Der Stolz war ihnen anzumerken: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim IBA-Projekt „Rheinuferweg extended“ haben die beiden Rheinfelder Stadtoberhäupter, Stadtammann Franco Mazzi und Oberbürgermeister Klaus Eberhardt, aus Überzeugung geleistet – und damit viele Nachbargemeinden überzeugt. Von Grenzach-Wyhlen bis Stein wurden in den vergangenen sechs Jahren in zehn Gemeinden an beiden Rheinufern Naherholungsräume aufgewertet, neu geschaffen und vernetzt.

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Am Freitag verlieh die ehemalige Geschäftsführerin der seit diesem Monat abgeschlossenen Internationalen Bauausstellung Basel 2020, Monica Linder-Guarnaccia, während des regelmäßigen Behördentreffens beider Rheinfelden die Trophäen für das gelungene Projekt.

Einen Monat hätten die beiden Städte auf der Rheinbrücke als sichtbaren Abschluss des Großprojekts die IBA-Fahne geflaggt, betonte Mazzi die Wichtigkeit des trinationalen Projekts für die Schwesterstädte: „Schön, dass wir die IBA haben konnten.“ Die Zusammenarbeit über Gemeinde- und Landesgrenzen habe die Gemeinden „geistig befruchtet“, Kreativität freigelegt und die Qualität des Lebensraums erhöht. Auf deutscher Seite beteiligten sich Grenzach-Wyhlen, Schwörstadt, Wehr und Bad Säckingen, auf Schweizer Seite Möhlin, Mumpf, Wallbach und Stein.

Ein Wermutstropfen

Dass die Idee des Rheinstegs zwischen beiden Rheinfelden nicht verwirklicht werden konnte, bleibt für die beiden Stadtoberhäupter ein Wermutstropfen. Doch Linder-Guarnaccia sprach davon, dass das Scheitern Teil der IBA sei: „Die IBA wollte Impulse setzen und die Bedürfnisse der Gemeinden und ihrer Bevölkerung ergründen. Es verlangte Mut zum Risiko, solche Projekte anzugehen – ein Risiko kann auch einen Misserfolg beinhalten.“ Die IBA habe die „gemeinsame übergeordnete Identität“ im Dreiland verstärkt, ist sich Linder-Guarnaccia sicher: „Wir sind ein Lebensraum.“

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Eberhardt nannte es denn auch „wunderbar“, wie jede Gemeinde aus ihrer Sicht entschieden habe, welches ihr Projekt für die Bevölkerung sein werde. Die Projekte des „Rheinuferweg extended“ wurden maßgeblich übers Interreg-Programm Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein finanziert. Mit den Interreg-Projekten fördert die EU grenzüberschreitende Projekte mit Nicht-EU-Staaten. Der zuständige Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser kündigte für die kommende Förderperiode eine Mittelerhöhung von 40 auf 48 Millionen Euro an: „Die EU hat erkannt, wie wichtig die Graswurzelarbeit ist.“ Der Anteil des Schweizer Bundes bleibt gleich bei 11,5 Millionen Franken.

120 Projekte eingereicht

Von 120 eingereichten Projekten wurden laut Linder-Guarnaccia 40 bis 45 ausgewählt und 20 umgesetzt. Der 30 Kilometer lange „Rheinuferweg extended“ mit zehn Gemeinden ist eines von drei Projekten, die Teil des 120 Kilometer langen Rundwegs „Rheinliebe“ sind, entlang dessen 21 Gemeinden zwischen Bad Bellingen und Stein über 60 Maßnahmen umgesetzt haben, unter anderem in Badisch-Rheinfelden das Sunnebuggeli, in Grenzach-Wyhlen der Südlichste Punkt Baden-Württembergs sowie in Schwörstadt der Bereich um das Regenüberlaufbecken. Die überreichten Wandertrophäen sind kleine dreiseitige Stelen aus weißem Porzellan, von der Neuenburger Künstlerin Maude Schneider mit den IBA-Piktogrammen und dem Label in Gold verziert. Für Linder-Guarnaccia steht der dreimalige Ofengang bis zu 1500 Grad im Herstellungsprozess dafür, dass „es sehr viel braucht, dass die IBA-Projekte zustande kommen“, die Zerbrechlichkeit des Porzellans dafür, wie leicht das Erreichte wieder kaputtgehen könne.

Weitere Projekte folgen

Die Umsetzung vieler Projekte zur Aufwertung des Lebensraums stehe noch aus. Diese würden selbstverständlich weitergeführt. Für die Finanzierung und Koordination weiterer Projekte hält Linder-Guarnaccia die Gründung eines trinationalen Planungsfonds für Vorprojekte sowie einen „Zukunftsrat“ als Planungsausschuss, der über diesen Fonds verfüge, für wichtig. Beide Rheinfelden wollen weiter treibende Kraft sein.