Er ist klein und sieht putzig aus – macht aber große Probleme. Der Waschbär hat auch den Hochrhein erreicht und bereitet Jägern und Experten in der Region Sorgen: „Das wird zu einer Plage werden, auch bei uns“, weiß der Waldshuter Kreisjägermeister Bernhard Kallup. Kann man der Lage noch Herr werden?

Waschbär wird vermutlich zum Problem

Vermutlich nicht: „Der Waschbär ist auch bei uns auf dem Vormarsch und das lässt sich wahrscheinlich nicht mehr verhindern,“ schätzt Valentin Platten, Wildtierbeauftragter im Landkreises Waldshut.

„Der Waschbär ist auch bei uns auf dem Vormarsch und das lässt sich wahrscheinlich nicht mehr verhindern“ – ...
„Der Waschbär ist auch bei uns auf dem Vormarsch und das lässt sich wahrscheinlich nicht mehr verhindern“ – Wildtierbeauftragter Valentin Platten | Bild: Sabine Braun

Zwar sei die Lage bisher noch ruhig – so gab es erste Meldungen aus Wehr und Stühlingen und auch aus Rheinfelden – doch die Erfahrung aus anderen Bundesländern zeige: „Sobald der Waschbär auftritt, wird er nach zwei bis drei Jahren zu einem richtigen Problem“, so Platten.

Waschbären sehen drollig aus, können aber große Schäden anrichten.
Waschbären sehen drollig aus, können aber große Schäden anrichten. | Bild: Patrick Pleul

Auch Kallup zeigt sich pessimistisch: „Dem wird man nicht mehr Herr, weder jagdlich noch mit anderen Methoden.“ Aber warum ist die Eingrenzung der invasiven Art so schwierig?

Der Waschbär lässt sich nur schwierig jagen

„Die Bejagung ist mühsam“, erklärt Kreisjägermeister Kallup. Der Waschbär ist nachtaktiv und um ihn zu jagen, „müsste man sich die Nächte um die Ohren schlagen.“ Außerdem sei der Waschbär ein schlaues Tier, das sich in der Natur gut auskennt.

Bernhard Kallup, Kreisjägermeister
Bernhard Kallup, Kreisjägermeister | Bild: Said Kallup

Zudem halte sich der Waschbär bevorzugt in Wohngebieten auf, weil er dort viel Nahrung, zum Beispiel in Biotonnen, finde und mögliche Fressfeinde wie den Fuchs weniger fürchten müsse, erklärt Platten.

Das Problem: Bei Siedlungsgebieten handelt es sich laut Platten um sogenannte befriedete Gebiete. Das bedeutet, es darf nicht mit Schusswaffen, sondern nur mit Fallen gejagt werden. Auch Giftköder dürfen nicht verwendet werden, da auch andere Tiere, wie zum Beispiel Hunde, diesen zum Opfer fallen könnten.

Warum ist die Ausbreitung des Waschbären problematisch?

Insbesondere für unsere heimischen Vögel sei der Waschbär eine Bedrohung, so Platten. Bodenbrüter seien beispielsweise eine leichte Beute für den Jäger. Aber auch höher gelegene oder von Wasser umgebene Vogelnester seien vor dem Nesträuber nicht sicher: Der Waschbär sei sehr geschickt und gut im Klettern und Schwimmen, wie der Wildtierbeauftragte erklärt.

Waschbären sind wahre Kletterkünstler. Dieser noch junge Waschbär lebt im hessischen Wildtierpark Edersee.
Waschbären sind wahre Kletterkünstler. Dieser noch junge Waschbär lebt im hessischen Wildtierpark Edersee. | Bild: Uwe Zucchi

Für den Menschen sei der Waschbär vor allem lästig: So verursacht das Tier laut Platten Sachschäden, ähnlich wie Mader, oder macht Lärm. Außerdem seien Waschbären sehr geschickt im Öffnen von Mülltonnen, wobei sie den Inhalt mitunter großzügig in der Umgebung verteilen.

„Verjagen, auch wenn er süß aussieht“

Der Wildtierbeauftragte empfiehlt deshalb, Mülltonnen, vor allem die Biotonne, abzuschließen und keine Essensabfälle im Kompost zu entsorgen. Generell sollte man keine Futterquellen offen rumliegen lassen, um das Tier nicht anzulocken. Waschbären sind Allesfresser und deshalb nicht wählerisch, was ihr Futter angeht, erklärt Platten.

Außerdem sollten Waschbären laut Platten auf keinen Fall gefüttert werden. Da die Tiere sehr lernfähig sind, könnten sie sich sonst daran gewöhnen und die Nahrung aktiv einfordern.

Waschbär klaut Vogelfutter Video: Helmut Kohler

Wer einen Waschbären bemerkt, sollte „ihn verjagen, auch wenn er süß aussieht“, macht der Wildtierbeauftragte deutlich. Dafür eignen sich beispielsweise laute, hoch frequentierte Geräusche. Manchmal helfe es auch, das Radio über Nacht laufen zu lassen, wenn sich der Waschbär unter dem eigenen Dach versteckt. „Hier kann man kreativ sein“, ermutigt Platten. Zudem könne man den Waschbären beim zuständigen Jäger melden.

Auch Waschbären haben eine Schonzeit

Allerdings dürfen Waschbären nur zwischen dem 1. Juli und dem 15. Februar gejagt werden, dazwischen ist die Schonzeit. So haben Waschbären zwar prinzipiell eine ganzjährige Jagdzeit, wie Kallup erklärt, aber es gebe trotzdem eine Schutzzeit für die Aufzucht der Jungen.

Diese gelte eigentlich nur für die Mutter und ihre Jungen, aber da man das Geschlecht bei Waschbären nicht so einfach anhand des Aussehens unterscheiden kann, werden in der Zeit alle Tiere geschont, ergänzt Platten.

Lernen, mit Waschbären zu leben

Da man der Waschbärenpopulation sehr wahrscheinlich nicht mehr ganz Herr werden wird, müsse man vermutlich einen Weg finden, mit ihnen zu leben, so Platten. Allerdings sie werden bei uns nie heimisch sein, so Platten, da sie ursprünglich durch den Menschen hergebracht wurden.

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