165 Jahre lang war das Textil-Unternehmen Lauffenmühle ein wichtiger Arbeitgeber in Lauchringen und für die Landkreise Waldshut und Lörrach. Seit Donnerstag ist klar, dass kein weiteres Jahr hinzukommen wird. Zum 31. Juli wird die Produktion an den verbliebenen Standorten in Lauchringen und Lörrach eingestellt.
Die Enttäuschung über das Aus des Traditionsunternehmens, das zu seinen Blütezeiten mehr als 2000 Männer und Frauen beschäftigte, ist nicht nur bei den Betroffenen selbst groß. Auch Bürgermeister Thomas Schäuble und Landrat Martin Kistler zeigen sich vom Niedergang der Lauffenmühle betroffen.
Die Anfänge der Lauffenmühle datieren aus dem Jahr 1834. Mit 13 Spinnstühlen fing damals alles an. Nur wenige Jahre später war das Unternehmen eine der vielen Perlen der Textilindustrie am Hochrhein. Zwischen 1837 und 1847 hatte sich die Zahl der Mitarbeiter von 105 auf 250 mehr als verdoppelt.
Der am 1. Januar 1983 eröffnete europäische Binnenmarkt wirkt sich negativ auf das Unternehmen aus. Die Lauffenmühle meldete noch im selben Jahr erstmals Insolvenz an. Vier weitere Insolvenzverfahren folgten, das Jüngste vom Januar dieses Jahres mündet nun in das endgültige Aus.
Dass es ab August dieses Jahres in Lauchringen und Lörrach nicht mehr weitergehen soll, das lasten die Beschäftigten den Managern der Lauffenmühle an. Franz Ritter von der Gewerkschaft IG Metall erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Mitarbeiter „stinksauer“ seien und den Geschäftsführern Fehlentscheidungen in der Vergangenheit vorwerfen.
Die Beschäftigten seien auch deshalb so wütend, weil sie in den vergangenen Monaten alles dafür getan hätten, die Lauffenmühle zu retten. Franz Ritter: „Sie haben wie wahnsinnig geschafft, Sonderschichten geschoben und die Qualitätsziele voll erfüllt.“
Franz Ritter, der auch Mitglied des Gläubigerausschusses ist, versteht die Kritik der Arbeiter, will sich dazu aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter äußern. Vielmehr richtet er seinen Blick nach vorne. Denn in den verbleibenden vier Produktionsmonaten gehe es nun darum, die vorhandenen Aufträge gut abzuarbeiten und im Idealfall weitere Aufträge an Land zu ziehen, um „Masse zu erzeugen“.
Alle müssen noch einmal ranklotzen
Zum einen, um die Löhne zahlen zu können, zum anderen, um Geld für einen Sozialplan zu erwirtschaften. Eine Situation, so Ritter, die für die Betroffenen alles andere als einfach sei. Gewerkschaftssekretär Ritter: „Sie wissen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren und müssen doch noch einmal richtig ranklotzen.“
Das sagt der Bürgermeister
„Als Mitglied des Gläubigerausschusses im Rahmen des Insolvenzantrags der Firma Lauffenmühle, war ich schon früh vollumfänglich informiert über die schwierige wirtschaftliche Situation, in der sich unser Traditionsunternehmen befindet“, erklärt Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble auf Anfrage.
Es sei schnell klar gewesen, „dass nur mit einer Geschäftsübernahme durch Dritte, der Fortbestand des Betriebes gesichert werden kann“. Schäuble: „Die Geschäftsführung hatte dabei große Anstrengungen unternommen, Unternehmen zu finden, die sich für die Firma Lauffenmühle einsetzen, sodass bald sechs Unternehmen Interesse an einer Geschäftsübernahme zeigten.

Dies hat natürlich sowohl bei der Geschäftsleitung als auch bei den Mitarbeitern und mir, große Hoffnungen geweckt, dass auch dieses Mal eine Betriebsschließung abgewendet werden kann. Leider haben sich diese Hoffnungen zerschlagen, da nach und nach alle Interessenten von ihren Übernahmeabsichten Abstand genommen haben.“
Letztlich, so Schäuble, „war nur ein Interessent übrig, dessen Angebot jedoch für den Gläubigerausschuss bei Weitem nicht zielführend und annehmbar war. Am Dienstag stand dann schließlich fest, dass eine sogenannte Ausproduktion und die anschließende Stilllegung des Betriebes unausweichlich sind“.
Das sagt der Landrat
„Die Nachricht von der angekündigten Schließung der Lauffenmühle macht mich betroffen“, erklärt Landrat Martin Kistler. Die Lauffenmühle sei ein Traditionsunternehmen mit rund 160 Beschäftigten. „Für sie und ihre Familien ist die Schließung ein schwerer Schlag.
Aber es ist auch ein wirtschaftlicher Verlust für Gemeinde und Landkreis. Nun muss nach tragfähigen Lösungen für die Beschäftigten gesucht werden. Bei aller Betroffenheit gilt es nun, den Blick nach vorne zu richten, um etwas Neues für die Zukunft zu gestalten.“
Ausproduktion
Für die Verantwortlichen und Mitarbeiter der Lauffenmühle geht es in den verbleibenden Monaten bis zum endgültigen Aus des Textil-Herstellers zum 31. Juli 2019 nun darum, möglichst viel Stoff zu produzieren, um so möglich viel Geld zu verdienen. Im Fachjargon nennen die Experten dies "Ausproduktion". Damit sollen die Löhne für die verbleibenen vier Monate gesichert werden und zum anderen Geld für einen Sozialplan erwirtschaftet werden.