Wenn der Rheindurchfluss 1450 Kubikmeter Wasser pro Sekunde betragen würde, könnte das Rheinkraftwerk Säckingen (RKS) mit seinen vier Turbinen die höchste Leistung erreichen – 74 Megawatt. Doch die am Ufer aufgestellte Infotafel zeigt im Moment Werte an, die weit davon entfernt liegen: gerade einmal 470 Kubikmeter und eine Leistung von 35 Megawatt, also weniger als die Hälfte.

Ralf Reinhart, Vorstand der RKS AG, sagt: „Der Rheinpegel ist momentan schon dramatisch niedrig. Wir haben derzeit nur zwei von vier Turbinen in Betrieb.“ Im Laufenburger Kraftwerk reicht das Wasser nur aus, um vier der zehn Turbinen am Laufen zu halten. Jochen Ulrich, Leiter der Abteilung Asset-Management beim Betreiber Energiedienst, sagt: „Normal wären zu dieser Jahreszeit zwischen 800 und 900 Kubikmeter Durchfluss und nicht knapp unter 500, wie gerade.“

Im Januar noch kein Niedrigwasser

Sei der Rheinpegel im Januar noch relativ ausgeglichen gewesen, habe die Trockenheit seit Februar ihn auf Tiefstwerte sinken lassen, sagt Ulrich. Und: „Das macht sich bei der Stromproduktion bemerkbar, ganz klar.“ Auch der Regen an den vergangenen Tagen habe daran kaum etwas geändert. Um den Pegel wieder nennenswert ansteigen zu lassen, müssten die Niederschlagsmengen weit höher sein. Traditionell stellen die Wintermonate eine Durststrecke für die Kraftwerksbetreiber dar. Sie müssen bis ins Frühjahr warten, bis die Schneeschmelze in den Schweizer Alpen den Rheinpegel steigen lässt. Dennoch sagt Ulrich: „Regen wirkt sich auf den Kraftwerksbetrieb stärker aus als die Schneeschmelze.“

Aber zu viel Regen ist auch nicht gut. Diese Erfahrung hat Energiedienst 2021 gemacht. Trotz der starken Niederschläge und Hochwassers hat das Unternehmen laut Geschäftsbericht weniger Strom in seinen Hochrhein-Anlagen produziert als 2020. Denn das Zuviel an Wasser können die Turbinen nicht verarbeiten – es wird über die Wehranlagen in den Unterlauf abgelassen.

Klimawandel ist ein Thema

Laufenburg, Säckingen, Ryburg-Schwörstadt – das stärkste Kraftwerk am Hochrhein – sowie Rheinfelden, mit Eröffnung 2011 das jüngste: Wie Perlen reihen sich die Wasserkraftwerke aneinander und liefern vergleichsweise verlässlich Strom. Der Klimawandel ist für die Betreiber ein Thema, aber noch stellt er ihr Geschäftsmodell nicht infrage.

Ulrich sagt: „Früher waren die Phasen Hoch- und Niedrigwasser zeitlich teils anders verteilt. Über längere Zeiträume betrachtet, sinkt die Wassermenge aber nur minimal.“

Auch Reinhart weiß: Ausgeprägtes Niedrigwasser ist kein neues Phänomen. Doch das Wasserkraftgeschäft werde durch das zunehmende Extremwetter – mal extrem viel Regen, mal extrem wenig – herausfordernder und weniger verlässlich. Ein Gutes hat das Niedrigwasser für das Rheinkraftwerk Säckingen aber: Dass eine der vier Turbinen gerade durch Revision ausfällt, bedeutet so keinen Verlust.

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