Rheinfelden – Die alte Erle am Brückli des Hertener Mattenbachs ist gefällt worden. Dies sei aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen. „Genaue Beobachter wussten schon länger, dass sie bald fällig sein wird“, schreibt Martin Koschmieder in einer Pressemitteilung.

Der alte, stattliche Baum, der aus einem Wurzelstock mit drei Stämmen bestand und eine mächtige Krone bildete, sei „ein Stück Hertener Geschichte“ gewesen, berichtet der Hertener Einwohner. Die Erle sei damals gezielt an einer besonderen Stelle gepflanzt worden. Wahrscheinlich sollte sie Schatten spenden und gleichzeitig den Mattenbach stauen, damit die Bauern Wasser auf ihre Felder leiten konnten. Der Mattenbach, der als Bewässerungsgraben genutzt wurde, sei von Hand ausgeschaufelt und an den Dorfbach in Degerfelden angeschlossen worden, so Koschmieder weiter.

Aufgrund des geringen Gefälles hätten die Bauern im Winter Bachpflegearbeiten durchführen müssen. Im Sommer sei „genossenschaftlich genau geregelt“ worden, wann und wie lange jemand aus dem Mattenbach Wasser ableiten durfte, erklärt Martin Koschmieder in seiner Mitteilung an diese Zeitung. Um die Arbeit zu erleichtern, habe man eine Brücke gebaut.

Die Erle habe sich schnell zu einem Orientierungspunkt für die Menschen entwickelt, der vom Aussichtspunkt Grabbesten aus sichtbar war. „Direkt hinterm Wasserhüsli war sie zu sehen. Dort war dann auch der Mattenbach und die Stellfalle auszumachen“, schreibt Martin Koschmieder. Vom Grabbestei kann man auch die namensgebenden Raben in Schwärmen auf den Feldern im Tal sehen.

In rasantem Tempo wachsen Häuser

Die Erlen und Pappeln am Bachufer hätten ideale Nist- und Aussichtsplätze für die Raben geboten. Die Stellfallen für den Mattenbach seien im freien Feld platziert worden. „Der Trampelpfad und das Brückli wurden von den Hertenern gerne als Abkürzung zum Oberdorf genutzt“, erklärt Koschmieder. Mit der Zeit sei der Boden dann von den Landwirten an die Firma Ciba-Geigy verkauft worden, die dort Wohnungen für ihre Mitarbeiter errichten wollte. „Unaufhaltsam sind Häuser von beiden Seiten zum Brückli hingewachsen“, so Koschmieder.

Der Pfad sei zu einem geteerten Weg geworden, und die Eisenrahmen der Stellfalle seien aus Sicherheitsgründen entfernt worden. Das „romantische Brückli“ wurde wegen der Abnutzung durch eine Brücke mit Stahlgeländer ersetzt. Eisvögel und Stichlinge wurden immer seltener. Und „jetzt ist die alte Erle am Brückli weg“, sagt Koschmieder. Innerhalb einer Stunde hätten Maschinen den Baum „in verarbeitbare Einzelteile“ zerlegt. Immerhin: Der Mattenbach ist noch da. „Jetzt bleibt nur die Frage, wie wir mit dem Wissen, dass der Mattenbach kein Bach, sondern ein Bewässerungsgraben ist, ökologisch sinnvoll umgehen“, sagt Koschmieder.