtnau-Präg ist nur eine Stelle zu sichern, während im Albtal insgesamt 38 Sicherungen auf einem längerem Abschnitt vorzunehmen sind.“
- Was unternimmt die Salpetererbewegung Pro Albtalstraße jetzt? Sie wird in den nächsten Tagen einen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann verschicken. Darin erläutert die Bewegung die Hintergründe, die zum Unmut in Teilen der Bevölkerung über die anhaltende Straßensperrung geführt haben. Erwähnt wird auch, dass 2017 von den Bürgermeistern von Albbruck und Görwihl eine Liste mit 11 000 Unterschriften mit der Forderung um Wiederöffnung der Albtalstraße beim Verkehrsministerium in Stuttgart eingereicht wurde. „Wir fühlen uns den Behörden gegenüber ohnmächtig“, heißt es im Brief an Winfried Kretschmann, „weil die Verantwortung immer auf weitere Gutachter verschoben wird“. Eine Wiederöffnung der Straße würde für Hilfsorganisationen wie Feuerwehr, DRK, THW und Bergwacht „eine deutliche Verkürzung der Rettungswege mit sich bringen“, heißt es im Brief an den Ministerpräsidenten.