Als „Las Vegas von Baden-Württemberg“ bezeichnet nur Holger Ehrich Rheinfelden. Aber das meint der Direktor des kleinsten Variétés der Welt anerkennend. Schon seit Jahren wollte das Artistenduo Holger und Deana Ehrich aus Bochum an den Brückensensationen teilnehmen: „Viele Kollegen haben uns erzählt, wie toll es hier ist.“

Ein Mini-Zirkuszelt beim Salmeggpark
„Liebevoll“, nennt Holger Ehrich die Atmosphäre und freut sich über die große Bandbreite an Darbietungen. Ihr Mini-Zirkuszelt haben die beiden auf der Terrasse des Salmeggparks aufgebaut: Maximal acht Zuschauer erleben dort das sieben Minuten lange Programm, während Holger Ehrich jene unterhält, die vor dem Zelt warten.
Gewaltige Eröffnung am ersten Tag
Eine völlig andere Dimension hatte die gewaltige Eröffnung am Freitagabend: Hoch hinaus baute die sechsköpfige Akrobatikgruppe Cirque on Edge ihre Holzbrücke auf der Rheinbrücke, überwand mehrmals mit und ohne Seil den anfangs zehn Meter breiten Abstand zwischen beiden Brückenpfeilern.
Ein Brückenbau auf der Rheinbrücke
Der Brückenbau auf der Rheinbrücke an den Brückensensationen in den Zwillingsstädten, die über die Brücke verbunden sind, war eine geballte Symbolik, die Organisator und Kulturamtsleiter Dario Rago Freude bereitete. Ob sich das Publikum dieser Symbolik bewusst war oder nicht – die Eröffnung der Brückensensationen war damit perfekt gelungen: Bei Sonnenschein und ohne drückende Hitze drängten sich die Menschen auf und vor der Rheinbrücke, im Anschluss dann auf dem Inseli zur Bühnenshow „Best of Varieté“.
Das Publikum wird Teil der Shows
Wer am Samstag zu den vielen Besuchern gehörte, ging ein relativ großes Risiko ein, selbst Teil der Show zu werden: So musste ein bedauernswerter Raul im „Mnemoland“ des Duos Kazibaze auf dem Inseli bei 30 Grad mit einem Teelöffelchen Schokilinsen nach der Farbe sortieren.
Emiliano Alessi alias Tei Tei verwandelte vier Zuschauer mit einem Klebeband in einen Boxring und trat mit Klebeband verbundenen Händen selbst gegen einen fünften zum Kampf an: Darüber musste eine Zuschauerin, mutmaßlich die Ehefrau des Mitkämpfers, so herzhaft lachen, dass es ansteckend war.
Die Interaktion war keineswegs immer geplant: Die argentinisch-französische Clownin Torpeza Ritmika nahm einer Passantin, die frech mit dem Fahrrad durch ihre Bühne vor dem Zollhaus fuhr, spontan den Rucksack aus dem Korb und trank dankbar einen Schluck aus dem Bierglas eines weiteren Passanten, der die Straße überquerte.

Abseits geht es etwas stiller zu
Abseits der großen Shows ging es stiller zu, etwa im Salmeggpark in der Tetra-Town, wo die Niederländer Laura und Marco zum ersten Mal zeigten, wie man aus Tetra-Verpackungen Käppis bastelt, oder vor der nackten Absperrung vor dem Zollhaus auf Schweizer Seite, wo Clown Diabolo alias Sven Hennings aus Bad Säckingen unangemeldet für Kinder und Erwachsene Luftballonfiguren knotete und damit etwas nötige Anarchie in das Künstlerfest brachte.
Weit weg von der Rheinbrücke tanzte die Joshua Monten Dance Company auf dem Hauptwachplatz im Schweizer Rheinfelden vor der Martinskirche. Die Tänzer hatten sich aber diesen schattigen Platz für ihren schweißtreibenden Auftritt selbst ausgesucht.

Bombastische Feuershow am zweiten Tag
Bombastisch wurde es wieder am Samstagabend mit der Feuershow „Flame Rain Theatre“ aus Österreich, die besonders zum Finale spektakuläre Bilder lieferte. Dass der Regen just zu Beginn der Show einsetzte, störte die Künstler mehr als das Publikum. Das bekam vom Chaos, mit dem das Duo Arno und Kata laut eigener Aussage hinter der Bühne zu kämpfen hatte, nichts mit und war begeistert.
Auch Linda Sander hatte mit dem Regen zu kämpfen – das überraschte den Laien zunächst, weil sich die Berliner Artistin vor dem Haus Salmegg doch in einer Riesenschüssel voll Wasser bewegen wollte. Aber, wie sie mitteilte, habe der Regen die Griffe rutschig gemacht. Dennoch wagte sie es. Auch solche intimen Momente zwischen Künstler und Publikum machen die Brückensensationen aus.