Als wären die Geburtswehen der von der Gemeindereform vor 50 Jahren gezeugten neuen Stadt Waldshut-Tiengen nicht schon heftig genug gewesen, knirschte es auch bei der Wahl des Rathauschefs der Doppelstadt.

Zunächst wird ein Amtsverweser gesucht

Wegen der noch laufenden Klage von Tiengen gegen die Vereinigung mit Waldshut wurde zunächst ein Amtsverweser gesucht. Der Gemeinderat entschied sich am 3. Januar 1975 für den 33-jährigen Juristen Franz-Joseph Dresen. Doch wegen eines Formfehlers musste die Wahl am 17. Januar 1975 wiederholt werden.

Franz-Joseph Dresen macht das Rennen

Der 49 Mitglieder starke Übergangsgemeinderat der neuen Stadt Waldshut-Tiengen hatte am 3. Januar 1975 die Auswahl unter drei Kandidaten, die sich als Amtsverweser bewarben: Dr. Friedrich-Wilhelm Utsch, bisher Bürgermeister der Stadt Waldshut (FWV), Franz-Joseph Dresen (CDU), Regierungsrat im Innenministerium des Landes, und Architekt Heinz Duffner, bisher SPD-Fraktionssprecher im Waldshuter Gemeinderat. Nach dem ergebnislosen ersten Wahlgang zog Duffner seine Bewerbung zurück. Im zweiten Wahlgang obsiegte Dresen mit 26 Stimmen über den bisherigen Waldshuter Rathauschef Utsch, der 22 Stimmen erhielt.

„Die Wahl ist ungültig“ – die Nachricht schlägt ein

Während die CDU ihren Erfolg und den neuen Rathauschef noch feierte, schlug am 10. Januar 1975 die Nachricht der wegen eines Formfehlers ungültigen Wahl wie eine Bombe ein. Weil an der Wahl die miteinander verschwägerten Gemeinderäte Manfred Schewe aus Gurtweil und Adolf Cigolla aus Aichen teilnahmen, musste sie für ungültig erklärt werden. Als neuer Wahltermin wurde der 17. Januar festgelegt.

Und das kommt am Ende dabei heraus

Am Ergebnis änderte sich nichts, das in der Stadthalle Tiengen an diesem Abend vor 50 Jahren bekannt gegeben wurde: 27 Stimmen für Dresen, 18 für Utsch und vier Enthaltungen. Dresen wurde noch im gleichen Jahr von der Bevölkerung zum Oberbürgermeister gewählt. Nach einer zweiten Amtszeit trat er 1991 zum Bedauern seiner Partei zurück, arbeitete danach als Anwalt und starb 80-jährig im April 2022.

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