Murg Die Gemeinde Murg verkauft das ehemalige Gasthaus „Zum Hirschen“ an der Hauptstraße/Ecke Kirchstraße nun doch nicht, sondern greift eine Idee der Nachbarschaftshilfe Murg auf, wie das Gebäude in Zukunft genutzt werden könnte. So sind erste Überlegungen im Gange, das Gebäude in ein EU-Projekt zum Thema „Lebenswert Wohnen im Alter – Innovative Wohnformen und Betreuungsmöglichkeiten für ältere Menschen“ einzubinden.

Es wäre ein neues Kapitel in der langen Geschichte des 1881 erbauten, denkmalgeschützten Gebäudes. Ein Kapitel, das in der Mitgliederversammlung der Nachbarschaftshilfe Murg im Mai seinen Anfang nahm. Seinerzeit informierte Ingrid Engelhard, Vorsitzende des Vereins Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen (SPES) aus Freiburg, in einem Vortrag über Formen des Wohnens im Alter. Sie lud die Gemeinde Murg ein, als Pilotgemeinde an einem EU-Projekt teilzunehmen. Angesichts des demografischen Wandels und des Pflegekräftemangels brauche es neue Wohnmodelle wie zum Beispiel in Form lokaler Verantwortungsgemeinschaften, erklärte die Vorsitzende im Mai. Sie verwies auf das Beispiel der Bürgergemeinschaft Eichstetten am Kaiserstuhl, wo die Bürger in Eigenverantwortung die Versorgung der älteren Menschen im Ort organisieren.

Der Gemeinde Murg bescheinigte die Vorsitzende interessante Voraussetzungen dank einiger bereits bestehender Strukturen wie der Nachbarschaftshilfe Murg, dem Betreuten Seniorenwohnen und dem Altenpflegeheim St. Vinzentius. Eine Tagespflege ist derzeit im Gespräch. Für die Weiterentwicklung dieser Strukturen im Rahmen eines EU-Projekts stünden Fördergelder zur Verfügung.

Die damalige Volksbank Rhein-Wehra hat in dem Gebäude bis 2018 eine Filiale betrieben. Im Jahr 2020 erwarb die Gemeinde Murg für etwas mehr als 600.000 Euro das Gebäude, das einen Ökonomieteil, drei Gewerberäume und drei Wohnungen umfasst. Der Kauf war für die Gemeinde interessant, weil das Areal im rückwärtigen Teil im Zusammenhang mit der neuen Kindertagesstätte „In der Mühle“ optimiert werden konnte. Es konnten Richtung Norden hin zusätzliche Parkplätze angelegt werden, und die Zufahrt gleichzeitig auch als Ausfahrt genutzt werden.

Im März dieses Jahres eröffnete die Gemeinde nach der Zustimmung durch den Gemeinderat dann ein Bewerbungsverfahren zum Verkauf des Gebäudes. Dieses Bewerbungsverfahren sei in der nicht-öffentlichen Sitzung am 2. Juni allerdings wieder aufgehoben worden, gab Bürgermeister Adrian Schmidle in der jüngsten öffentlichen Sitzung am Montagabend bekannt. Ebenso informierte er darüber, dass der Gemeinderat zur weiteren Inspiration Anfang Oktober eine vom Verein SPES organisierte Exkursion nach Österreich plant, um sich Projekte genossenschaftlicher Wohnformen und nachhaltiger Stadtentwicklung anzuschauen, die dort bereits erfolgreich umgesetzt wurden.