Die Auseinandersetzung eines Heilbronner Bäckers mit der dortigen Anti-Diskriminierungsbehörde sorgt derzeit bundesweit für Schlagzeilen. Die Behörde wirft dem Bäckermeister vor, mit „diskriminierungssensibler“ Dekoration seiner Berliner bestimmte Volksgruppen rassistisch zu beleidigen.

Es ist eine Angelegenheit, die für viele Diskussionen sorgt – und Wellen bis an den Hochrhein schlägt. Denn hier, beim Spezialisten für Tortendekoration Günthart in Hohentengen, wurden die in Rede stehenden Deko-Figuren hergestellt.

Firma Günthart: „Wir sind sehr verwundert“

Und bei Günthart sei man von der Aufregung um die Angelegenheit „sehr verwundert“, wie Katharina Jahr, Creative Director des Unternehmens, auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt. Seit etwa 60 Jahren stelle das Unternehmen die Figuren her. Kritik an den Darstellungen habe es bislang nie gegeben, so Jahr.

„Die Einstecker bilden einfach beliebte Kostüme ab, die viele Jahrzehnte lang diskussionsfreier Bestandteil von unserer Fasnacht waren“, schildert Jahr den Hintergrund.

Das Design der Figuren sei über die Jahre „hin und wieder“ angepasst worden, schildert die Kreativ-Direktorin. Aber offenbar habe sich trotzdem „die Meinung zu Dingen die lange zu unserer Normalität gehört haben, plötzlich extrem verändert“, dass das Unternehmen davon sehr überrascht worden sei.

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Nur eine Figur steht in der Kritik

Dass nun aus der gesamten Produktpalette mit der Bezeichnung „Chenille-Einstecker Karneval“, die in der Regel in Form von 100-Stück-Packungen verkauft werde, auch lediglich eine einzelne Figur in einer einzigen Bäckerei derart in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerate, sei aus Firmensicht „nicht naheliegend“.

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„Es wäre dann schon richtig und wichtig, alle Kostüme und Produkte dieser Art mit in die Diskussion einzubeziehen“, so Jahr weiter. Denn am Ende müsse eine grundsätzliche Entscheidung getroffen werden, was man in Zukunft noch dürfe und was als kulturelle Aneignung zu werten sei.

Firma sieht keine Veranlassung zu kurzfristigem Handeln

Da es sich bei dem vorliegenden Fall der Heilbronner Bäckerei um einen Einzelfall handle, sei es für Günthart auch schwer zu entscheiden, welche Konsequenzen daraus zu ziehen seien. Denn das Unternehmen habe bisher „keinerlei Resonanz“ erhalten, „auch keine Anfeindungen oder dergleichen“, wie Katharina Jahr betont.

„Sollten Kostümierungen, die andere Kulturen darstellen, oder lustige Darstellungen anderer Kulturen gesetzlich verboten werden, werden wir uns selbstverständlich an dieses Verbot halten“, sagt sie.

Freilich werde auch das Design des Artikels „bestimmt irgendwann wieder angepasst“. Allerdings: „Gerade sind wir uns aber nicht sicher, wie das dann aussehen darf. Vielleicht bilden wir dann gar keine menschlich anmutenden Figuren mehr ab.“

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