Verena Pichler

Während sich der Jugendraum in Karsau recht gut entwickelt und sich die Situation am Karlsplatz beruhigt hat, gibt es in Herten nach wie vor Probleme mit einer bestimmten Clique. Auch personell betrachtet verlief der Start holprig – doch das soll sich jetzt ändern.

  1. Wie steht es um das Personal? Jugendarbeit fußt auf Vertrauen und Beziehungen – eine Einschätzung, die auch Bürgermeisterin Diana Stöcker teilt. Dies ist aber nur möglich, wenn das Personal nicht häufig wechselt. „Unser aller Wunsch sind fünf Jahre. Das ist dann eine Generation“, so Bintz. Während Sozialarbeiterin Franziska Laws von Beginn an in Rheinfelden arbeitet, ging ihre Kollegin in Elternzeit und der Betreuer des Jugendraums in Herten fiel ebenfalls für ein halbes Jahr aus. „Diese Vakanz haben wir natürlich gespürt“, so Bintz. Nun aber sei das Team wieder komplett. Neben Laws kümmern sich seit dem 1. Oktober Felix Müller und Axel Brandt um die Jugendlichen in Rheinfelden.
  2. Wie ist die Situation in Herten? Der Jugendkeller Morgenrot ist im vergangenen Jahr des Öfteren wegen Problemen aufgefallen. Anwohner beschwerten sich über Lärm, die Polizei rückte mehrfach aus. Laut Bintz gibt es in Herten eine feste Clique, die den Jugendkeller als ihr Domizil und, wie es im Tätigkeitsbericht heißt, rechtsfreien Raum betrachtet habe. Einige Jugendliche seien polizeibekannt – wegen Drogenkonsum und -handel, Vandalismus und Körperverletzung. „Wir wissen, dass einige Jugendliche im Umfeld Cannabis konsumieren“, so Bintz.
    Der SAK-Betreuer sei gerade dabei gewesen, eine Kultur und feste Regeln zu schaffen, als er ausfiel. Im Juni habe sich der SAK gemeinsam mit der Villa Schöpflin und den Jugendlichen intensiv mit dem Thema Cannabiskonsum auseinandergesetzt, weitere Aktionen seien geplant. Auch bauliche Maßnahmen, wie ein Zaun, sollen zur Verbesserung der Situation beitragen. Martin Koschmieder, SPD-Ortschaftsrat aus Herten, bedauerte die Entwicklung des Jugendkellers. „Den Raum gibt es seit 30 Jahren und solche Strukturen sind eher neu.“ Es sei unglücklich, dass das Personal in einer solch heiklen Phase gewechselt habe. Dieses Problem ist nun gelöst, Bintz sieht aber ein ganz anderes auf die Stadt zukommen. Seit dem Auslaufen der Werkrealschule steht die Außenstelle der Schillerschule leer. „Ein Leerstand zieht die Jugendlichen an, sie werden ihn umnutzen.“ Er sei überzeugt, dass die Stadt hier agieren müsse.
  3. Wie schaut die Lage in Karsau aus? Vom Sorgenkind zur Erfolgsmeldung hat sich hingegen der Jugendraum in Karsau entwickelt. Die Besucherzahlen sind von „null bis zwei“ (Bintz) auf rund 20 gestiegen. Intensive Werbung im Ortsteil, verlässliche Öffnungszeiten und viele Aktionen haben dazu geführt, den Treff zu beleben. Eine Entwicklung, die Rita Rübsam (Freie Wähler) besonders freut.
    „Dass Karsau wieder aktiviert wird, war auch mir ein großes Anliegen.“
  4. Wo halten sich Jugendliche sonst noch auf? Ein weiterer Schwerpunkt der mobilen Jugendarbeit – wie es der Name schon sagt – ist das gezielte Aufsuchen von Plätzen, an denen sich Jugendliche aufhalten. Einer mit „explosivem Charakter“ (Bintz) ist der Karlsplatz. Dass dieser, die benachbarte Christuskirche und Hieber zu einem Lieblingstreffpunkt der Jugendlichen zählt, wundert Bintz nicht. „Der Platz ist zentral gelegen, es gibt freies WLAN und das Parkhaus biete neben einer fantastischen Aussicht genügend Raum, um sich zu verstecken oder ungestört zu rauchen.“ Im Café im Markt treffen die Jugendlichen auf Bekannte. „Sehen und gesehen werden“, so Binz. Für die Marktleitung ein unhaltbarer Zustand, weshalb sie zwischenzeitlich einen Sicherheitsdienst einsetzte. Die Sozialarbeiter behielten den Platz im Auge und sprachen die Jugendlichen regelmäßig an. „Hieber wäre es wohl am liebsten, wir kämen jeden Tag, aber das geht nicht.“ Es gab einige Gesprächsrunden mit allen Betroffenen und seit Wochen sei dort nichts mehr passiert, betonte Bürgermeisterin Stöcker. Gleichwohl müsse man sich für diesen und andere Treffpunkte einen Plan überlegen. „Beteiligen Sie die Jugendlichen bei der Erarbeitung eines Aufenthaltskonzepts“, riet Bintz. Und: „Die Jugendlichen gehören zu uns, schieben Sie sie nicht weg.“