„1985 habe ich so richtig damit angefangen“, erzählt der 62-Jährige. Auch dass der Platz langsam knapp wird. Denn Tröndle archiviert jede Aufnahme fein säuberlich. Jedes Bild wird auf Papier geklebt, in eine Klarsichthülle gesteckt und in einem Ordner unter dem jeweiligen Thema abgeheftet. Steht dazu zufällig auch noch etwas in der Zeitung, kommt der jeweilige Artikel samt einer Kopie mit in die Klarsichthülle.
Inzwischen füllen die Ordner mehrere Schränke in seiner Wohnung, stehen zum Teil sogar in doppelten Reihen. Ans Aufhören denkt der gebürtige Murger trotzdem nicht: „Ich könnt eher mehr Zimmer haben.“ Etwa 40.000 Bilder, so schätzt Tröndle, sind in seinem Archiv: „Dabei bin ich mehrere Tausend Bilder hinterher. Ich komm kaum nach.“ Die Zeit ist das Problem, und der Vorruheständler rätselt: „Ich weiß nicht, wie ich das früher gemacht habe, als ich noch gearbeitet habe.“
Tröndle war über 40 Jahre in der Chemie in Rheinfelden und ist erst seit seinem Vorruhestand auch tagsüber und unter der Woche mit seinem Fotoapparat unterwegs: „Jetzt sind auch Menschen auf den Bildern. Früher konnte ich ja nur am Feierabend und am Wochenende.“
Wie aber kam Wolfgang Tröndle dazu, Projekte und Ereignisse mit Fotoapparat festzuhalten? „Ich kam durch meinen Onkel Otmar Eckert dazu. Er arbeitete im Rathaus und hat viel fotografiert. Und durch Ernst Weiss, der machte auch sehr viele Fotos“, erzählt Tröndle, der anfangs noch analog fotografierte. Es versteht sich von selbst, dass die Negative aus jener Zeit ebenfalls mit archiviert sind. 2002 kam dann der Umstieg auf die digitale Fotografie. Jetzt führt Tröndle neben den Ordnern zusätzlich ein digitales Bildarchiv.
Erfährt der Murger von neuen Projekten, ist er mit seiner Fotokamera schon unterwegs, bevor es überhaupt richtig losgeht: „Als ich aus der Zeitung erfahren habe, dass es das neue Baugebiet „Auf Leim“ gibt, habe ich gleich Aufnahmen gemacht“, so Tröndle. Das war am 1. November 2015. Seitdem hat er sozusagen jeden Entwicklungsschritt des Baugebiets dokumentiert. „Es sind bis jetzt schon anderthalb Ordner“, sagt Tröndle. Auf diese Weise leistet Tröndle die Arbeit eines Chronisten und zeigt auf, wie es einmal war und was daraus geworden ist: „So lässt sich alles schön nachverfolgen.“
Wie auch viele andere Themen: Zum Beispiel der Bau des neuen Feuerwehrhauses, die Versetzung des Kriegerdenkmals, die Verlegung des Recyclinghofs, die alte und neue Flüchtlings- und Obdachlosenunterkunft und natürlich die Murger Mitte: „Da hab ich alles“, sagt Tröndle stolz. Auch viel Vereinsgeschichte ist in seinem Archiv nachzulesen. Zum Beispiel über die Feuerwehr, die Anfänge der Helgeringer Gartenfreunde, die Murger Fasnacht und den SV Blau-Weiss Murg. Immer mit Datum versehen und wenn Personen, dann auch mit Namen: „Sonst weiß irgendwann niemand mehr, wer das war“, so Tröndle. Bei der Fülle des Materials in seinem Archiv, ist dem Murger nicht immer alles präsent: „Das ein oder andere vergisst man, dann schaut man nach und sieht zufällig wieder etwas anderes.“ Wie die beiden Ordner über die Rheinausbaggerung Anfang der 90er und die beiden Baggerschiffe, die in den Fluten des Rheins untergingen.
„Vielleicht will ja jemand mal eine Ausstellung zu einem bestimmten Thema machen“, so Tröndle und denkt dabei an die Gemeindeverwaltung. Er selbst habe keine Zeit, würde aber sein Material gerne zur Verfügung stellen.