Auch heute erinnert sich Paul Stoll (85), erster Bürgermeister der Gemeinde Küssaberg problemlos an das Datum, an dem das damals neue und etwas außerhalb gelegene Rathaus im Gewann Sandäcker offiziell den Bürgern präsentiert wurde.
Bewusst „auf der grünen Wiese“ in Rheinheim gebaut, sollte hier ab 1992 die Zusammenführung der bis zur Gemeindefusion unabhängigen sieben Ortschaften weiter ausgebaut und gelebt werden. Für Paul Stoll begann mit seinem Wahlsieg eine seiner wichtigsten Aufgaben: die Standortsuche für eine zentrale Verwaltung für alle sieben Ortschaften.
Kadelburg war im Gespräch und das Gebiet des heutigen Neubaugebiets Wüstreben in Dangstetten. Für Paul Stoll hingegen stand fest, es muss ein neutraler Ort sein, der unvoreingenommen von allen Orten angenommen werden kann.
Drei große Ortsteile verbinden
Mit dem Gewann Sandäcker, so resümierte er, wäre zudem die Möglichkeit geboten, die drei großen Orte Dangstetten, Kadelburg und Rheinheim mit einem zentral gelegenen Rathaus zu verbinden.
„Dafür habe ich gekämpft, das war mir wichtig“, erinnert er sich an die zu leistende Überzeugungsarbeit. Denn nicht nur von Bürgern kamen Einsprüche. Auch der Landkreis war dagegen, da sich das von Paul Stoll vorgeschlagene Grundstück im Außenbereich befand.
Die anfängliche Skepsis war groß
Das Gebiet galt als zu exponiert für eine Verwaltung und „gehöre einfach nicht dahin“. Doch Paul Stoll schaffte es, nach und nach die Argumente zu widerlegen. Die Idee gefiel der Bevölkerung immer mehr. Auch der Gemeinderat war überzeugt und stimmte mehrheitlich für das Areal. Ein Besuch von Paul Stoll im Innenministerium im Stuttgart brachte dann auch von Seiten der Behörden grünes Licht.


Es folgte ein Architektenwettbewerb, den das freie Architektur-Büro von Barbara Wilhelm und Fritz Wilhelm aus Lörrach gewann.
Am 17. Oktober 1992, pünktlich zum 20-jährigen Bestehen der Gemeinde Küssaberg, fand nach gut zwei Jahren Bauzeit die offizielle Einweihung eines modernen und verbindenden Rathauses statt. Einen Tag später, am 18. Oktober folgte der Tag der offenen Tür.
Das mittlerweile nicht wegzudenkende Verwaltungsgebäude ist über die vergangenen 30 Jahren allen Erwartungen gerecht geworden und heute nicht mehr wegzudenken. Der Standort hat sich entsprechend dem Wachstum der Gemeinde mit entwickelt. Und auch das Rathaus hat sich in all den Jahren in wechselnden Anforderungen anpassen können.

So ist beispielsweise das Tourismusbüro mit der Sanierung und Modernisierung der direkt angrenzenden Freizeitanlage an die dort gelegene Minigolf-Anlage gezogen. Der frei gewordene Platz wurde für die Expansion des Bauamtes genutzt. Auch technisch rüstet das Gebäude auf und bietet heute während Besprechungen im großen Sitzungssaal modernste Techniken.