Die Pandemie hat in den Landkreisen und Kantonen am Hochrhein tiefe Spuren hinterlassen. 1500 Menschen sind bislang auf beiden Seiten des Rheines an dem Coronavirus gestorben. Vor allem in der zweiten Welle zum Jahresende hin gab es starke Zunahmen an Sterbefällen, sodass selbst das Bestattungswesen teilweise an Kapazitätsgrenzen kam. Bei den hohen Todeszahlen meldeten beispielsweise Krematorien im Aargau Engpässe. Auch das Krematorium in Lörrach spürte den Anstieg, kam zwar nicht ans Limit, kremierte aber allein im Dezember über ein Drittel der Corona-Toten des ganzes Jahres 2020, sagt Jens Langela, Leiter des kommunalen Lörracher Betriebes.
Dezember und Januar – zum Jahreswechsel deutete sich ein Höhepunkt der zweiten Coronawelle an. Sie zeigte heftige Folgen auch im Bestattungswesen. Hohe Infektionsgefahr für Mitarbeiter, schwieriger Umgang mit den Toten, spezielle Hygieneregeln für Bestatter und Trauergäste, eine Zunahme der Kremationen gerade zum Jahresende hin.
So ist die Lage in den Krematorien dies- und jenseits der Grenze in Deutschland und der Schweiz vielfach ähnlich. Der Tod kennt keine Landesgrenze. Übereinstimmend sagen Betriebsleiter der Krematorien in der Region, dass die Schwankungen der Kremierungszahlen im Verlauf des Coronajahres 2020 an sich noch im üblichen Rahmen gewesen seien. Im Dezember jedoch haben sie erheblich zugenommen.
So beschreibt es auch Jens Langela aus Lörrach. Der Dezember sei mit gesamt 284 Feuerbestattungen der stärkste Dezembermonat der letzten Jahre gewesen. Eine ähnlich hohe Zahl finde sich erst wieder im Jahr 2015, berichtet Langela nach einem Blick auf seine Statistik. Nach 2015 seien die Zahlen im Lörracher Krematorium etwas rückläufig, weil in Eschbach bei Bad Krozingen ein neues Krematorium seinen Betrieb aufgenommen hatte.
Deshalb seien speziell in der Lörracher Einrichtung die Kremationszahlen aus dem Coronajahr 2020 kaum mit den Vorjahren vergleichbar. Denn mittlerweile nehmen gerade auch Trauerfamilien aus dem südlichen Markgräflerland die Dienste des neuen Krematoriums in Anspruch, so Langela. Im Jahr 2019 hat die Lörracher Einrichtung 2759 Einäscherungen vorgenommen, im vergangenen Jahr waren es trotz Corona nur 2667, was laut Langela wohl auch am zusätzlichen Kremationsbetrieb bei Bad Krozingen gelegen habe.
Unter den 274 Kremierten im Januar sind 90 Coronainfizierte
Unter den 2667 kremierten Verstorben in Lörrach im vergangenen Jahr waren 201 Corionainfizierte, berichtet Langela, das seien aufs Jahr gerechnet 7,5 Prozent aller Feuerbestattungen. Im Dezember stieg die Zahl jedoch dramatisch an. Von den 284 kremierten Toten im Dezember waren alleine 70 mit Covid-19 infiziert. Das sind rund 25 Prozent. Im Januar verschob sich das Verhältnis erneut. Da zählte man in Lörrach insgesamt 274 Kremationen – eine Zahl, die laut Betriebsleiter zwar durchaus im Rahmen der Vorjahre liege. Allerdings waren 90 der Verstorbenen mit dem Virus infiziert. Das sind 32,8 Prozent, also ein Drittel.
Infektionsgefahr macht die Situation schwieriger
Damit sei die Tätigkeit im Betrieb alles im allem schwieriger geworden, so Langela, vor allem hinsichtlich der Sicherheitsvorkehrungen aufgrund der Infektionsgefahr durch die Leichname. Auch für die Trauergäste habe sich einiges geändert. So sei beispielsweise eine Abschiednahme am offenen Sarg nicht mehr möglich. Vor Corona sei das für die Angehörigen im eigens dafür eingerichteten Abschiedsraum aber durchaus üblich gewesen.
60 Prozent der Kremierten sind Corona-Opfer
Während in Lörrach die Zahl der Kremierten bei einem Drittel liegt, ist die Zahl beim Krematorium etwa in aargauischen Baden weit höher. 60 Prozent aller Kremierungen in der Stadt Baden betreffen Covid-Opfer, berichtete die Aargauer Zeitung vor kurzem. Dies mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass die Corona-Sterberate im Kanton Aargau ohnehin höher liegt. Aber auch hier explodierten die Zahlen vor allem seit Dezember. Da sagte Thomas Stirnemann, Betriebsleiter des Krematoriums Baden, „Wir sind voll ausgelastet und laufen am Limit.“
In der Schweiz sind Kremationszahlen um bis zu 15 Prozent gestiegen
Durchschnittlich werden in Baden im Jahr rund 1800 Verstorbene kremiert, im letzten Jahr lag man schon Ende November mit 1855 Kremierungen darüber. Im Dezember zog es nochmal an, sodass sogar die Möglichkeiten, Särge unterzubringen, ausgeschöpft war. Ebenso angespannt auch die Situation ein paar Kilometer weiter, im Krematorium der Kantonshauptstadt Aarau.
Insbesondere bei den Lagerungsmöglichkeiten habe es Engpässe gegeben, berichtete die Aargauer Zeitung. Auch in Aarau stiegen die Gesamtzahlen erheblich an. Die zuständige Stadträtin Suzanne Marclay geht davon aus, dass die Zahl der Kremationen im Jahr 2020 rund 15 Prozent höher liegen dürfte als üblich. In einem normalen Jahr werden in Aarau rund 2000 Todesopfer kremiert, 2020 sollen es insgesamt 2300 Kremationen sein.