Das Übungsszenario: Ein Brand im hölzernen Dachstuhl der Schlosskirche Beuggen durch eine von drei Handwerkern ausgelöste Explosion. Schnell greift das Feuer auf das mit dem Dachstuhl verbundene dritte Stockwerk des Schlosses über, wo sich auch Hotelzimmer befinden. Das Treppenhaus steht bereits in Brand und so ist den Gästen als Fluchtweg abgeschnitten. Sechs Hotelgäste, unter ihnen auch Kinder, müssen aus dem obersten Stockwerk gerettet werden. Der Brand löst zudem Panik aus. Eine Person will nur noch schnell weg, sodass sich auf dem Hof des Schlosses zeitgleich noch ein Autounfall ereignet. Ein Auto stößt dort mit einem Lieferwagen zusammen.
Auf diese unübersichtliche Gemengelage trafen die Einsatzkräfte, als sie mit Blaulicht im Dunkeln und bei Regen vorfuhren. Empfangen wurden sie mit den dringlichen Worten: „Es brennt, Personen in Gefahr, ein Kind wird vermisst.“ Schnell stand fest: Eine Drehleiter wird hier nicht ausreichen. Einsatzleiter David Sommer, seit einigen Monaten Kommandant der Rheinfelder Feuerwehr, erhöhte deshalb die Gefahrenstufe und forderte somit Hilfe aus dem Schweizer Rheinfelden an. „Wir arbeiten gut zusammen und die Schweizer Feuerwehr ist mit ihrer Drehleiter viel schneller am Einsatzort als die Kollegen aus Grenzach-Wyhlen“, erklärte er das für solche Einsatzfälle vorgesehene grenzüberschreitende Konzept.
Mit zwei Drehleitern konnte schließlich von beiden Gebäudeseiten her gelöscht und gerettet werden. Vom Hof aus nahmen die Einsatzkräfte Kontakt zu den mutmaßlich eingeschlossenen Hotelgästen auf: „Bleiben Sie am Fenster! Wir sind in ein paar Minuten bei Ihnen. Bewahren Sie Ruhe!“ Derweil arbeitete sich die Atemschutztruppe mit langen Schläuchen Etage für Etage durch das Treppenhaus nach oben. Beinahe schon greifbar wirkte dabei die gespielte angespannte Konzentration. Aus der Tür in Richtung Dachstuhl drangen künstliche Rauchschwaden hervor und vernebelten die Kunstwerke im Treppenhaus. Neben der Menschenrettung, die immer vorgeht, musste die Einsatzleitung auch die Sicherung des Kulturguts im Auge behalten. Der Rauch sollte sich nach Möglichkeit nicht weiter ausbreiten. Die meisten Hotelgäste und Handwerker brachte die Feuerwehr über das Treppenhaus in Sicherheit. Andere wurden mit der Drehleiter gerettet, während der umgekippte Smart fachgerecht zerlegt wurde, um den eingeklemmten Fahrer zu befreien. Bei einer ersten Nachbesprechung im noch leicht vernebelten Dachstuhl der Kirche wurde deutlich, dass ein richtiger Brand hier verheerend gewesen wäre. Kommandant David Sommer verwies deshalb auf die Bedeutung der Brandfrüherkennung als einzige Chance, eine solche Situation noch in den Griff zu bekommen. Ausreichend Brandmelder, so wurde vor Ort festgestellt, seien jedenfalls vorhanden.
Insgesamt zeigte sich der Kommandant zufrieden mit dem Verlauf der Übung, an der 13 Fahrzeuge und 75 Einsatzkräfte, auch von anderen Blaulichtorganisationen, beteiligt waren. Natürlich werde eine solche Übung auch gemacht, um Schwachstellen zu erkennen, so Sommer. Verbesserungsbedarf sah er bei der Aufstellung im Hof des Schlosses. Eine detaillierte Besprechung der Einsatzleitung steht noch aus. An diesem Abend gab es für alle erst einmal Schäufele mit Kartoffelsalat, ausgegeben vom dankbaren Schlossbesitzer Alexander Schwabe. Als Kind hatte er ein Schloss in Frankreich brennen sehen. Mit seinem Schloss Beuggen möchte er so etwas nie erleben.