Wo ist eigentlich der im Landkreis Waldshut gesichtete Wolf hin? Angesichts der Neuigkeiten aus der benachbarten Schweiz, wo ein Wolf im Kanton Aargau jüngst mehrere Nutztiere gerissen hat, ist diese Frage wieder aktuell geworden. Und es gibt eine eindeutige Antwort: Der am 27. November 2019 erstmals in Grafenhausen gesichtete Wolf ist im Südschwarzwald geblieben und nun hier daheim. Dafür haben die Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg eindeutige Beweise.
Was weiß man über den Wolf?
Mittels genetischer Analyse des am 27. November 2019 auf der Gemarkung der Gemeinde Grafenhausen gefundenen Wolfskots (auch Losung genannt) konnte das Tier mit der Bezeichnung GW1129m identifiziert werden. Hannah Weber von der FVA nennt weitere Details: „Der Wolfsrüde stammt aus dem Schneverdinger Rudel in Niedersachsen. Nach diesem Erstnachweis wurde das Tier im Südschwarzwald noch mehrfach genetisch nachgewiesen.“ Allerdings bislang immer über Kotanalysen und nicht nach Nutztierrissen.
Wo ist das Tier unterwegs?
Der Wolfsrüde war laut Umweltministerium zweifelsfrei im ersten Halbjahr 2020 mehrfach in Schluchsee (4. April, 26. April, 31. Mai). Hinzu kamen weitere Wolfsnachweise im Kreis Waldshut (Grafenhausen, Ühlingen-Birkendorf und St. Blasien), bei denen es sich zwar zweifelsfrei um einen Wolf handelte, aber nicht zwingend um GW1129m.

So beispielsweise beim jüngsten Wolfsnachweis durch ein Foto am 25. Juli in Ühlingen-Birkendorf. Dazu erklärt Hannah Weber: „Der Ort liegt im Aufenthaltsgebiet des Rüden GW1129m, so dass es sich wahrscheinlich um dieses Individuum handelt. Mit Sicherheit lässt sich dies aber nicht sagen, da Wölfe keine individuell unterscheidbaren Merkmale aufweisen.“
Begegnung mit GW1129m? So verhalten Sie sich richtig
Wie viele Wölfe leben im Schwarzwald?
Laut Umweltministerium Baden-Württemberg sind damit nun zwei männliche Wölfe im Schwarzwald sesshaft geworden: der hier seit Ende Mai so genannte residente Wolf GW1129m (im Süden) und der seit 2017 bekannte Wolfsrüde GW852m (im Norden).
Was ändert sich mit dem Wolf in der Region?
Der Südschwarzwald gehört damit seit 31. Juli 2020 zum Fördergebiet Wolfsprävention Schwarzwald. Das heißt, dass Nutztierhalter mit Fördergeldern für so genannte Herdenschutzmaßnahmen vom Umweltministerium finanziell unterstützt werden können, sofern die unteren Naturschutzbehörden der Landkreise den jeweiligen Antrag genehmigt. Die Details dazu sind hier beschreiben.
Das Fördergebiet umfasst die Gemarkungsflächen aller Städte und Gemeinden im Schwarzwald, die in einem 30-Kilometer-Radius um den Mittelpunkt der beiden Wölfsgebiete liegen. Es befindet sich zwischen der Bundesstraße 3 im Westen, der Autobahn 81 im Osten und der Autobahn 8 im Norden.
Was kann gefördert werden?
Laut Umweltministerium ist es beispielsweise möglich, für die „Anschaffung von technischen Mitteln zur ‚wolfsabweisenden‘ Sicherung von Weiden und Offenställen in der Schaf-und Ziegenhaltung, in der landwirtschaftlichen Gehegehaltung von Schalenwild sowie von Schutzmaßnahmen für Kälber und Fohlen“ Fördergelder zu bekommen. Außerdem seien unter anderem Materialkosten für „wolfsabweisende“ Zäune und Zubehör, sowie die jährliche pauschale Förderung der Aufwendungen für Herdenschutzhunde mit 1.920 Euro je Jahr und Hund möglich.
Angriffe auf Nutztiere
Seit Oktober 2019 kam es in Baden-Württemberg zu sieben nachgewiesenen Angriffen auf Nutztiere durch einen Wolf (Stand April 2020): Im Oktober in Oppenau und zweimal in Forbach, im Januar in Bad Wildbad und im Februar wieder zweimal in Forbach. Als Täter konnte in den ersten vier Fällen GW852m, der Wolfsrüde im Nordschwarzwald, ermittelt werden. Weiterhin ergaben Analysen des Senckenberg-Instituts, dass ein anderer, vermutlich aus den Alpen stammender Wolf (GW1591m), im April zwei Ziegen in Münstertal im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald gerissen hat.
In den vergangenen fünf Jahren ereigneten sich landesweit 13 auf Wölfe zurückzuführende Angriffe mit insgesamt 79 gerissenen Nutztieren (77 Schafe und 2 Ziegen). In allen Fällen waren die Tiere nicht wie empfohlen durch Hunde oder Elektrozäune geschützt.