Verena Pichler

Der Awo-Kreisverband betreibt mittlerweile drei Sozialkaufhäuser. Auf insgesamt 2000 Quadratmetern finden Kunden dort gut erhaltene, gebrauchte Ware, die andere Menschen nicht mehr brauchen oder wollen. Diese Schnäppchen machen nicht nur anderen eine Freude, sondern gelangen so auch nicht in den Abfallkreislauf. Eigentlich ein guter Grund für den Landkreis, die Einrichtungen dahingehend zu unterstützen. Doch das passiert kaum.

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir fühlen uns wie Aschenputtel“

„Ein bisschen fühlen wir uns wie Aschenputtel“, sagt Kreisgeschäftsführerin Ina Pietschmann, während sie die Wendeltreppe in den Keller des Schatzkästleins an der Schusterstraße hinabsteigt. Ähnlich wie die Märchenfigur gute und schlechte Linsen sortiert, sortieren ehrenamtliche Helfer gute und schlechte Ware – und davon gibt es viele. „Alte, fleckige Kleider, kaputte Elektrogeräte oder schlicht unverkäufliche Sachen, wie alte Blumentöpfe, Gläser und so weiter“, zählt Pietschmann auf.

Jeden Montag bietet sich das gleich Bild: Übers Wochenende stellen Menschen Spenden, aber auch Unrat beim Schatzkästlein ab.
Jeden Montag bietet sich das gleich Bild: Übers Wochenende stellen Menschen Spenden, aber auch Unrat beim Schatzkästlein ab. | Bild: Awo

Awo muss Unverkäufliches entsorgen

Alles, was nicht verkauft werden kann, muss die Awo entsorgen. Doch auf den Recyclinghöfen des Kreises werden die Mitarbeiter häufig abgewiesen, wenn sie zu viel bringen. Dabei verteilt die Awo die Fuhren aus Rheinfelden und den anderen beiden Standorten, Schopfheim und Grenzach-Wyhlen, bereits auf mehrere Tage. „Im Prinzip sind wir jeden Tag mit dem Entsorgungskreislauf beschäftigt.“ Und somit mit dem Müll anderer Leute.

Das könnte Sie auch interessieren

Jeden Montag das gleiche Bild

Obwohl die Awo deutlich darauf hinweist, dass sie Waren nur zu den Öffnungszeiten entgegennimmt, bietet sich besonders am Schatzkästlein jeden Montag das gleiche Bild: Die Laderampe ist im Verlauf des Wochenendes vollgestellt mit Kisten, Tüten und Gegenständen. Keine Chance für die Mitarbeiter, die Sachen in Anwesenheit der Spender zu sichten und gegebenenfalls abzulehnen. „Mit dem Müll werden wir allein gelassen“, so Pietschmann. Und mit den Kosten: Allein für den Hausmüll fallen pro Jahr 4500 Euro an. Die Arbeitszeit der Mitarbeiter, die Fahrtkosten für den Transporter nicht eingerechnet. Hinzu kommen Gebühren für die Entsorgung von Kühlschränken, die defekt bei der Awo ankommen. „Auf dem Geld bleiben wir sitzen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Brief an die Abfallwirtschaft

Die Awo-Kreisvorsitzende Hannelore Nuß hat deshalb einen Brief an die Abfallwirtschaft geschrieben und um Unterstützung gebeten, die SPD-Fraktion des Kreistags mit Oberbürgermeister Klaus Eberhardt an die Landrätin. Das Ziel: Zum einen finanzielle Unterstützung, zum anderen eine Ausnahmegenehmigung für die Awo, was die Annahme auf den Recyclinghöfen betrifft.

Ernüchternde Antworten

Die Antworten fielen für Pietschmann ernüchternd aus. Der Landkreis komme der Awo mit einer niedrigeren Grundgebühr entgegen. Im Übrigen sei die Abfallberatung gerne bereit, die Awo bei Fragen zu unterstützen. „Im Prinzip sagt man uns, sortiert und trennt besser“, so Pietschmann. Aber noch sauberer als ohnehin schon, gehe nicht. Um das wilde Ablegen von Müll und Gerümpel zu vermeiden, müsste die Awo einen Mitarbeiter zur Kontrolle abstellen. „Und wer bezahlt mir den?“

Ina Pietschmann macht Druck

Am Donnerstag hat Pietschmann deshalb den Besuch des Landtagsabgeordneten Rainer Stickelberger (SPD) in Schopfheim genutzt, um Druck zu machen. Die Redaktion hatte bei der Abfallwirtschaft um ein Statement gebeten. Pressesprecherin Anna Sebastian erklärte, dass auf den Recyclinghöfen eine Obergrenze pro Anlieferer und Tag gelte. Die Awo könne ihre Anlieferungen auf mehrere Tage verteilen, dann sei das Entsorgungsproblem nicht mehr so gravierend.

Für Pietschmann eine Farce. „Die Awo trägt mit ihren Kaufhäusern dazu bei, den Abfallkreislauf zu unterstützen“, betont sie. Second Hand sei nicht nur sozial, sondern schone Ressourcen und Umwelt.

Das Schatzkästlein macht Sommerpause vom 19. bis 24. August. In dieser Zeit haben die Schatzinsel in Grenzach-Wyhlen und das Schatzstübli in Schopfheim geöffnet.

Informationen im Internet:
http://www.awo-loerrach.de