1871 wanderte Peter Rüde aus dem Hotzenwald nach Amerika aus. In der Hoffnung, in dem fremden Land sein Glück zu machen, überquerte der 36-jährige Hochsaler wie Millionen anderer Auswanderer den Atlantik in einer mehrtägigen Reise mit dem Dampfschiff. Nur wenige Stunden dauerte 153 Jahre die Flugreise, die Keith und Brian Ruede (ausgesprochen: Rudi) in die Gegenrichtung unternahmen. Aber auch sie reisten in ein fremdes Land, in die Heimat ihres Vorfahren Peter Rüde.

Ansicht von Hochsal 1836. Wahrscheinlich im Jahr davor kam in dem Dorf Peter Rüde zur Welt, der 1871 in die USA auswanderte.
Ansicht von Hochsal 1836. Wahrscheinlich im Jahr davor kam in dem Dorf Peter Rüde zur Welt, der 1871 in die USA auswanderte. | Bild: Stadtarchiv Laufenburg

Dass dieser aus dem Hotzenwalddorf Hochsal stammte, wussten der 68-jährige Keith und der 64-jährige Brian aus dem Heimatschein Peter Rüdes, der über Generationen hinweg in der in Neuengland ansässigen Familie aufbewahrt worden war. „Hochsal, Kreis Waldshut“ war dort zu lesen. Brian kontaktierte deshalb zunächst das Stadtarchiv von Waldshut-Tiengen, das ihn aber an Martin Blümcke weiterverwies, den Stadtarchivar von Laufenburg, zu dem Hochsal seit der Gemeindereform 1975 gehört.

Das Hochsaler Familienbuch von Helmut Faller im Gepäck

Am Freitag kamen die beiden Brüder via Zürich zu ihrem familienhistorischen Kurztrip in Laufenburg an. Im Gepäck hatten sie das Hochsaler Familienbuch von Helmut Faller. Brian Ruede war schon vor mehreren Jahren durch Recherchen auf die Arbeit des 2017 im Alter von 101 Jahren verstorbenen ehemaligen Leiter des Landwirtschaftsamtes Bad Säckingen aufmerksam geworden. Faller verfasste Familienchroniken für zahlreiche Orte der Region, die Familienforschern als Standartwerke gelten. Brian Ruede nahm Kontakt zu Faller auf und dieser schickte ihm für 10 Dollar die Hochsaler Chronik zu.

Der Heimatforscher Helmut Faller gut gelaunt 2014 im Alter von 98 Jahren. Seine Hochsal-Chronik hatten die Amerikaner mit im Gepäck.
Der Heimatforscher Helmut Faller gut gelaunt 2014 im Alter von 98 Jahren. Seine Hochsal-Chronik hatten die Amerikaner mit im Gepäck. | Bild: Richard Kaiser

Am Samstag besichtigten sie zusammen mit Stadtarchivar Blümcke Hochsal. Gregor Hofmann machte dabei den Übersetzer. Zunächst besuchte die Gruppe Simon Cuppuleri. Er bewohnt nicht nur das ehemalige Hochsaler Schulhaus bewohnt, in dem einst auch Peter Rüde die Schulbank drückte, sondern ist auch ausgewiesener Kenner der Hochsaler Dorfgeschichte. Die alte Mühle, das Kriegerdenkmal, das alte Pfarrhaus, der Friedhof und die Pfarrkirche waren weitere Stationen des Rundgangs durch die Heimat Peter Rüdes.

Der ehemalige Betriebsleiter der Papierfabrik repräsentiert die deutschen Rüdes

Die beiden Ruedes wollten unbedingt jemanden kennenlernen, der den nicht nur in den USA seltenen Namen ihrer Familie trägt. Ihr letzter direkter Verwandter in Hochsal war allerdings bereits 1950 verstorben. Also brachte Blümcke Keith und Brian mit Wilfried und Monika Rüde in Binzgen zusammen. Der ehemalige Betriebsleiter der Papierfabrik Albbruck und seine Frau sind allerdings nicht mit dem nach Amerika ausgewanderten Rüde verwandt.

Nach einem Tag voller Eindrücke und Gespräche verabschiedeten sich Keith und Brian bereits am Sonntag wieder aus der Heimat ihres Ahnen. Die Begegnung von Ruede und Rüde war zu Ende.