Stadtarchivar Martin Blümcke

Vor wenigen Wochen wurde Ende April die Laufenburger Acht eingeweiht. Zu dem Rundwanderweg auf beiden Seiten des Rheins gehört unterhalb des deutschen Teils der Laufenburger Altstadt auch die Rheinpromenade.

Sie wurde genau 40 Jahre vor der Laufenburger Acht offiziell in Betrieb genommen. Was heute kaum jemand mehr weiß: Die Gestaltung des Uferwegs beruht auf Entwürfen des 2020 verstorbenen Laufenburger Bildhauers Erwin Rehmann.

Der 2020 verstorbene Bildhauer Erwin Rehmann schuf 1980 die Entwürfe zur Gestaltung des Uferwegs.
Der 2020 verstorbene Bildhauer Erwin Rehmann schuf 1980 die Entwürfe zur Gestaltung des Uferwegs. | Bild: Charlotte Fröse

Bereits Ostern 1982 hatte eine wahre Völkerwanderung eingesetzt, bereits damals nahmen Einheimische und Auswärtige den Rhyweg in Augenschein und unter die Füße, hatte es doch vorher keine durchgehende Verbindung gegeben.

Gerade einmal 250 Meter führte nun ein mindestens zwei Meter breiter Pfad im Schatten der Altstadt entlang dem Rheinufer von der Mündung des Andelsbachs bis zur Treppe beim Hähnle und zur Laufenbrücke. Die offizielle Einweihung wurde am 15. Mai 1982 gefeiert.

Schwierige Verhandlungen

Als Bürgermeister Helmut Müllmerstadt im Februar 1980 sein Amt antrat, war der Bau des Hauptsammlers für die Abwasser der östlichen Stadtteile schon fortgeschritten. Um die Kläranlage in Rhina zu erreichen, hatte man schon den Tausendfüßler mit beinahe 300 Pfählen errichtet und musste hinter der neuen Andelsbachbrücke an den Altstadthäusern vorbei, deren Grundstücke samt und sonders bis in den Rhein reichten. Das bedeutete, dass man mit jedem Besitzer verhandeln musste, um die Gärten abzugrenzen – Mauern und Zäune zahlte die Stadt – und eine Abtretung oder ein Übergangsrecht zu erlangen.

So sieht der Rheinuferweg in Laufenburg heute und nach dem Entwurf von Erwin Rehmann aus.
So sieht der Rheinuferweg in Laufenburg heute und nach dem Entwurf von Erwin Rehmann aus. | Bild: Erwin/Rehmann/Marita Höckendorff

Manche begrüßten diese Bereicherung der Altstadtseite, andere sahen in der grauen Granitmauer am Uferrand einen Fremdkörper und befürchteten Belästigungen der Wegebenutzer. Auch eine Beleuchtung wurde abgelehnt. Nach zähen Verhandlungen einigte man sich meist, nur der Uhrmachermeister Otto Huber war strikt dagegen, obwohl sein Garten kaum berührt wurde. Hier baggerte man erst, als er mit seiner Frau Hertha im Urlaub war. Man versprach den Anstößern auch Eisentore auf beiden Seiten, die nach Einbruch der Dunkelheit zu schließen seien.

Was kaum jemand weiß: Auch die Nachtwächterskulptur auf der Halde ist ein Entwurf des Schweizer Bildhauers.
Was kaum jemand weiß: Auch die Nachtwächterskulptur auf der Halde ist ein Entwurf des Schweizer Bildhauers. | Bild: Stadtarchiv Laufenburg/Fotostudio Höckendorff
Die Skulptur hat die vergangenen 40 Jahre gut überstanden und leuchtet immer noch die Altstadt-Stiegen hinab.
Die Skulptur hat die vergangenen 40 Jahre gut überstanden und leuchtet immer noch die Altstadt-Stiegen hinab. | Bild: Fotostudio Höckendorff

Das 80 Zentimeter dicke Rohr wurde unter der Laufenbrücke durchgedrückt und in der Codman­anlage bis hinter den Kriegerfelsen verlegt. Dort wird das Abwasser mit Tag und Nacht laufenden Pumpen hochgepresst, damit es in Richtung Kläranlage beim Kraftwerk laufen kann. Hier gestaltete der Landschaftsarchitekt Reinhold Dupper aus der Heilbronner Gegend die gesamte Anlage und die neue Ufermauer bis zur Anlegestelle. Zudem öffnete er die teils verdolte Wühre und formte sie zu einer schäumenden Kaskade.

Rehmanns Entwurf für den Eingang zum Haus Schmidle. Die Wirklichkeit ist in diesem Fall noch schöner als die Vorstellung des Künstlers.
Rehmanns Entwurf für den Eingang zum Haus Schmidle. Die Wirklichkeit ist in diesem Fall noch schöner als die Vorstellung des Künstlers. | Bild: Erwin Rehmann/Marita Höckendorff

Beim Rheinuferweg war die Schwierigkeit, aus dem technisch bedingten Schlauch zwischen hoher Ufermauer sowie Häuserfronten und Abhängen eine erlebnisreiche Promenade zu schaffen. Rathausinterne Vorschläge überzeugten nicht, und so ging Bürgermeister Müllmerstadt auf den damals 60-jährigen Bildhauer und Plastiker Erwin Rehmann im Schweizer Laufenburg zu. Der lieferte im Oktober 1980 insgesamt 38 detaillierte Entwürfe, die im folgenden Monat einstimmig und begeistert von den Stadträten angenommen wurden.

So stellte sich Erwin Rehmann 2022 den Bereich unterhalb des Hotel Gasthauses „Alte Post“ vor.
So stellte sich Erwin Rehmann 2022 den Bereich unterhalb des Hotel Gasthauses „Alte Post“ vor. | Bild: Stadtarchiv Laufenburg/Repro: Fotostudio Höckendorff
So präsentiert sich der Abschnitt heute: Mit einem Brunnen ohne Wasser und vollen Mülleimern.
So präsentiert sich der Abschnitt heute: Mit einem Brunnen ohne Wasser und vollen Mülleimern. | Bild: Fotostudio Höckendorff

Der Bildhauer als Planer

Entlang dem Steinbett aus Kies und Splitt lockerte er die hohe dunkle Steinmauer auf durch Eisengitter und vier begehbare Plattformen, die Sitzbänke sind kein Mobiliar, sondern als Sitze und Lehnen ins Mauerwerk eingelassen. Dazu kommen einige Landungsstege, die kindergesichert sind. Gepflanzt werden nur einheimische Büsche und Bäume, und unterhalb der Alten Post steht ein Brunnen, der die ganze Freude der Kinder ist – wenn er denn läuft. Dieser idyllische und abwechslungsreiche Rhyweg erfreut sich seit vier Jahrzehnten allgemeiner Beliebtheit. Die Querelen sind längst vergessen, die Tore weit geöffnet und der Pfad beleuchtet. Der Rheinuferweg ist ein würdiger Teil der Laufenburger Acht, wenn nicht der schönste.

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