Sie traf es als erstes und sie wird die Corona-Krise auch noch einige Monate treffen – die Rede ist von den Veranstaltern und Veranstaltungstechnikern. Wir sprachen mit einigen von ihnen aus der Region über ihre lange Zeit ohne Arbeit, die von ihnen gestarteten Alternativprogramme und ihre Zukunftsperspektiven.
Euro-Sound in Murg
„Wir sind im Moment die ärmsten Hunde“, sagt Jörg Höhne, Veranstaltungstechniker mit seiner Firma Euro-Sound in Murg. Fasnachtsdienstag hatte er seine letzte Veranstaltung, danach jeden Tag nur Absagen. Die großen Veranstaltungen wie das Public Viewing der Fußball-EM in Bad Säckingen und Murg und das Trompeterfest mussten ebenso ins Wasser fallen, wie etwa die Radsporttage in Gippingen (CH), die Höhne seit 20 Jahren technisch betreut. „Wir gingen von 100 auf 0“, so Höhne. Seine Fahrzeuge meldete er ab, seine freien Mitarbeiter haben nichts zu tun.
Die 9000 Euro Soforthilfe waren in der Zeit ohne Aufträge nur ein Tropfen auf den heißen Stein, auch wenn er damit das ein oder andere Darlehen habe stunden können. „Wir warten auf den zweiten Rettungsschirm speziell für Messebauer“, so der Wunsch von Höhne. Ein paar kleinere Aufträge habe er aktuell, so verleiht er etwa Konferenzanlagen an Gemeinderäte in der Region. Eine Alternative startete Höhne dann gemeinsam mit Elmar Huber aus Bad Säckingen mit dem Autokino in Wallbach. „Das hat uns beiden ein bisschen geholfen“, sagt Höhne. Da sie jedoch lange auf die Radio-Frequenz für den Ton des Kinos warten mussten, gingen ihnen kostbare Wochen verloren. Die ersten Wochen liefen gut, doch dann kamen die ersten Corona-Lockerungne und das gute Wetter. „Das war dann zu warm, im Auto zu sitzen, zum Schluß war es den Aufwand nicht mehr wert“, so Höhne.
Und wie geht es für ihn nun weiter? Höhne rechnet nicht damit, dass es nächstes Jahr in der gewohnten Form eine Fasnacht geben wird, maximal kleinere Veranstaltungen im Freien. Er geht aber davon aus, dass bereits Juli oder August mittelgroße Veranstaltungen wieder stattfinden können.
Elmar Huber Festverleih in Bad Säckingen
Für Elmar Huber, der einen Festverleih in Bad Säckingen betreibt, habe sich das Autokino in Wallbach rentiert. Er habe einige Fixkosten damit decken können. Und er kündigt an: „Wir wollen es im Herbst wiederholen.“ In der Regel wird die Festausrüstung bereits ein Jahr vorher gebucht und er habe im Vorfeld schon einiges aufgerüstet. Doch ab März kamen dann die Absagen. Da sein Festverleih jedoch nur ein Teil seines Angebots ist, habe ihn die Corona-Krise nicht so hart getroffen wie etwa Euro-Sound.

Nova Event-Agentur Säckingen
Auch Vano Soleymani von der Nova Event-Agentur Bad Säckingen hat die Corona-Krise hart getroffen: „Wir sind die Branche, die es als Erstes getroffen hat und , die es am Längsten treffen wird.“ Mit seiner Schweizer Firma verkauft er Veranstaltungstechnik, mit seiner Firma in Bad Säckingen agiert er selbst als Veranstalter oder unterstützt diese mit seiner Technik. Die Angestellten in der Schweiz sind in Kurzarbeit. Aktuell sind alle Aufträge bis Oktober abgesagt. „Soforthilfe habe ich bekommen, aber die reicht ja vorne und hinten nicht“, ärgert er sich. Doch er könne durch Rücklagen überleben.

Um für sich, aber auch für Künstler und das Gewerbe in der Region zu werben, entwickelte der junge Unternehmer eine Idee: Er veranstaltete bereits zwei Nova Park Events in Bad Säckingen, eines im Schlosspark und eines im Waldbad. Doch: „Das war nicht gewinnorientiert, damit konnte ich keine Einnahmen generieren, es war eher kostenintensiv“, sagt er. Eine Alternative war es also nicht.
Doch der Zuspruch durch die Bevölkerung dieser Online-Events, die per Live-Stream übertragen wurde, sei sehr hoch gewesen. „Ich würde es gerne wieder machen, doch dafür muss ich das Konzept überdenken“, erklärt er. Denn bei einem weiteren Mal ginge es nur mit Einnahmen und das wiederum gelinge nur mit geringeren Auflagen. Das Ziel sei es dann, mit dem Gewinn wohltätige Zwecke zu unterstützen, so Soleymani. Auch politisch möchte sich Soleymani für seine Branche einsetzen und sich bei einem Treffen mit einem Bundestagsabgeordneten Gehör verschaffen. „Unsere Branche ist so klein, wir haben keine Lobby“, sagt er.

Sind kleine Veranstaltungen für ihn eine Option? Veranstaltungen bis 100 Personen sind wieder erlaubt, doch dafür gelten klare Regeln: Feste Sitzplätze, Abstandsregeln, etc. „Mit allen Auflagen ist das überhaupt nicht wirtschaftlich“, sagt er. Und: „ich möchte nicht dafür haftbar sein, wenn etwas passiert, ich möchte nicht der sein, der eine erneute Infektionswelle verursacht, nur weil ich auf Biegen und Brechen eine Veranstaltung mache.“ Das Risiko sei ihm schlichtweg zu hoch. Er versucht optimistisch zu sein. Aber: „Vor November kann ich gar nichts machen.“ Aktuell gebe es für ihn also keine Veranstaltung, die sich lohnen würde.
Ein flammender Appell
Die Nova-Event Group (Bad Säckingen und Mumpf) wird in der Nacht vom 22. auf 23. Juni ab 22 Uhr mit Partnern aus der Branche die Schlossruine im Schweizer Laufenburg, dasSchlössle im Deutschen Laufenburg und das Feldschlössle in Rheinfelden Schweiz in rotes Licht hüllen. Dies soll ein flammender Apell und Hilferuf an die Politik zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft sein, im Rahmen der deutschland- und schweizweiten Kampagne „Night of Light“. Alle Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft, sowie Veranstaltungs-Locations in ganz Deutschland und der Schweiz, strahlen in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2020 diverse Gebäude oder stellvertretend ein regionales Bauwerk mit roter Beleuchtung an, um auf die dramatische Situation in der Veranstaltungswirtschaft aufmerksam zu machen. Diese Kampagne wird von der Ferne zu sehen sein. Es wird geben von einem Besuch direkt vor Ort abzusehen.