Rheinfelden – Bei einem Messeranschlag sind vor einer Woche auf einem Stadtfest in Solingen drei Menschen gestorben. Als Tatverdächtiger wurde ein 26-jähriger Syrer festgenommen. Wie schätzt die Polizei die Gefährdungslage auf dem Rheinfelder Trottoirfest ein, das seit gestern Abend läuft und noch bis morgen dauert? Drei Tage lang feiern dort Tausende Besucher an den Ständen und in den Buden. Hat der Anschlag in Solingen Auswirkungen auf das Sicherheitskonzept für das Fest? Wir haben bei Rheinfeldens Polizeirevierleiter Spencer Diringer nachgefragt.

  1. .Wie schätzt die Polizei die Gefährdungslage auf dem Fest ein? Die Gefährdungslage hinsichtlich eines möglichen Angriffs oder Anschlags wie in Solingen zu beurteilen, sei sehr schwierig, sagt Diringer. Passieren könne so etwas natürlich grundsätzlich überall. „Aber wir haben keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung“, betont der Polizeirevierleiter. „Es besteht also kein Anlass für uns, dass man auf die Veranstaltung verzichten oder Besucher warnen müsste, dass sie nicht auf das Fest gehen sollen.“ Dennoch müsse die Polizei in der Planung im Vorfeld auch solche Szenarien berücksichtigen, so Diringer.
  2. .Wie viele Polizisten kommen auf dem Fest zum Einsatz? „Wir sind gut aufgestellt“, betont Diringer. „Wir bestreiten den Einsatz vollständig mit Kräften aus dem Polizeirevier Rheinfelden.“ Zur genauen Zahl der Beamten, die auf dem Trottoirfest präsent sind, macht die Polizei aus einsatztaktischen Gründen keine Angaben. Neben Polizeistreifen seien aber auch wie gewohnt der Kommunale Ordnungsdienst und ein vom Veranstalter beauftragter privater Sicherheitsdienst auf dem Fest unterwegs.
  3. .Hat sich etwas am Sicherheitskonzept geändert? „Vor jedem größeren Einsatz treffen wir uns zum Kooperationsgespräch mit der Stadt“, sagt Diringer. In Rheinfelden gebe es seit Jahren ein gutes und bewährtes Sicherheitskonzept zum Trottoirfest. „Wir haben anlässlich der aktuellen Ereignisse gemeinsam mit der Stadt das Sicherheitskonzept noch mal durchleuchtet.“ Dabei sei man weitgehend bei der Aufstellung des vergangenen Jahres geblieben – mit minimalen Nachjustierungen. Kleinere Änderungen gebe es vor allem bezüglich interner Koordination und der Kommunikation zwischen den einzelnen Diensten und Einsatzkräften.
  4. .Auf welche Szenarien bereitet sich die Polizei vor? In den Vorbereitungen zum Fest würden eine Vielzahl von Szenarien theoretisch durchgespielt. Das gehe von kleineren Unfällen oder auffälligen Betrunkenen bis hin zu einem Anschlag. „Unsere oberste Prämisse ist es, mit Streifen Präsenz zu zeigen und dadurch den Besuchern Sicherheit zu vermitteln“, sagt Diringer. Wie in den Vorjahren würden auch wieder Betonsperren an den Zufahrten aufgestellt. Diese seien seit dem Terroranschlag in Nizza bei allen größeren Festen üblich, sagt der Revierleiter. Im Jahr 2016 war ein islamistischer Attentäter dort bei einem Fest zum französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast.
  5. .Gibt es Rucksack- und Taschenkontrollen beim Einlass? Für den Großteil der Festbesucher gebe es keine Kontrollen, verspricht Diringer. Punktuell und anlassbezogen werde der Sicherheitsdienst aber an den Eingängen Rucksäcke und Taschen kontrollieren.
  6. .Mit wie vielen Besuchern rechnet die Polizei an den drei Tagen? Die Erfahrungswerte aus den Vorjahren würden zeigen, dass wetterabhängig pro Tag etwa 3000 bis 5000 Besucher aufs Trottoirfest kämen, sagt Diringer. Polizei und Stadtverwaltung planen deshalb auch in diesem Jahr mit einem Mittelwert von 4000 Besuchern pro Tag.