Bei der Spezialradmesse können Besucher viel ausprobieren. Zum dritten Mal findet die am 26. und 27. April 2025 statt und Franz Furmaniak gibt im Interview einen Einblick, was geboten sein wird.

Herr Furmaniak, wie kam es dazu, dass Sie mit Florian und Gabriel Wolf die Spezi übernommen habt?

Franz Furmaniak: Es war eigentlich ein glücklicher Zufall. Der damalige Veranstalter der Spezi, der die Messe nach den Corona-Jahren nicht mehr weiterführen wollte, gab uns die Möglichkeit, die Messe zu übernehmen. Wir hatten zu dieser Zeit bereits Erfahrung in der Organisation kleinerer Events und waren gut vernetzt. Auch die Unterstützung durch den Bürgermeister und die Gemeinde Lauchringen war ein großer Pluspunkt. Das Lauffenmühle-Areal war nach der Insolvenz der alten Textilfabrik leer und die Gemeinde war bereit, uns zu helfen. So haben wir die Chance ergriffen, die Spezi nach Lauchringen zu holen.

Franz Furmaniak, einer der Macher der Spezialradmesse Spezi, macht im Gespräch mit Mitarbeiterin Miriam Stoll Lust auf einen Besuch der ...
Franz Furmaniak, einer der Macher der Spezialradmesse Spezi, macht im Gespräch mit Mitarbeiterin Miriam Stoll Lust auf einen Besuch der Spezialradmesse. | Bild: Spezi

Gab es Bedenken, in eine ländliche Region zu ziehen, und wie habt ihr das erste Jahr organisiert?

Franz Furmaniak: Natürlich war es ein Risiko, da Lauchringen eine ländliche Gegend ist. Aber wir hatten auch unsere Trümpfe. Die gute Vernetzung in der Region, unser großer Freundeskreis, die Unterstützung durch lokale Vereine und die Bereitschaft der Gemeinde, uns zu helfen, haben das Projekt möglich gemacht. Hinzu kommt die Nachbarschaft zur Schweiz.

Die größte Herausforderung war die kurze Vorbereitungszeit – nur sechs Monate. In dieser Zeit mussten wir alle organisatorischen Hürden überwinden, vom Bau der Infrastruktur bis hin zur Akquise von Ausstellern und Besuchern. Es war ein riesiger Kraftakt, der aber mit viel Unterstützung aus der Region und einem großartigen Team gemeistert wurde.

Wie hat sich die Messe in den vergangenen Jahren entwickelt, und was sind die wichtigsten Veränderungen?

Franz Furmaniak: Die größte Veränderung war natürlich, dass wir alles unter einem Dach vereinen konnten. Am bisherigen Messestandort in Germersheim war die Messe über mehrere Hallen und das ganze Stadtgebiet verteilt. In Lauchringen haben wir das gesamte Gelände der ehemaligen Lauffenmühle genutzt, was für die Messe eine völlig neue Dimension eröffnete.

Unser Wunsch war es, ein vielfältiges Essensangebot anzubieten sowie abends eine Messe-Party steigen zu lassen. Ein elementares Kernstück der Messe ist ganz klar unser Testparcours-Konzept. Letztes Jahr hatten wir rund 300 Testräder, die um die 25.000 Kilometer in zwei Tagen gefahren wurden. Wenn ich an die glücklichen Gesichter auf dem Testparcours denke, bekomme ich jetzt fast eine Gänsehaut.

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Was macht den Testparcours so besonders und warum ist er so wichtig für die Spezi?

Franz Furmaniak: Der Testparcours ist einer der Höhepunkte der Messe. Er führt direkt an den Ständen vorbei, sodass die Besucher die Möglichkeit haben, jedes Rad direkt zu testen. Der Testparcours startet in der Messehalle und führt um das Messegelände. Zusätzlich gibt es einen Testparcours außerhalb des Geländes.

Die „Pritsche“ nach Kadelburg ist gesperrt, sodass es auch möglich ist, die Räder an einer kleinen Bergstrecke zu testen. Das war nötig, um den steigenden Anforderungen der Aussteller gerecht zu werden, die ihre Räder unter realen Bedingungen zeigen möchten. In diesem Jahr können wir auf zwei Fußgängerüberwege verzichten, was für noch flüssigere Testfahrten und noch mehr Sicherheit für alle Teilnehmer sorgt.

Auf einer Teststrecke können die Besucher die Spezialräder ausprobieren. (Archivbild 2024)
Auf einer Teststrecke können die Besucher die Spezialräder ausprobieren. (Archivbild 2024) | Bild: Simon Boschi/Spezi

Neben der Innovation beim Testparcours setzt die Spezi auch auf Nachhaltigkeit und Wohlfühlatmosphäre.Wie wichtig ist dieses Thema für euch?

