Fließen kein Strom und Wasser mehr? Wird der Müll nicht regelmäßig abgeholt? Bleiben Verletzte liegen oder herrscht auf den Straßen Chaos, weil Rettungsdienst und Polizei nicht kommen? Brennen Häuser ab, weil die Feuerwehr keine Leute mehr hat? Bleiben Menschen hilflos, weil das THW nicht ausrücken kann? Kaum vorstellbar. Möglich sind aber personelle Engpässe, wenn das Coronavirus, besonders die neue Omikron-Variante, weiter in diesem Tempo um sich greift. Der SÜDKURIER hat bei Polizei, Feuerwehr, DRK, THW und beim Landratsamt Waldshut nachgefragt, wie gut sie auf Notsituationen vorbereitet sind.

Notfallpläne liegen bereit

Noch scheint die Lage bei den Hilfsorganisationen und Unternehmen in der kritischen Infrastruktur im Landkreis Waldshut entspannt. Doch die Verantwortlichen werfen einen genauen Blick auf das Pandemie-Geschehen und den Krankenstand. Sollten zu viele Einsatzkräfte ausfallen, liegen Notfallpläne bereit, um die Bereitschaft zu jeder Zeit zu gewährleisten.

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  • Die Feuerwehr Bad Säckingen: Tobias Förster, Kommandant der Feuerwehr Bad Säckingen spricht im Telefonat mit dem SÜDKURIER vom „Fall X“. Sollte der eintreten, melde er es dem Kreisbrandmeister. Der greife, wenn‘s brennt, in die Alarmierung ein und fordere notfalls Wehrmänner aus den Nachbargemeinden an. Förster: „Die Mannschaftsstärken sollen gewährleistet bleiben.“

Der Bad Säckinger Kommandant verweist darauf, dass die Feuerwehren gut vernetzt seien. Vom Landesverband und Kreisbrandmeister gebe es konkrete Hinweise zum Dienstbetrieb.

Die Feuerwehr Bad Säckingen bei einem Einsatz im Januar 2021.
Die Feuerwehr Bad Säckingen bei einem Einsatz im Januar 2021. | Bild: Feuerwehr Bad Säckingen

Wehrleute schützen sich so gut es geht

Damit sich möglichst keiner infiziert, gelten bei der Feuerwehr Bad Säckingen strikte Vorsichtsmaßnahmen. „Wir verzichten auf jegliche Form des Zusammenkommens, es gibt also keine kameradschaftlichen Aktivitäten“, sagt Förster. Die Wehrleute übten in Kleingruppen von fünf bis zehn Leuten. Immer dieselben in einer Gruppe, immer draußen, nur mit FFP2-Maske und getestet.

Bei Einsätzen gilt: Maske tragen und Abstand halten, wie es im Ernstfall eben möglich ist. Wer im Moment nicht eingesetzt sei, werde sofort aus der Einsatzgruppe herausgelöst. Und nach jedem Einsatz werden die Wehrleute getestet, beschreibt der Kommandant. „So eine Situation haben wir noch nie erlebt, das ist sicher eine Herausforderung. Wir fahren auf Sicht.“

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  • DRK-Kreisverband, Rettungsdienst: Noch sind die Mitarbeiter im Rettungsdienst des Kreisverbands Waldshut des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verschont geblieben, wie Rettungsdienstleiter Heiko Zimmermann am Telefon berichtet, „aber ich weiß nicht, ob es die Ruhe vor dem Sturm ist.“ Er mutmaßt, es können am hohen Impfstand bei den DRK-Einsatzkräften liegen. Nahezu alle, 99 Prozent, seien geimpft, manche hätten sogar schon die vierte Impfung hinter sich.

Man will sich beim Rettungsdienst erst gar nicht in eine personelle Notlage bringen. Deshalb hält Zimmermann die Impfung für die erste wichtige Maßnahme: „Wir arbeiten darauf hin, dass ab dem 16. März, nur noch Geimpfte in unserem System arbeiten.“

Tägliche Tests vor dem Dienstantritt

Zimmermann versichert: „Jeden Tag vor dem Betreten der Arbeitsstätte, vor dem Dienstantritt, wird getestet. Auch die Geboosterten.“ Die Rettungskräfte würden im Fahrzeug schon lange konsequent eine FFP2-Maske tragen. Die Teams würden so wenig wie möglich durchmischt, die Mitarbeiter blieben möglichst auf ihren Stammwachen. Externe Besucher dürfen die Rettungswache nicht betreten.

Im Notfall helfen Auszubildende

Für DRK und Rettungsdienst bestehen Eskalationspläne des Innenministeriums, wenn es personell eng wird. Zimmermann: „In keiner der Stufen wird vom Qualitätsstandard abgewichen.“ Im Fall der Fälle würden unter anderem Auszubildende, Schülernotfallsanitäter, zum Beispiel als Fahrer, eingesetzt. „Wenn‘s massiv wird, schauen wir, welche weiteren Schritte wir unternehmen“, sagt Zimmermann. Im Notfall müssten auch die Führungskräfte ran.

