Gerd Lustig

Seit rund drei Wochen ist die Abstrichstelle des Landkreises Lörrach auf einem Teil des Parkplatzes vor dem Kreiskrankenhaus Rheinfelden in Betrieb. Hier arbeiten Gesundheitsamt, DRK und eine Schar von freiwilligen Ärzten und medizinischem Fachpersonal Hand in Hand, um Bürger nach vorheriger Anmeldung über Hausärzte und Amt auf das Coronavirus zu testen. In direkter Nachbarschaft wohnt das Ärzteehepaar Halm – und das macht sich Sorgen.

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Nach dem Start mit Pavillon und Zelt sind die Bedingungen inzwischen gut für den Testbetrieb, wie die beiden Hauptverantwortlichen des Notfallbetriebs, Harald Dörr und Michaela Kaiser, befinden. Die gesamte Arbeit und das Geleistete werden auch von dem Ärzteehepaar Gabriele und Günter Halm, das ganz in der Nähe der Abstrichstelle im Gebiet Vogelsang wohnt, geschätzt. Allerdings: Die Halms vermissen eine tägliche Desinfektion des Asphalts rund um die Abstrichstelle, zumal sich hier Menschen bewegten, die das Virus möglicherweise in sich tragen und so die Fläche kontaminieren könnten.

Anfrage an den Oberbürgermeister

In einer E-Mail haben die Halms Oberbürgermeister Klaus Eberhardt über den von ihnen vermuteten Missstand informiert. „Durch die besondere Nähe der Abstrichstelle zu Kreiskrankenhaus und Hubschrauberlandeplatz ergibt sich durch Aufwirbelungen – Downwash der Rettungshubschrauber bei Start und Landung – die besondere Situation, dass mit Covid-19-Erregern kontaminierte Partikel sowohl in die Räume des Kreiskrankenhauses gelangen können als auch das angrenzende Wohngebiet (Vogelsang) erreichen“, hatte Günter Halm geltend gemacht. Da in vielen anderen Ländern der EU und Asiens bereits Straßendesinfektionsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Eindämmung der Verbreitung des Virus stattfinden, fordere er jetzt dazu auf, dies auch rund um die Abstrichstelle in Rheinfelden zu tun.

Andere Zuständigkeit

OB Eberhardt gab zügig Rückmeldung und verwies auf die unterschiedlichen Zuständigkeiten. Die Abstrichstelle werde von der kassenärztlichen Vereinigung und dem Gesundheitsamt betrieben, der Hubschrauberlandeplatz stehe hingegen in der Verantwortung der Kreiskliniken GmbH als Grundstückseigentümerin. „Ich gehe davon aus, dass von dort aus eine qualifizierte Antwort gegeben wird“, so Eberhardt.

Diese gab das Landratsamt dann per E-Mail. „Nach Information der Leiterin unseres Fachbereichs Gesundheit sind Nutzen und Wirksamkeit der Desinfektionsmaßnahmen von öffentlich zugänglichen Außenbereichen in anderen Ländern wohl nicht belegt und derzeit in Deutschland nicht empfohlen oder praktiziert“, heißt es in dem Schreiben an die Halms.

Kein erhöhtes Risiko

Der bisher nachgewiesene Infektionsweg erfolge über Tröpfchen in der Ausatemluft. Bereits ab einem Abstand von ein bis zwei Metern zum Erkrankten sinke das Übertragungsrisiko deutlich. „Infektionen über kontaminierte Flächen (Handkontaktflächen) sind möglich, spielen jedoch eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Im Freien sinkt das Infektionsrisiko im Vergleich zu geschlossenen Räumen deutlich ab. Die Abstriche erfolgen bisher im Auto der Testpersonen“, heißt es in der Erklärung weiter.

Von einer relevanten Kontamination der Straße oder einer Infektionsgefahr durch Staubverwirbelung bei Hubschrauberstarts und -landungen sei hierbei nicht auszugehen. „Daher gehen wir davon aus, dass für die von der kassenärztlichen Vereinigung betriebene Abstrichstelle keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind.“

Günter Halm bleibt skeptisch. Angesichts der Desinfizierung von Flächen und ganzen Straßenzügen in Spanien und in vielen anderen Ländern, teils sogar mit Drohnen, fragt er sich: „Im Umkehrschluss sind dann wohl die Maßnahmen in Frankreich, Italien, Spanien und Asien nur ‚Humbug‘ und nur sinnloser Aktionismus?“