Der Murger Gemeinderat beschloss in seiner jüngsten Sitzung im Bereich des Hangrutsches im Murgtal geologische Untersuchungen machen zu lassen, um dann zu entscheiden, wie es mit der Murgtalstraße weitergeht. Fakt ist aber schon jetzt: Die Schadensbehebung wird langwierig, kompliziert und wird viel Geld kosten. Bürgermeister Adrian Schmidle warnt derweil eindringlich davor, den abgesperrten Bereich zu betreten.
Warum der gesperrte Bereich im Murgtal so gefährlich ist, wird an der Stelle des Hangrutsches deutlich. Ein tiefes Loch klafft in der Böschung, und etwa sechs Meter unterhalb rauscht der Murgbach talwärts. „Das Loch wird größer“, konstatiert Bürgermeister Adrian Schmidle am Montagabend beim Vororttermin mit den Gemeinderäten im Elendslöchle. Deutlich sind an der Abbruchkante weitere Risse zu sehen, und unten am Murgbach die abgerutschten Stützsteine der Trockenmauer. „Vermutlich waren das Material vom Tunnbelbau“, erklärt Wolfgang Eckert vom Büro IBB Schwörstadt, der letzte Wochen eine Trockenperiode nutzte, um zu vermessen. Und erklärt weiter, dass an dieser Stelle eine Runze, also ein Loch gewesen sein müsse, das mit den Steinen aufgefüllt worden sei.
Den Hang nun mit Material einfach naturnah wieder aufzubauen, wäre eine der Lösungsmöglichkeiten, die der Fachmann sieht. Allerdings behindern die Tunnel den Einsatz von schwerem Gerät. Ein andere Variante wäre jene, die er und die Verwaltung als die „sympathischste“ bezeichnen. Diese Lösung sieht vor, die Schadstelle zu überspannen, indem Fundamente beidseits der Stelle gesetzt und mit Stahl oder auch Holz verbunden werden. „Das wird richtig viel Geld kosten und über ein Jahr dauern“, erkärte Eckert. Vorab müssten zudem genaue Untersuchungen das geologische Institut erfolgen: „Damit wir genau sehen, wo die Runze anfängt und endet, und wo der Fels beginnt“, so Eckert. Eine kleinere Lösung könnte daher zunächst einmal sein, die Schadstelle nur für Fußgänger mit einem allen Sicherheitsbestimmungen genügenden Gerüst als Provisorium zu überbrücken. Aber auch das kostet. „Die Mietkosten für ein solches Gerüst betragen für ein Jahr circa 50.000 Euro“, so Amtsleiter Karl-Heinz Peter.
Nicht einfacher macht die ganze Angelegenheit, dass aufgrund des FFH-Bereichs, in dem die Schadstelle liegt, verschiedene Behörden wie Naturschutz und Wasserbehörde mitreden. „Diese Untersuchungen dauern mindestens ein Jahr“, meinte Eckert. Und Amtsleiter Karl-Heinz Peter hatte zudem im Hinterkopf, dass es im Murgtal zehn weitere Abschnitte gibt, die eventuell gesichert werden müssen.
Im Zechenwihler Hotzenhaus einigten sich die Räte nach der Ortsbegehung darauf, erst einmal eine geologische Untersuchung in Auftrag zu geben. Das sei die Voraussetzung, um überhaupt zu sehen, was dann machbar sei, so die Räte. Darüber zeichnen sich bereits unterschiedliche Meinungen ab. „Ich meine, wir sollten auf jeden Fall wieder aufmachen“, so Bürgermeister Adrian Schmidle. Andere Räte favorisieren schon jetzt einen provisorischen Steg. Ortsvorsteher Roland Baumgartner (FW) warf hingegen mehrfach die grundsätzliche Frage auf, ob durch das Murgtal, wie bisher, denn überhaupt der Verkehr müsse, oder es für Fußgänger reiche. Rätin Angelika Eckert (CDU) wiederum erinnerte an die Finanzlage und meinte: „Wir sollten im Moment alles so lassen, wie es ist.“
Details zu Gründen der Sperrung
- .Seit wann ist die Alte Murgtalstraße gesperrt? Seit Anfang März. Nachdem zwischen den beiden Tunnels im Bereich Elendslöchle ein entwurzelter Baum entfernt worden war, der die Böschung vermutlich gehalten hatte, rutschte der unbefestigte Weg auf einer Länge von etwa fünf Metern ab.
- Besteht an der Stelle des Hangrutsches Lebensgefahr? Ja. Bürgermeister Adrian Schmidle betonte mehrfach, dass der Bereich des Erdrutsches sei „hochrisikobehaftet“ und appelliert, die Absperrungen einzuhalten. Von der angrenzenden Felswand drückt Wasser, an der Schadstelle drohen weitere Abbrüche.
- Gibt es eine Umleitung? Der Schwarzwaldverein hat die Umgehung der Gefahrenstelle ausgeschildert. Von Süden her ist ab Lochmühle über den Thimos auszuweichen.
- Was macht eine Behebung des Schadens so kompliziert? Die genaue Bodenbeschaffenheit ist nicht bekannt, so dass ohne Untersuchungen keine Aussagen über Druck oder Lasten gemacht werden können. Zweitens liegt die Stelle des Erdrutsches zwischen zwei Tunneln, so dass kein schweres Gerät eingesetzt werden. Drittens liegt die Schadstelle in einem FFH-Gebiet, also einem Schutzgebiet für Fauna, Flora und Lebensraumtypen, so dass verschiedene Behörden einzubinden sind, die jede für sich eine Bewertung ausarbeitet.