Rheinfelden Etwa 70 Besucher kamen mit Pfarrer Andreas Brüstle in Eichsel zusammen, um zu beten, zu singen und die Kräuterbüschel weihen zu lassen. Die Vorbereitung des Gottesdienstes zu Mariä Himmelfahrt übernahm unter anderem das Gemeindeteam um Birgit Eichkorn. „Am Mittwoch haben wir die Kräuter gesammelt. Gestern Abend haben wir uns nochmal getroffen und 45  Kräuterbüschel für heute gebunden“, erzählt Eichkorn. Das Sammeln und Binden der Kräuter – darunter Johanniskraut, Kamille, Schafgarbe und Majoran – hat sechs Stunden gedauert.

Bei der Kräuterwahl gebe es unterschiedliche Traditionen, schließlich sei der Brauch schon hunderte von Jahren alt, so Pfarrer Brüstle. „In der Regel sammelt man aber einfach die Kräuter, die man ohnehin im Garten hat oder auf einer Wiese findet“, so Brüstle. Diese werden während des Gottesdienstes gesegnet und anschließend den Gottesdienstbesuchern mitgegeben. „Früher haben die Bauern die Sträuße dann in den Stall gehängt, das sollte die Gesundheit von den Tieren fördern und das Haus schützen“, erklärt Brüstle. Heutzutage könne man den Strauß irgendwo – meistens in der Nähe eines Kreuzes – an der Wand aufhängen.

Brüstle betonte zudem die aktuelle Relevanz des Festes, insbesondere im Hinblick auf aktuelle politische Spannungen. „Die Kirche hat das Fest im Jahr 1950, nach dem Krieg, wieder entdeckt.“ Gerade in angespannten Zeiten wie diesen sei es wichtig, Zeichen des Friedens zu setzen. Mariä Himmelfahrt als katholisches Friedensfest sei dafür ein wichtiger Anlass.

Die Atmosphäre unter freiem Himmel sowie das sonnige Wetter trugen dazu bei, dass der Gottesdienst von vielen als besonders erlebt wurde. „Die Leute sind einfach begeisterter, wenn sie hier im Freien einen Gottesdienst erleben“, so Eichkorn. Auch Pfarrer Brüstle zieht eine durchweg positive Bilanz: „Ich bin total zufrieden. Etwa vor 100¦Jahren waren hier immer wieder Gottesdienste. Vor vier Jahren kam die Idee auf, wenn das Wetter schön ist, können wir ja hier auch mal wieder Gottesdienste feiern – das war ein Pilotprojekt. Wir wussten damals auch gar nicht, wer überhaupt kommt.“ Inzwischen habe sich das Format in der Region gut etabliert – in diesem Jahr kamen etwa 70¦Menschen zur Kräuterweihe, darunter auch viele aus umliegenden Dörfern.

„Es ist ein alter Brauch, den wir hier in Eichsel wiederbelebt haben“, so Brüstle. Eichkorn zufolge seien sowohl die Vorbereitungen als auch der Gottesdienst selbst mit sehr viel Freude verbunden, auch das Wetter spielte immer mit. „Es wäre deshalb schön, wenn das auch die nächsten Jahre so stattfinden kann.“ Aufgrund der baldigen Verabschiedung von Pfarrer Brüstles aus der Gemeinde sei die Zukunft der Kräuterweihe an der Niedereichsler Kapelle indes ungewiss.