Polizisten bei einer Verkehrskontrolle bei Bernau und St. Blasien.
Polizisten bei einer Verkehrskontrolle bei Bernau und St. Blasien. | Bild: Sira Huwiler-Flamm
  • Die Polizei: Die Polizei muss handlungsfähig bleiben. Das Landes-Innenministeriums habe bereits zu Beginn der Pandemie Maßnahmen definiert, wie die Pressestelle auf Nachfrage schreibt. Personalstärken werden auf lange Sicht angepasst, Kräfte werden umgeschichtet. „In Bezug auf die Infektiosität des Virus‘ und den Krankheitsverlauf haben wir das ungünstigste Szenario angenommen“, schreibt das Ministerium weiter. Deshalb sei die Polizei bisher immer umfassend vorbereitet gewesen. Die Polizeidienststellen und Einrichtungen für den Polizeivollzugsdienst passten selbst Schichtdienst und Arbeitszeitmodelle an. Damit sollen Polizisten rund um die Uhr verfügbar sein.

Innenministerium legt dreistufiges Konzept auf

Das Ministerium sieht das hohe Gefährdungspotenzial der Omikron-Variante und ist vorbereitet. Die Behörde spricht von einem dreistufigen Konzept. Zunächst sollen regionale Lösungen greifen. Es werde geprüft, ob Dienstpläne angepasst werden müssten, Besprechungen würden aufs Minimum reduziert.

Konzentration auf die Kernaufgaben

Verschärft sich die Lage, gelten die Eskalationsstufen 2 und 3. Dann greife das Innenministerium ein. Im Extremfall konzentriere sich die Polizei auf ihre Kernaufgaben. Zum Beispiel würden Präventions- und nicht betriebliche Fortbildungsveranstaltungen ausgesetzt, landesweit würde möglicherweise der Aus- und Fortbildungsbetrieb bei der Polizeihochschule eingestellt. Frei werdende Kräfte unterstützten betroffene Dienststellen. Infektionsschutzmaßnahmen würden laufen überprüft und angepasst.

Das Ministerium schreibt: „Bisher konnte die Polizei in Baden-Württemberg ihre Aufgaben in vollem Umfang erfüllen.“ Und das soll so bleiben. Dafür soll der Maßnahmenkatalog garantieren.

  • Das THW Bad Säckingen: Auch beim THW Bad Säckingen soll sich das Virus erst gar nicht ausbreiten. „Wir haben einen großen Vorrat an persönlicher Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln besorgt. Per Video haben wir den richtigen Umgang damit geschult“, schreiben Uwe Meitinger, stellvertretender Ortsbeauftragter, und Pressesprecher Nicolas Lauber in ihrer Stellungnahme. Die Bestände an Lebensmitteln, Verbrauchsgütern und Betriebsstoffen seien aufgestockt worden. „Damit können wir auch bei längeren Einsätzen autark arbeiten. Fällt der Strom aus, steht ein Notstromaggregat zur Verfügung, um die Unterkunft zu versorgen.

Hohe Impfquote unter den Helfern

Die Ausbildung sei ins Internet ausgelagert, persönliche Kontakte minimiert worden. Sollten Zusammenkünfte unumgänglich sein, werde die Helferzahl auf das Nötigste reduziert. Die Gruppe halte sich an die AHA-Regel, jeder muss einen negativen Schnelltest vorweisen. Die THW-Räume seien mit Luftreinigern und Desinfektionsmittelspendern ausgestattet. In den Fahrzeugen liegen Hygieneboxen mit Schutzausrüstung und Hygieneartikeln bereit. Lauber und Meitinger berichten zudem über eine hohe Impfquote unter den Helfern.

Die THW-Jugend Bad Säckingen bei einer Übung während eines einwöchigen Lagers. Bild: THW
Die THW-Jugend Bad Säckingen bei einer Übung während eines einwöchigen Lagers. Bild: THW | Bild: THW Bad Säckingen

Im Notfall Zwölfstundenschichten

Trotz aller Vorbeugungsmaßnahmen liegt ein Notfallplan bereit. Fallen zu viele Helfer aus, sind Zwölfstundenschichten geplant, und Reservehelfer können reaktiviert werden. Das THW Bad Säckingen kann auch aus dem gesamten Regionalstellenbereich Helfer anfordern. Lauber und Meitinger erklären: „Das ist möglich, weil die Grundausbildung in ganz Deutschland gleich ist. Auch die Ausstattung der Fahrzeuge ist identisch.“

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  • Die Müllentsorger: Mit konsequenter Einhaltung der AHA-Regel, regelmäßigen Tests und einer sehr hohen Impfquote haben es die Müllentsorger im Landkreis, Kühl und Remondis, geschafft, das der Betrieb bisher wie gewohnt läuft. Wie Landratsamtssprecher Tobias Herrmann auf Nachfrage schreibt. Auf den Touren seien ein Lader und ein Fahrer eingesetzt, während des Diensts würden somit Kontakte beschränkt. Sitzen beide im Führerhaus, müssten sie Masken tragen. Remondis teste die Mitarbeiter täglich. Die Teams kommen nacheinander zum Dienst, würden getestet und dann ihre Tour beginnen. Kühl testet zwei Mal pro Woche.
Ein Müllmann mit zwei braunen Tonnen.
Ein Müllmann mit zwei braunen Tonnen. | Bild: Patrick Seeger/dpa

Andere Niederlassungen springen ein

Aber auch die Müllentsorger wissen, dass es personell eng werden kann. Beide Unternehmen können auf Notfallpläne zurückgreifen. Sie können von anderen Niederlassungen ihrer Unternehmen Personal anfordern. Infizierte bleiben in Quarantäne. Herrmann: „Es wird gemäß des staatlichen Gesundheitsamts, auch hinsichtlich der Kontaktperson, verfahren.“

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