Franz Furmaniak: Nachhaltigkeit spielt bei uns eine zentrale Rolle. Wir versuchen, den ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. So haben wir im letzten Jahr nur etwa 110 Gramm Müll pro Besucher und Aussteller produziert. Das ist vor allem dem Einsatz von Mehrweggeschirr und Geschirrmobilen mithilfe zahlreicher Helfer zu verdanken. Selbst unsere Besucher reisen große Strecken mit dem Rad an oder bilden Fahrgemeinschaften. Auch die Besucher gehen sorgfältig mit dem Thema Müll um.

Der Campingplatz, die Gemeindehalle, die Parkplätze sowie das Gelände werden achtsam und sauber entlassen. Das ist ein besonderes Qualitätsmerkmal der Spezi und trägt dazu bei, dass sich alle wohlfühlen. In der Messehalle tun wir alles für eine schöne Wohlfühlatmosphäre. Der Testparcours wird durch alte Baumstämme begrenzt. Die Gartenwelt Manz aus Schwerzen stellt uns eine Fülle an Bäumen und Büschen zur Begrünung zur Verfügung und der Blumenladen Scholz-Tautz aus Lauchringen rundet alles mit vielen bunten blühenden Blumentöpfen ab.

Welche Trends sind aktuell auf der Spezi besonders sichtbar?

Franz Furmaniak: In den letzten Jahren haben vor allem Cargobikes die Städte erobert, aber auch Longtail-Räder sind immer mehr gefragt. Sie bieten Platz für Kinder oder Einkaufslasten und sind besonders in urbanen Gebieten von großer Bedeutung. Auch Firmen nutzen Cargobikes zunehmend für die letzte Meile. Ältere Menschen oder Menschen mit Handicap können dank eines Dreirades wieder sicher Mobilität entdecken.

Ein weiterer hochspannender Trend sind die Light Electric Vehicles (LEV), die mit ihrem Wetterschutz und der hohen Einstiegshöhe eine neue Kategorie der Spezialräder darstellen. Besonders deutsche und europäische Hersteller sind hier sehr innovativ. Dieses Jahr wird ein französisches Konsortium solche Räder auf 100 Quadratmetern präsentieren.

Wie sieht die Zukunft der Spezi aus?

Franz Furmaniak: Die Spezi ist nicht nur etwas für Spezialrad-Fans. Die Messe ist für alle, die Interesse an besonderen und innovativen Rädern sowie neuer Mobilität haben. Oder einfach ein Rad für ihren individuellen Einsatzzweck suchen. Sie ist ein Ort, an dem man ausprobieren und sich intensiv informieren kann. Auch Familien mit Kindern kommen gerne zu uns. Es gibt sogar einen eigenen Kindertestparcours. V

or allem geht es jedoch um das Erleben und Testen von Rädern: Cargobikes, Trikes, Falträder, Tandems, Velomobile, Liegeräder, Anhänger – alles kann gefahren und ausprobiert werden. Wir bieten auch viele tolle Möglichkeiten zum Verweilen, zum Essen und Trinken, zum Kaffee mit Kuchen, zum Zuschauen und Genießen. Dazu bieten wir auch künftig spannende und interessante Vorträge an – von passionierten Radexperten aus aller Welt.

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Wie hat sich die Spezi in Lauchringen etabliert, und was erhoffen Sie sich für die Zukunft?

Franz Furmaniak: Ich denke, dass die Spezi inzwischen fest zum Veranstaltungskalender in der Region gehört. Auch wenn wir mit der Wirtschaftslage der Branche zu kämpfen haben, können wir auf eine stabile Ausstellerbasis und eine treue Fangemeinde zählen. Unsere Zielsetzung für die kommenden Jahre ist es, nicht nur die Ausstellerzahl zu steigern, sondern auch die Besucherzahlen weiter zu erhöhen. Besonders wichtig ist uns, dass die Messe weiterhin eine entspannte, offene Atmosphäre behält, denn das zeichnet uns aus.

Zum Abschluss: Was ist das Besondere an der Spezi, das man unbedingt erleben sollte?

Franz Furmaniak: Es ist die Atmosphäre, das kann ich nicht beschreiben, das muss man miterleben und spüren.Die Spezi ist mehr als nur eine Messe. Sie ist ein Treffpunkt für Menschen, die sich für‘s Radfahren begeistern. Hier wird die Zukunft der Mobilität erlebbar. Man kann eine riesige Vielfalt an Rädern testen, sich mit anderen Radbegeisterten austauschen und die neuesten Innovationen der Branche hautnah erleben.

Für mich ist es nach wie vor beeindruckend, dass sich Hersteller aus Norwegen, Großbritannien, Frankreich, Estland, Tschechien, Niederlande, Italien, Spanien und der Schweiz auf den Weg nach Lauchringen machen. Das macht die Spezi zu einem internationalen, einzigartigen Event, das den Puls der Fahrradwelt widerspiegelt und ich bin stolz, ein Teil davon zu sein.

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