Ralf H. Dorweiler

Wohnungen sind knapp in der Zuzugsregion am Hochrhein. Trotz großer Anstrengungen, neuen Wohnraum zu schaffen, bleibt der Druck hoch auf dem Wohnungsmarkt, der größtenteils traditionelle Wohnstrukturen bedienen kann. Es gibt aber einen Wandel. Ob Wohngemeinschaften, inklusives Wohnen, Betreuung zu Hause oder Mehrgenerationenwohnen: Modelle, die in Großstädten längst gängig sind, finden langsam auch in Rheinfelden in den Alltag.

Projekt auf dem Areal in der Hebelstraße ist Geschichte

Das Mehrgenerationenprojekt in der Hebelstraße ist Geschichte. Das Areal, auf dem die private „Wohngenossenschaft Hebelhof“ das Zusammenleben verschiedener Generationen in eigenen Wohnungen aber auch mit gemeinsam genutzten Räumen umsetzen wollte, stand Anfang 2018 nicht mehr zur Verfügung. Der Vorsitzende der Genossenschaft, Armin Zimmermann, mittlerweile auch Leiter des Amts für Familie, Jugend und Senioren, hat aber mit seinen Mitstreitern nicht locker gelassen. Man hat ein neues Grundstück in zentraler und doch ruhiger Stadtlage gefunden, wo auf 1000 Quadratmetern zwölf Wohneinheiten entstehen sollen.

Armin Zimmermann, Vorsitzender der Wohngenossenschaft Hebelhof.
Armin Zimmermann, Vorsitzender der Wohngenossenschaft Hebelhof. | Bild: Ralf H. Dorweiler

Stadt bietet Grundstück ohne Bieterwettbewerb an

Mit Carsten Spinder bekam der Vorstand zwischenzeitlich Verstärkung. Beide, Zimmermann und Spinder, hörten sich bezüglich eines geeigneten Grundstücks um, vor allem bei Kirchengemeinden und der Stadt. Das Ziel, Menschen und Familien verschiedener Altersklassen zusammenzubringen, die nicht nur nebeneinander in einem Gebäude wohnen, sondern auch miteinander leben wollen, erfuhr überall viel Wohlwollen. „Die Stadt wäre bereit gewesen, uns ein Grundstück ohne Bieterwettbewerb anzubieten“, sagt Zimmermann. Er ist sicher, dass die Genossenschaft gegen große Investoren in einem solchen Verfahren den Kürzeren gezogen hätte.

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Ideale Lösung beim Kindergarten St. Michael

Allerdings musste man auf das städtische Angebot nicht eingehen, denn mit dem freien Grundstück in der Schillerstraße, direkt an die katholische Kita St. Michael angrenzend, fand sich bereits eine ideale Lösung. In Gesprächen mit der Stadtplanungsabteilung wurde erarbeitet, dass die gewünschte Gebäudegröße auf dem 1000-Quadratmeter-Grundstück möglich wäre. Allerdings wird eine Bebauungsplanänderung nötig, weil dort bislang kein Wohnen vorgesehen ist.

Zwölf Einheiten und ein Gemeinschaftsraum

Neben zwölf Wohneinheiten soll ein 60 Quadratmeter großer Gemeinschaftsraum entstehen. Das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg stehe dem Plan sehr positiv gegenüber, so Zimmermann, und würde das seit Jahrzehnten brachliegende Grundstück der Wohngenossenschaft in Erbbaupacht zur Verfügung stellen. Noch vor den Sommerferien soll ein Vorvertrag mit der katholischen Kirchengemeinde abgeschlossen werden. Auch mit Architekturbüros gab es erste Gespräche.

Städtische Wohnbau bietet 1928 Einheiten

Die kleine private Wohngenossenschaft ist laut Zimmermann die einzige im ganzen Landkreis Lörrach. Auf der anderen Seite steht Markus Schwamm, der Geschäftsführer der Wohnbau Rheinfelden, die mit 1928 Wohneinheiten der größte Wohnungsanbieter in der Stadt ist.

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Gute Durchmischung der Mietparteien

„Wir achten generell auf eine gute Durchmischung der Mietparteien und bringen so unterschiedliche Generationen zusammen“, sagt Schwamm. Allerdings sei das Zusammenleben in einem Mietshaus der Wohnbau nicht so intensiv, wie man sich das unter Mehrgenerationenwohnen sonst vorstelle. Trotzdem versuche man – etwa über die Quartiersfeste – Alt und Jung miteinander zu vernetzen. So könnte man sich gegenseitig helfen – das Kennenlernen schaffe aber auch Verständnis füreinander und sorge Konflikten vor.

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Großer Bedarf an seniorengrechtem Wohnen

Von der Politik würden neue Wohnformen gewünscht. „Wir sind aber in Rheinfelden Getriebene im Druck des Wohnungsmarkts und müssen vorwiegend Stückzahlen schaffen“, meint Schwamm. Zudem bestehe ein sehr großer Bedarf an seniorengerechtem Wohnen.

Solche Modelle müssen ausgebaut werden

Eigene Wohnungen für Senioren, die einem Pflegeservice angeschlossen sind, werden sehr stark nachgefragt in Rheinfelden. Ältere Mitbürger wollen weiter selbständig in leben, aber im Bedarfsfall schnell Unterstützung bekommen. Solche Wohnmodelle müssen in Rheinfelden ausgebaut werden, weil ein sehr hoher Bedarf besteht.

Junge Menschen wollen sich die oft teure Miete teilen

Auch jüngere Leute pflegen ungewöhnliche Wohnformen. Wohngemeinschaften kennt man zwar hauptsächlich von Universitätsstädten, aber auch in Rheinfelden teilen sich junge Leute Wohnraum. Wichtig dürfte allerdings auch die Teilung der Kosten sein, gerade in einer so teuren Mietgegend wie am Hochrhein. Zahlen zu solchen WGs gibt es bei der Wohnbau: Von deren 1928 Wohnungen werden gerade einmal 13 als Wohngemeinschaften bewohnt. Natürlich wird es sicherlich noch weitere WGs auf dem freien Mietmarkt geben.

Inklusives Wohnen in der Burgfeldstraße in Herten

Noch ein weiteres ungewöhnliches Wohnmodell ist gerade in Herten gestartet. Das St. Josefshaus bietet in der Burgfeldstraße inklusives Wohnen an. Ein Teil der neu errichteten Wohnanlage hat Wohnungen für 28 Menschen mit Behinderungen, vier Wohnungen sind am freien Wohnungsmarkt angeboten worden.