Horatio Gollin

Mit Blumen wollen die Schwestern Emma und Linda Küpfer aus Rheinfelden ein bisschen Farbe auf die grauen Sitzstufen beim Sunnebuggele bringen. Obwohl die Aktion nicht abgesprochen war, wollen die Technischen Dienste die Verschönerung dulden.

Erst Mitte März hatte die Stadt den neuen Sitzplatz und den frei geschnittenen Aussichtspunkt am Sunnebuggele für die Öffentlichkeit frei gegeben. Eine Diskussion entfachte sich nicht nur am Namen, der in Leserbriefen als nicht Alemannisch genug kritisiert wurde, sondern auch an der Gestaltung der in mehreren Ebenen im Halbrund angeordneten Sitzstufen.

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Nicht jedem wollten die aus senkrecht stehenden Betonplatten, Kies und Flüssigbeton erstellten Stufen gefallen, deren Gestaltung an die für das Rheinufer typische Nagelfluh erinnern sollen. Vor zwei Wochen machte der in der Nähe wohnende Künstler Roland Kistner die Zeitung auf eine grüne Aufwertung des Platzes aufmerksam. Unbekannte hatten bei den Steinstufen Töpfe mit Blumen aufgestellt.

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Hinter der Aktion stecken die Schwestern Emma und Linda Küpfer aus Rheinfelden. Beide sind hier geboren und aufgewachsen. Die 23-jährige Emma und die 18-jährige Linda machen wöchentlich Spaziergänge am Rheinuferweg oder laufen gleich den ganzen Rundweg über Kraftwerk und alte Rheinbrücke.

Emma studiert Public Relations in Kleve bei Düsseldorf und ist nur noch während der Semesterferien in Rheinfelden. Linda besucht das Sozialwissenschaftliche Gymnasium in Bad Säckingen. Vor drei Wochen haben sie bei den Steinstufen am Sunnebuggele Blumentöpfe mit Chrysanthemen, Lavendel und Sonnenblumen verteilt. Zum Wässern der Blumen haben sie eine Gießkanne hingestellt und ein Schild mit der Aufforderung: „Bitte gießt uns! Danke, Thank you, Merci, Gracie.“

„Wir wollten keine Kritik am Architekten und der Gestaltung üben“, sagt Emma. „Wir wollten einfach den Ort etwas farbenfroher gestalten.“ Die der Eröffnung folgende Kritik hatte zwar dazu geführt, dass die beiden über den Ort nachdachten, aber die als Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA 2020 gemachte Einrichtung des Aufenthaltsortes am Rheinuferweg finden sie gut.

„Ich finde die Idee gut. Das hat gerade auf der deutschen Seite noch gefehlt“, lobt Linda, und Emma ergänzt: „Es ist ein schöner Gedanke, hier einen Treffpunkt einzurichten, wo früher schon einer war. Das ist ein guter Platz. Es ist schön, dass gegenüber die Schweizer Rheinstufen sind.“ Linda gefällt auch die Gestaltung des Platzes, die Stufen erinnern sie an ein Theater mit dem Stern als Bühne. Kritik üben die beiden allerdings an der grauen Farbe der Stufen, weshalb Linda auf die Idee kam, den Platz schöner zu gestalten.

Zuspruch zu der Aktion bekamen sie auch von ihrer Mutter. Die Schwestern wollten den Platz aber nicht nur optisch aufwerten. „Es ist schön, dass es so naturbelassen ist, aber viel blüht hier ja nicht“, bezieht sich Linda auf Unterholz und Gestrüpp am Rheinufer. „Wir wollten den Platz auch bienenfreundlicher machen.“

Weil sie Angst vor Vandalismus hatten, haben sie gerade am Anfang oft nach dem Rechten geschaut. Mittlerweile kommen sie nur noch ein bis zweimal in der Woche vorbei. „Es ist praktisch, dass der Weg am Rhein ist, wenn man gießen will“, sagt Linda. Und sie findet es auch „schön, dass die Blumen wirklich gegossen werden.“

Die beiden konnten auch schon eine Familie beobachten, bei der die Kinder darum stritten, wer die Blumen gießen darf. „Es wäre auch schön, wenn noch andere Leute Blumen aufstellen würden“, meint Emma, aber es sollten natürlich nicht die ganze Sitzstufen voll gestellt werden.

Von der Aktion noch gar nichts mitbekommen hatte Siegfried von Au, Leiter der Technischen Dienste. Er musste auf die Zeitungsanfrage hin erst mit dem Mitarbeiter Rücksprache halten, der auf dem Rheinuferweg für die Sauberkeit zuständig ist.

„Der Mitarbeiter sagt, es macht einen ordentlichen Eindruck“, teilt von Au mit. „Ich möchte aber nicht, dass das jeder Bürger überall macht.“ Mit der Aktion am Sunnebuggele ist von Au grundsätzlich einverstanden, auch wenn er es noch nicht persönlich gesehen hat. Er hätte es aber besser gefunden, wenn das Vorhaben im Vorfeld mit den Technischen Diensten oder der Stadtplanungs- und Umweltabteilung abgesprochen worden wäre.

Das können die Schwestern auch noch nachholen. „Wir begrüßen das, wenn jemand Pflanzen gießt“, meint von Au. Zum konkreten Fall sagt er: „So lange es dort ordentlich ist und bleibt, wird das geduldet.“