Bei der ersten Stadtführung nach der langen Corona-Pause ging es auf Frauenspuren. Stadtführerin Manuela Eder stellte sieben Frauen vor, die aus Rheinfelden stammten oder in Rheinfelden wirkten. „Ihre Zivilcourage hatte Vorbildcharakter“, befand Manuela Eder über Hadumoth Dieterich-Herzog. Dieterich-Herzog hatte im Zweiten Weltkrieg großen Einsatz gezeigt, half Verschüttete nach Fliegerangriffen zu bergen oder versorgte Verwundete. Im April 1945 stellte sie sich der französischen Armee als Geisel zur Verfügung, um die Bewohner des Dorfs Möhring zu retten. Dieterich-Herzog wurde 1920 geboren und wuchs in Rheinfelden auf. Die junge Frau hatte Schauspielerin werden wollen, doch der Krieg durchkreuzte ihre Pläne, so dass sie in die Fußstapfen ihrer Mutter Therese Herzog-Rennau trat, die eine der ersten Ärztinnen im Deutschen Kaiserreich gewesen war und 1913 eine Praxis in Rheinfelden eröffnet hatte.

Das könnte Sie auch interessieren

1955 kam Dieterich-Herzog nach Rheinfelden zurück, sie übernahm die Praxis der Mutter und führte sie bis 1984. Ihr Ehemann Gerhard Dieterich gründete die Frauenklinik im Bampi-Schloss, wo bis zur Schließung im Jahre 2012 rund 24 000 Kinder auf die Welt gebracht wurden. Dieterich-Herzog starb 1991 bei einem Verkehrsunfall.

Das könnte Sie auch interessieren

Insgesamt sieben Frauen präsentierte Eder den Teilnehmern auf dem Rundgang. Eder stellte Sophie Schindler-Escher vor, nach der heute noch die Sofienstraße in Oberrheinfelden heißt. Die sozial-engagierte Unternehmergattin setzte sich stark für das Wohl der Rheinfelder Arbeiter Anfang des 20. Jahrhunderts sein. In Barbara Daucher präsentierte Eder ein Rheinfelder Original. Noch heute erinnern sich viele ältere Rheinfelder an Daucher, die Obst und Gemüse von einem Wägelchen in der Karl-Fürstenberg-Straße verkaufte. Die Rheinfelderin Silvia Hartjenstein-Joachim machte Karriere als Sängerin und Musikerin und wurde zur Managerin des Schlagersängers Billy Mo, den sie Jahre später heiratete. Lina Ihringer war jahrzehntelang die Seele des gleichnamigen Juweliergeschäfts in der Friedrichstraße, welches sie und ihr Ehemann Guido 1979 an die Söhne übergaben. Die Nollingerin Erna Brombach demontierte nach dem Zweiten Weltkrieg die Wasserstoffperoxid-Anlage der Degussa-Werke, die Teil der Reparationen für die Sowjetunion war.

Das könnte Sie auch interessieren

Kurz vor Beginn der Führung ergoss sich ein starker Regenschauer über Rheinfelden, und Donner grollte über der Stadt. Statt der 17 angemeldeten Teilnehmer kamen nur zwölf Frauen, um sich auf die Spuren der Rheinfelder Frauen zu begeben. Angesichts des schlechten Wetters verkürzte Eder die Route, die vom Rathausbrunnen über den Bahnhof zur Frauenklinik, zum Haus Salmegg, in die Friedrichstraße und zum Karlplatz führte. Die Führung zu den Frauenspuren findet immer am Weltfrauentag statt, wurde aber coronabedingt verschoben. Eder recherchiert seit sieben Jahren über die Rheinfelder Frauen und hat schon 60 interessante Persönlichkeiten aufgearbeitet, so dass die Führung jedes Jahr neuen Inhalt bietet.

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Frau warf ein, dass Daucher ihre Patentante war. Eine andere erzählte, dass sie von Dieterich-Herzog bei einer Hausgeburt entbunden worden war. Zum Abschluss stellte Manuela Eder auch die Vita von Marga Lindenthal vor, die in Rheinfelden als Gründerin des Partnerbesuchsdienstes im Seniorenwohnheim Bürgerheim bekannt ist. Lindenthal nahm an der Führung sogar selbst teil.