Boris Burkhardt

Im August 2018 wurde der Recyclinghof Herten an der B 34 neu eröffnet. Wir schauten uns vor Ort um, was besser funktioniert als zuvor und welche Probleme geblieben sind.

Mitarbeiter sind im Rahmen der gesetzlichen Haftung gerne behilflich, müssen sich andererseits immer wieder Respektlosigkeiten gefallen ...
Mitarbeiter sind im Rahmen der gesetzlichen Haftung gerne behilflich, müssen sich andererseits immer wieder Respektlosigkeiten gefallen lassen. | Bild: Boris Burkhardt

Es hat seine Gründe, dass die Mitarbeiter auf dem Recyclinghof in Herten keine Namensschilder tragen. „Eine orangene Weste ist für einige Mitbürger leider ein Freibrief für Beleidigungen und Respektlosigkeit“, klagt Stefan Jansik, Niederlassungsleiter Region Süd der Firma Remondis, die im Landkreis die Recyclinghöfe betreibt. Kunden würden aggressiv, wenn sie „Dinge mitbringen, die sie nicht mitbringen dürfen: In diesem Moment ist unser Mitarbeiter für sie der unfreundlichste Mensch auf der Welt, egal wie freundlich er es sagt.“

Es gibt mehr Effizienz

Diesen „Sittenverfall“ kann der neue Recyclinghof in Herten, der im August 2018 nach einer Umbauzeit von 17 Monaten wiedereröffnete, nicht aufhalten. Aber er sorgt mit größerer Rangierfläche und effizienterer Anordnung der Behälter für die verschiedenen Materialien für eine entspanntere Atmosphäre und hoffentlich weniger Aggression; da sind sich alle einig: Jansik, die Mitarbeiter vor Ort sowie Anna Sebastian, die Pressesprecherin der Abfallwirtschaft im Landkreis Lörrach. Sie sagt: „Der Vorteil eines Neubaus ist, dass wir mit den besten Platzverhältnissen und nach den gesetzlichen Vorschriften planen konnten.“ Nur bei der Annahme des Grünabfalls habe die Abfallwirtschaft Kompromisse eingehen müssen, die anfangs zu Kritik geführt hätten.

Lange Warteschlaufe für Autos

Heute kurz nach 13 Uhr herrscht wenig Betrieb; die Kunden scheinen entspannt. In Konfliktsituationen müssen die Mitarbeiter aber immer wieder deeskalierend wirken: So erlaubt es ihnen die Haftpflichtversicherung nicht, körperlich mitzuhelfen. „Die Leute kommen alleine und erwarten, dass wir ihnen helfen, das Sofa aus dem Auto zu tragen. Ich sage ihnen dann, dass Ihnen daheim ja auch jemand geholfen haben muss, das Sofa ins Auto zu bekommen“, berichtet der Teamleiter vor Ort.

Stress gebe es besonders zu Stoßzeiten zwischen 13 und 14 Uhr, samstags sowieso und freitags, weil da der Recyclinghof in der Werderstraße geschlossen ist. Bewährt hat sich bisher aber die lange Warteschlaufe für die Autos, die Rückstaus auf die B 34 verhindert. Ein Pilotversuch ist dabei die Ampel vor der Einfahrt in den eigentlichen Recyclinghof: Sie wird bei Bedarf von den Mitarbeitern manuell eingeschaltet.

Verständnis für die Unmut

Die Mitarbeiter sind angehalten, Kunden bis zum Ende der Öffnungszeiten einzulassen, unter der Woche bis 17 Uhr. Jansik hat aber auch Verständnis für den Unmut ersterer, „wenn um 16.50 Uhr noch ein Kombi mit unsortiertem Material kommt, der dann bis 17.30 Uhr mit Ausräumen beschäftigt ist“, wie der Teamleiter berichtet. Sebastiani sagt vermittelnd: „Wir raten den Kunden, genügend Zeit vor Betriebsschluss einzuplanen.“

Öffnungszeiten vorgegeben

Die Öffnungszeiten werden laut Sebastian von der Abfallwirtschaft vorgegeben. Längere Öffnungen, um Berufstätigen auch unter der Woche die Anlieferung zu ermöglichen, wären aber auch gar nicht möglich, wie Jansik erklärt. Denn die bis zu 21 Container müssten jeden Abend geleert werden; und diese Annahmestellen hätten selbst wieder Öffnungszeiten, nach denen sich Remondis richten müsse. „Wir haben bereits in Haagen bis 18 Uhr geöffnet“, erklärt Jansik; „würden wir das bei den anderen neun Recyclinghöfen auch einführen, würden wir abends nicht mehr rechtzeitig fertig.“

Recyclinghöfe nur für Landkreis-Bewohner

Nur Bewohner des Landkreises dürfen die Recyclinghöfe benutzen, weil diese über die Abfallgebühren finanziert werden, erklärt Anna Sebastian, Pressesprecherin der Abfallwirtschaft. Die Mitarbeiter dürften aber vor Ort keinen Kunden ansprechen, der keine Lörracher Nummer hat. „Das kann immer ein Schweizer Geschäftswagen sein oder ein Schwiegersohn aus Wehr, der sein Auto zur Verfügung stellt“, nennt Sebastian zwei Beispiele. Eine Stichprobe habe ergeben, dass nur ein geringer Prozentsatz der Kunden nicht aus dem Kreis komme. Das Landratsamt sehe deshalb keine Veranlassung eine Benutzerkarte einzuführen.