„Seit drei Tagen schneit es fast ununterbrochen, sodass der Bahnschlitten täglich zweimal geführt werden muss“, berichtete der Alb-Bote am 9. Januar 1914 aus dem im tiefen Winter steckenden Höchenschwand. Um der alles zudeckenden Schneemassen einigermaßen Herr zu werden, brauchte es nicht nur den von Ochsen gezogenen Bahnschlitten, sondern auch die Handarbeit mit der Schneeschaufel.

Wegen Streik muss jetzt jeder Mann ran

Und ausgerechnet jetzt streikten seit Winterbeginn die Schneeschaufler, im Alb-Bote vor 110 Jahren „Schneeschorer“ genannt. Die diese Trupps bildenden Männer, die im staatlichen Auftrag die Schneeschaufeln schwangen, forderten, ihren bisherigen Stundenlohn von 25 Pfennig auf 35 Pfennig zu erhöhen. Und noch hatten sich beide Seiten nicht geeinigt. Weshalb das Rathaus sonntags eine Gemeindeversammlung ansetzte, in der ein bemerkenswerter Beschluss gefasst wurde: Alle arbeitsfähigen männlichen Ortseinwohner sollten so lange zum Schneeschaufeln herangezogen werden, bis die Wasser- und Straßenbauinspektion Bonndorf sich zu Erhöhung des gewünschten Stundenlohnes herbeilasse.

Wer Dienst verweigert, muss zahlen

Was bedeutete, dass nun jeder Bürger zum Schneeschaufeln, wenn er an die Reihe kommt, einberufen werden konnte, selbst auch die, welche in ihrem Leben noch nie mit der Schaufel hantiert hatten. Allerdings eröffnete sich den Schaufel-Verweigerern der Ausweg, einen Ersatzmann stellen zu können. Doch dem musste der Verweigerer einen Stundenlohn von 35 Pfennig bezahlen, wogegen vom Staat ja bisher nur 25 Pfennig für den Schaufeldienst vergütet wurden.

„Der Dreikönigstag brachte uns reichlich Schnee, auch gestern schneite es den ganzen Tag“, meldete am 8. Januar 1914 der Alb-Bote aus Görwihl. Der Kursbus der Schweizer Marke Saurer habe sich tapfer gehalten, die Fahrten hätten pünktlich und ohne Verspätung durchgeführt werden können. Es habe sich gezeigt, dass „bei Offenhaltung der Straße ungehinderter Betrieb mit Zuhilfenahme der Schneeketten, Patent Görwihl“, möglich sei. „Die Wagen sind angenehm durchwärmt, was von den Fahrgästen als große Annehmlichkeit empfunden wird.“

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