Rheinfelden/Schweiz Vor wenigen Tagen hat diese Zeitung unter dem Titel „Vom stolzen Chorherren-Saal zur Rumpelkammer“ über den Saal oberhalb der Sakristei in der Stadtkirche St.¦Martin in Schweizer Rheinfelden geschrieben. In dem Artikel wurde auch über eine Büste berichtet, von der unklar war, wen sie übehapt darstellen soll. Sie steht verloren in einer Fensternische und staubt munter vor sich hin.
- Prägende Figur der Christkatholiken: Es gab verschiedene Vermutungen, wer die Person gewesen sein könnte. Jetzt scheint dieses Rätsel gelöst zu sein: Laut dem ehemaligen Rheinfelder Stadtpfarrer Roland Lauber handelt es sich um Bischof Eduard Herzog. Auch Professor Urs von Arx, Zentral-Archivar der christkatholischen Kirche, vertritt diese Meinung.
- Ein liberaler Kirchenmann: Wer war dieser Eduard Herzog? Er wurde am 1.¦August 1841 in Schongau im Kanton Luzern geboren. „Am 16.¦März 1867 vom Basler Bischof Lachat zum Priester geweiht, setzte er sich schon früh für die Religionsfreiheit ein. Im Jahre 1870 unterzeichnete er einen Protest gegen die neuen Dogmen, die von Rom auferlegt wurden. Namentlich vom Papst exkommuniziert, nahm er an zahlreichen Veranstaltungen teil, die von den liberalen Katholiken der Schweiz und Deutschlands organisiert wurden“, ist einem Artikel auf der Internetseite der Christkatholischen Kirche über Herzog zu entnehmen.
Am 11.¦März 1873 wurde er zum liberalen Priester von Olten und zwei Jahre später auch von Bern ernannt. „Am 28. April 1876 genehmigte der Bundesrat die Gründung des Christkatholischen Bistums der Schweiz. Die christkatholische Kirche wurde dann neben der römisch-katholischen Kirche und der reformierten Kirche als Landeskirche der Schweiz anerkannt.“
- In Rheinfelden geweiht: Auf der Nationalsynode in Olten (Kanton Aargau) am 7.¦Juni 1876, an der Delegierte aus 55¦Gemeinden und 17¦liberalen katholischen Vereinigungen teilnahmen, wurde Eduard Herzog zum ersten Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz gewählt. Er war damals erst 36 Jahre alt, was ihm erlaubte, die Kirche dauerhaft auf dem Weg des Glaubens in unruhigen Zeiten zu führen.
Eduard Herzog wurde schließlich am 18.¦September 1876 in Schweizer Rheinfelden zum Bischof geweiht. Es war seinerzeit eine echte Großveranstaltung: „Unter den 2000 Personen, die sich zu diesem Anlass versammelten, befanden sich zahlreiche Mitglieder von politischen Behörden, insbesondere mehrere Regierungsräte aus Kantonen, in denen der liberale Katholizismus voll im Aufschwung war.“ Am 26.¦März 1924 ist Eduard Herzog im Alter von 83¦Jahren verstorben.
Mit seiner Identifizierung ist ein weiteres kleines Rätsel der Stadtkirche St.¦Martin in Schweizer Rheinfelden, die viele Schätze birgt, gelöst.