Die Vertreterversammlung der Volksbank Hochrhein ist neben Vorstand und Aufsichtsrat das dritte Organ der Genossenschaftsbank. Jetzt kam sie in der Waldshuter Stadthalle wieder zusammen und erteilte Vorstand und Aufsichtsrat einen großen Vertrauensbeweis.
Aufsichtsratsvorsitzender Jan Tschentscher sprach von großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen, die sich 2023 ereignet hätten und von einem „schwierigen Zinsumfeld“. Aber es gebe auch gute Gründe, für 2024 und die kommenden Jahre mit Mut und Optimismus in die Zukunft zu schauen, betonte er. Der Erfolg der Bank sei ein Gemeinschaftswerk zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Mitgliedern, hob er hervor.

„Wir haben uns wacker geschlagen und positiv entwickelt, trotz allem“, sagte Vorstandsmitglied Stefan Aust in seinem Bericht für 2023. Den Herausforderungen habe man sich als „verlässlicher Partner“ und erfolgreich gestellt und dabei doch auch „Besonnenheit“ walten lassen.
Rückgang der Bilanzsumme auf 1,6 Milliarden Euro
Der Rückgang der Bilanzsumme 2023 auf 1,6 Milliarden Euro, knapp sechs Prozent weniger als 2022, nannte Aust „bewusst herbeigeführt und gesteuert, um die Ertragskraft der Bank zu steigern“. Beim betreuten Kundenvolumen gab es einen Zuwachs auf 2,96 Milliarden Euro – 2,5 Prozent mehr als noch 2022.
Rückgänge aber verzeichnete die Genossenschaftsbank fürs vergangene Jahr bei den Kundeneinlagen. Diese gingen um 5,1 Prozent auf etwas über eine Milliarde zurück. Angesichts von Teuerung und Inflation hätten viele Kundinnen und Kunden auf ihr Erspartes zurückgreifen müssen, führte Aust mit als Begründung dafür an. Oder sie hätten das Geld in einträglichere Wertpapiere umgeschichtet, was wiederum den Anstieg beim betreuten Kundenvolumen erkläre.
Aber: Beim Zinsüberschuss gab es einen deutlichen Rückgang, von 19,8 Millionen Euro 2022 auf knapp 17 Millionen Euro. Das Dilemma der Zinswende: Die Volksbank Hochrhein hat langlaufende Kredite mit verhältnismäßig niedriger Verzinsung in ihren Büchern. Sie muss andererseits aktuell aber kurzfristige Einlagen mit vergleichsweise hohen Zinsen belohnen – das drückt auf die Marge. Bis sich die Ertragslage der Bank wieder normalisiere, dauere es eben, erklärte Aust. Denn die Kreditnachfrage sei 2023 sowohl im gewerblichen wie im privaten Bereich zurückhaltender gewesen als noch 2022.
Zuwachs hingegen gab es bei den Kundenkrediten: Sie stiegen um zwei Prozent auf knapp eine Milliarde Euro. Erfreulich auch der Bilanzgewinn. Dieser nahm auf 1,54 Millionen Euro zu – 500 000 Euro mehr als 2022.

Vorstandsmitglied Christa Bader ging in ihrem Bericht auf das gesellschaftliche Engagement der Bank zur Förderung der genossenschaftlichen Idee von der Hilfe zur Selbsthilfe ein, vor allem in Form der Vereinsförderung im Verbreitungsgebiet. Die Idee sei auch heute noch lebendig und attraktiv.
Neue Genossenschaftsanteile und mehr Aufstockungen
Das Plus an Bausparverträgen mache deutlich, dass das Eigenheim „Wunschtraum der Deutschen“ bleibe. Positiv wertete sie auch den Anstieg der Mitgliederzahl. Immer mehr zeichneten neue Genossenschaftsanteile oder stockten die vorhandenen auf, unterstrich Bader – 2023 und auch im laufenden Jahr mit steigender Tendenz. „Und mehr Eigenkapital ist immer gut“, sagte sie. Das wertvollste Kapital der Bank seien aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Bader weiter.
Die aktuell rund 24 000 Mitglieder der Volksbank Hochrhein werden von 321 Männern und Frauen vertreten. Von diesen waren 141 bei der Vertreterversammlung 2023 in der Stadthalle anwesend – neben 69 Gästen. Die Vertreterinnen und Vertreter sagten einstimmig Ja zum Jahresabschluss und der Verwendung des Bilanzgewinns von 1,54 Millionen Euro. Davon werden 1,3 Millionen Euro den Rücklagen zugeführt. 237 600 Euro werden als Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet – der Dividendensatz wurde gegenüber 2022 um einen halben Prozentpunkt auf 2,5 Prozent angehoben. „Die Mitglieder werden so angemessen am Erfolg der Bank beteiligt“, sagte Tschentscher.
Einstimmige Wiederwahl in den Aufsichtsrat
Ebenso einstimmig wurden Vorstand und Aufsichtsrat entlastet. Tschentscher, Stephanie Bitterli, Gerd Isenberg und Jürgen Meier schieden aus dem Aufsichtsrat aus, stellten sich aber sämtlich der Wiederwahl und diese erfolgte auch einstimmig.
Von Barbara Rehm-Pfenninger, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, gab es aber auch kritische Worte in der Verssammlung. Die Zahlen der Volksbank Hochrhein seien im Landesvergleich teils unterdurchschnittlich. Die Ertragslage müsse wieder besser werden, mahnte sie.