Mehrere hundert Gäste wollten friedlich Fasnacht feiern, doch es kam anders: Bei einem Ball am Samstagabend, 15. Februar 2025, in der Sabine-Spitz-Halle im Murger Ortsteil Niederhof (Kreis Waldshut) kamen mehrere Menschen zu Schaden. Die Polizei geht von K.-o.-Tropfen aus. Mindestens sechs Personen kamen dabei zu Schaden, einige mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Fastnachtsveranstaltung wurde abgebrochen.
Vor Mitternacht klagen die ersten Opfer über Symptome
Angaben der Polizei zufolge kam es während des Fröscheballs in der Sabine-Spitz-Halle in Niederhof zu mehreren Vorfällen, bei denen Besucher offenbar Opfer von K.-o.-Tropfen wurden. Wie eine Polizeisprecherin erklärte, klagten sechs Menschen über typische Symptome von K.-o.-Tropfen. Dazu gehören plötzliche Benommenheit, Erinnerungslücken und Übelkeit.

„Im Verlauf des Abends haben sich nach und nach mehrere Personen bei uns gemeldet, die über starke Übelkeit klagten“, berichtet Sascha Ehrler, der Vorsitzende der Guggenmusik Fröscheloch-Echo, die den beliebten und gewöhnlich schon im Voraus ausverkauften Ball veranstaltet.
Der erste Vorfall muss sich vor Mitternacht ereignet haben, so Susanne Goy. Sie war als Mitglied der Gugge Brass Band Murg an diesem Abend in der Sabine-Spitz-Halle. Der Auftritt der Brass Band war um 23.45 Uhr terminiert. Dass möglicherweise K.-o.-Tropfen im Umlauf seien, habe sie erstmals vor dem Auftritt erfahren, sagt Goy.
Weil der veranstaltende Verein einen eigenen Rettungsdienst hat, kommt schnell erste Hilfe
Die Frösche, wie die Niederhöfer Guggenmusik genannt wird, haben drei ausgebildete Rettungssanitäter in ihren Reihen. Zwei davon waren an diesem Abend zum vereinsinternen Sanitätsdienst eingeteilt, wie Ehrler berichtet. Diese hätten sich als Ersthelfer um die Opfer gekümmert.
Gleich beim ersten Fall sei ein Rettungswagen alarmiert worden, berichtet Ehrler. Als sich der Verdacht auf K.-o.Tropfen erhärtet habe, sei auch die Polizei alarmiert worden. „Die waren beim zweiten oder dritten Vorfall vor Ort.“ In Absprache mit der Polizei sei dann entschieden worden, die Veranstaltung vorzeitig zu beenden, um weitere Vorfälle zu verhindern. Eigentlich hätte der Fröscheball bis 2 Uhr morgens dauern sollen, jetzt war gegen 1.30 Uhr Schluss.

Veranstalter, Rettungsdienst und Polizei hätten vorbildlich zusammengearbeitet, erklärt der Murger Bürgermeister Adrian Schmidle in einer Stellungnahme. Er ist selbst seit Anfang Mitglied des Fröscheloch-Echos und hatte an diesem Abend beim Ball sogar Dienst. „Sofort nach dem ersten Vorfall hat es eine Durchsage gegeben, dass die Besucher wegen der möglichen Abgabe von K.-o.-Tropfen auf ihre Getränke achten sollen.“
Einige der Opfer müssen sogar in ein Krankenhaus gebracht werden
Einige Personen wurden zur weiteren Untersuchung in ein umliegendes Krankenhaus gebracht, teilt die Polizei mit. Ob es sich bei den Geschädigten um Frauen oder Männer handelt, ist nicht bekannt. Weder die Polizei noch der Veranstalter machten dazu Angaben.
In einer in sozialen Medien veröffentlichten Erklärung verurteilt das Fröscheloch-Echo den mutmaßlichen Vorfall aufs Schärfste und dankt allen Einsatzkräften für die professionelle Unterstützung. „Wir wünschen allen Betroffenen eine gute Besserung. Fasnacht soll sicher für alle sein – bleibt wachsam!“, heißt es darin weiter.
K.-o.-Tropfen sind nicht nur in Niederhof ein Problem
Seit vielen Jahren schon sind K.-o.-Tropfen insbesondere bei Fasnachtsveranstaltungen ein Problem: Unbekannte geben unbemerkt sedierend wirkende Stoffe in ein Getränk, um das Opfer zu betäuben. Dies kann geschehen, um das Opfer sexuell zu missbrauchen, es zu berauben – aber auch aus reiner Bosheit.

Polizei und Veranstalter versuchen, die Besucher von Fasnachtsveranstaltungen für die Gefahr zu sensibilisieren. So hat das Kinder- und Jugendreferat Waldshut-Tiengen vor dem großen Narrentreffen am 15./16. Februar in Waldshut seine Plakatkampagne „Narri Narro – viel Spaß ohne K.o.“ gestartet. In Laufenburg werden bei der Städtlefasnacht am 27. Februar bis 2. März für die dort ausgegebenen Pfandbecher Überzieher aus elastischem Plastik angeboten. Diese sollen verhindern, dass Unbekannte K.-o.-Tropfen in das Getränk geben.
Viele Teilnehmer von Fasnachtsveranstaltungen schützen sich auf ihre Weise. „Wir trinken bei bestimmten Veranstaltungen seit langem Getränke nur noch aus der Flasche und nach jedem Schluck: Daumen drauf!“, sagt die Guggenmusikerin Susanne Goy.
Die Polizei ermittelt, sucht Zeugen und weitere mögliche Geschädigte
Im Fall Niederhof lägen konkrete Hinweise auf einen Täter bislang nicht vor, sagte eine Sprecherin am Sonntagvormittag. Die Polizei Bad Säckingen hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht nun Zeugen sowie weitere mögliche Geschädigte.
Personen, die verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder selbst betroffen sind, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 07761 9340 zu melden.
Die Polizei appelliert an die Bevölkerung, besonders bei Veranstaltungen und zur Fastnachtszeit aufmerksam zu sein, Getränke nicht unbeaufsichtigt zu lassen und gegenseitig aufeinander aufzupassen.