Eine Fußballweltmeisterschaft im Winter, Verletzung der Menschenrechte und, und, und – das große Turnier der Fifa in Katar wird heftig diskutiert. Die Vergabe ist umstritten. Trotzdem wollen im Kreis Waldshut zwei Veranstalter den Fußballfans das gemeinsame Erlebnis vor dem Großbildschirm bieten: In Bad Säckingen in der Huber-Arena und Lauchringen in einer Halle des ehemaligen Textilunternehmens Lauffenmühle gibt‘s auch 2022 ein Public Viewing.

Public Viewing beim SC Lauchringen

Beim Sportclub Lauchringen fiel die Entscheidung, auch bei dieser Fußballweltmeisterschaft ein Public Viewing durchzuführen vor einem Vierteljahr, wie Vorsitzender Thomas Kummer dem SÜDKURIER am Telefon verriet. „Es war aber ein Hin und Her, wo wir die Großleinwand aufbauen“, sagt er.

Das Wetterrisiko ist zu groß

Zuerst habe man sich wieder für das Wutachstadion, für ein Public Viewing im Freien, entschieden. Kummer: „Dann konnten wir mit der Gemeinde vereinbaren, eine der leer stehenden Lauffenmühle-Hallen zu nutzen.“ Kummer habe sich von seinen Vereinskameraden überzeugen lassen. „Das Wetterrisiko ist im November und Dezember zu groß. Ich habe das anfangs etwas unterschätzt“, sagt der SC-Chef.

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Ein hohes finanzielles Risiko

Die Kälte sei nicht das Problem, aber Regen halte die Fans wohl eher ab. In der Halle sitzen alle im Trockenen. „Da haben 2000 Leute Platz, Parkett ist verlegt, die Halle ist beheizt, die Akustik ist sehr gut“, schwärmt Kummer nun fast schon, „ich glaube, es wird richtig gut.“ Auf viele Besucher zählt der Verein. Denn Kummer zufolge gehe der Verein ein hohes finanzielles Risiko ein.

Für die Fußballfans am Hochrhein

Zum Thema Menschenrechtsverletzungen in Katar hat Kummer eine klare Meinung: „Wir haben die WM nicht nach Katar vergeben, es war die Fifa. Was nützt es, wenn wir sie boykottieren?“ Er verweist dabei auch auf diverse Championsleague-Vereine, die vom Wüstenstaat unterstützt werden sowie auf die olympischen Spiele in China und Russland, auf die WM in Russland. „Da geht auch nicht alles mit rechten Dingen zu. Ausgerechnet wir sollen auf das Public Viewing verzichten? Wir bieten es den Fußballfans am Hochrhein.“

Nur Spiele der deutschen Nationalmannschaft

Der SC Lauchringen zeigt allerdings nur die Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft. Die Erfahrungen aus den vergangenen Turnieren habe gezeigt, dass sich kaum einer für andere Spiele interessiere, erklärt Kummer. Das heißt: Sobald die deutschen Kicker ausscheiden, ist auch das Public Viewing beendet.

Public Viewing in der Huber-Arena (Bad Säckingen)

Für Elmar Huber, Veranstalter des Public Viewing in Bad Säckingen, wäre der richtige Zeitpunkt für den Protest bei der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft an Katar vor etlichen Jahren gewesen. Jetzt seien die Vorbereitungen abgeschlossen, jetzt solle es sich alles um Fußball drehen.

Nur Spiele von Deutschland und der Schweiz

Auch der Winter kann ihn nicht von einem Public Viewing in der Huber-Arena im Bad Säckinger Industriegebiet Langfuhren abhalten. „Wir werden allerdings nur die Spiele mit Deutscher und Schweizer Beteiligung zeigen“, schränkt Elmar Huber ein, „ich zeige die Spiele so lange Deutschland und die Schweiz mit im Turnier sind.“ Sind die beiden Mannschaften raus aus dem Turnier, wird Elmar Huber auch das Endspiel nicht mehr öffentlich zeigen.

Die voll besetzte Huber-Arena in Bad Säckingen bei der EM 2016.
Die voll besetzte Huber-Arena in Bad Säckingen bei der EM 2016. | Bild: Marion Rank

Kein Public Viewing gibt es diesmal auf dem Viehmarktplatz in Waldshut und in Murg. Der VfB Waldshut und die Gemeinde Murg haben darauf verzichtet. Allerdings nicht, um die umstrittene WM zu boykottieren. Es hat eher organisatorische Gründe.

VfB Waldshut ist bei der Schlittschuhbahn eingespannt

„Es ist durchaus fragwürdig, die WM an ein Land zu vergeben, in dem die Menschenrechte missachtet werden. Aber dagegen etwa zu tun, wurde im Vorfeld verpasst. Wir würfen Sport und Politik nicht vermischen“, sagt Klaus Fricker, Vorsitzender des VfB Waldshut, der das Public Viewing 2018 auf dem Viehmarktplatz durchführte.

Public Viewing auf dem Viehmarktplatz in Waldshut bei der WM 2018.
Public Viewing auf dem Viehmarktplatz in Waldshut bei der WM 2018. | Bild: Peter Rosa

Aber das gemeinsame Fußballerlebnis nun, 2022, erneut anzubieten, habe beim VfB nicht zur Debatte gestanden. Und das aus einem einfachen Grund: Der VfB betreibe zur gleichen Zeit die Schlittschuhbahn auf dem Waldshuter Viehmarktplatz. Beides kombinieren? „Nein, das geht nicht“, sagt Fricker, „im Übrigen ist es doch schöner, im Sommer Party zu machen, das macht mehr Spaß wie im Winter, im Freien hat das keinen Sinn.“

Auch die Gemeinde Murg verzichtet diesmal

Auch die Gemeinde Murg verzichtet diesmal auf ein Public Viewing. Bei den Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr habe es sich der Gemeinderat wieder überlegt, sagt Bürgermeister Adrian Schmidle auf SÜDKURIER-Nachfrage. Aber zum einen seien 20.000 Euro Kosten im Spiel, zum anderen hätte man wohl in die Murgtalhalle ausweichen müssen. „Das hätte Kollisionen mit den Vereinen gegeben. Ständig auf- und abbauen? Nein“, sagt Schmidle.

Public Viewing in der Murger Mitte bei der WM 2018.
Public Viewing in der Murger Mitte bei der WM 2018. | Bild: Michelle Güntert

Er klingt ein bisschen wehmütig: „Wir hatten tolle Veranstaltungen in der Murger Mitte bei den letzten Turnieren, da herrschte richtige Volksfeststimmung. Ob es jetzt der Fall gewesen wäre, weiß ich nicht.“ Das Thema Menschenrechtsverletzungen in Katar sei nicht Grund für den Verzicht.

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