Gute Laune, viel Geld und klare Worte. Über dem Gelände in Albbruck, auf dem im Jahr 2028 das geplante Zentralkrankenhaus für den Landkreis Waldshut seinen Betrieb aufnehmen soll, herrschte am Freitag allenthalben Eitel Sonnenschein. Dies vor allem, weil Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) mit einem großen und gleichermaßen dicken Scheck über sechs Millionen Euro im Kofferraum seiner Dienstlimousine mit E-Kennzeichen angereist kam. Mit dem Zuschuss unterstütze die Landesregierung die Planung des neuen Krankenhauses, sagte ein gut aufgelegter Minister, der, wie er am Rande erwähnte, für seine Partei an den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen in Berlin mitwirken werde.

Nachdem der geplante Neubau des Zentralklinikums in diesem Jahr in das Landeskrankenhausprogramm aufgenommen wurde, erhält der Landkreis damit die Zusage für die ersten Fördermittel vom Land. Weitere sollen folgen. Und wenn es nach dem Gesundheitsminister geht, sollen die Zuschüsse auch reichlich fließen.
Lucha: „Es ist mein Interesse, Ihnen so viel Geld wie möglich zu geben.“ Im Idealfall sollen es Zuschüsse in Höhe von 99 bis 100 Prozent der förderfähigen Kosten sein. Schließlich sei der Landkreis Waldshut „mit diesem vorbildhaften Projekt weiter auf einem hervorragenden Weg zu einer qualitativ hochwertigen und bedarfsgerechten Versorgung seiner Bürger“. Um noch zu ergänzen: „Das Land Baden-Württemberg unterstützt den Neubau des Zentralspitals als zukunftsweisendes Vorhaben von Anfang an und möchte damit auch unterstreichen, wie wichtig und beispielgebend dieses zentrale Bauvorhaben ist.“ Mit einem Augenzwinkern nannte der Minister, dass das Vorhaben „auch ein bisserl eine Manne-Lucha-Klinik“ sei.

Bei aller Freude und auch heraushörbarem Stolz – „Sie bauen hier das richtige Krankenhaus am richtigen Ort.“ – machte Lucha auch klar, „dass ich es bedaure, dass der Bürgermeister von Bad Säckingen nicht da ist“. Denn der Weg zum Albbrucker Neubau sei, wie es Landrat Martin Kistler sagte, steinig und in Bad Säckingen mit Schmerzen verbunden gewesen.
Rückblickend sei es indes gut gewesen, so Lucha, „dass wir standhaft geblieben sind“. Jetzt richte sich der Blick aber nach vorne, vor allem auf den im Aufbau befindlichen Gesundheitscampus in der Kurstadt. Lucha: „Wir zeigen, dass wir niemanden im Stich lassen.“
Auch wenn Lucha mit Blick in Richtung Bad Säckingen noch davon sprach, dass es an der Zeit sei, verbal abzurüsten, setzte er am Rheinufer stehend, den Blick in die Schweiz gerichtet, zu einer scharfen Kritik am Schweizer Gesundheitssystem an. Der Minister: „Das sind gesundheitspolitische Raubritter. Sie bilden selbst nicht aus und bedienen sich dann an unseren gut ausgebildeten Fachkräften.“ Er versprach, diese Problematik auch bei künftigen bilateralen Gesprächen mit der Schweiz anzusprechen.
Sowohl Landrat Martin Kistler, wie auch Albbrucks Bürgermeister Stefan Kaiser stand die Freude über den Besuch aus Stuttgart sichtlich ins Gesicht geschrieben. Kistler: „Es freut uns sehr, dass Minister Lucha für die Übergabe der ersten Fördergelder in den Landkreis gekommen ist. Der Sozialminister unterstreicht damit die Bedeutung, die das Land dem Bau des Zentralklinikums für unsere Region beimisst.“
Unter den Gästen, die den Minister aus Stuttgart auf dem Baugelände begrüßten, waren der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner, dem Manfred Lucha zur Wiederwahl gratulierte, die beiden Landtagsabgeordneten Sabine Hartmann-Müller (CDU) und Niklas Nüssle (Bündnis 90/Die Grünen), die Aufsichtsratsmitglieder des Klinikums, zahlreiche Bürgermeister mit OB Philipp Frank (Waldshut-Tiengen) an der Spitze sowie zahlreiche Kreisräte.
Auf dem Weg zum Zentralklinikum im Kreis Waldshut
- August 2021: Sozialminister Manfred Lucha räumt Zweifel aus: 'Natürlich kommt das Zentralklinikum in Albbruck'.
- August 2021: Der Verlust beim Klinikum Hochrhein fällt wegen der Corona-Pandemie deutlich höher aus.
- Juli 2021: Der Waldshuter Kreistag verabschiedet die Masterplanung für das geplante Zentralkrankenhaus, das im Jahr 2028 in Albbruck seinen Betrieb aufnehmen soll.
- Mai 2021: Der Landkreis sucht Unternehmen für den Bau des Klinikums.
- März 2021: Landrat Kistler spricht im Albbrucker Gemeinderat über den aktuellen Stand.
- März 2021: Das Medizinkonzept steht: Welche Behandlungen werden im Zentralklinikum möglich sein? Hier die Antwort.
- Frühjahr 2021: Bis die Gesundheitsversorgung in Albbruck funktioniert, muss das Klinikum Hochrhein in Waldshut leistungsfähiger werden: Es wird angebaut.
- Dezember 2020: Wie passt der Standort des Zentralspitals mit der Hochrheinautobahn A98 zusammen? Hier die Hintergründe.
- Dezember 2020: Einblick in den Masterplan des geplanten Zentralklinikums 'Gesundheitspark Hochrhein'.
- September 2020: Ein Ziel, aber unterschiedliche Wege zum Zentralspital. Ein Vergleich der Projekte in den Landkreisen Lörrach und Waldshut.
- März 2020: Wirbel um einen nicht-öffentlich gefassten Beschluss im Kreistag zum Medizinkonzept.
- März 2019: Nun steht es fest: Der Standort für das geplante Zentralspital im Kreis Waldshut soll in Albbruck gebaut werden.