Für Amelia und Stefan Eichmann aus Laufenburg-Binzgen ist das große Glück messbar. Bei den beiden Inhabern eines Cross-Fit-Studios, ist es 30 Quadratmeter groß und genau das was zu ihnen passt. Zumindest jetzt gerade. „Wir wollen offen sein für die Veränderungen, die uns das Leben bietet“, sagt Amelia Eichmann. Und darum ist das Tiny House genau ihre Wellenlänge.
„Wir haben beruflich und privat noch so viele Pläne und darum wollen wir flexibel sein.“Amelia Eichmann
Und flexibel zu sein heißt, sich nicht unnötig belasten und sich auf das Nötigste zu beschränken.

Der Ursprung dieser winzigen Häuser ist Amerika, wo eine gesellschaftliche Bewegung das Leben in kleinen Häusern propagiert. Als Vorläufer der Tiny Houses in Deutschland, gilt laut Wikipedia der ausgebaute Bauwagen der Hauptfiguren Peter Lustig und später Fritz Fuchs aus der Kindersendung „Löwenzahn“.
Die Entscheidung
Vor zwei Jahren ist die Idee in den Köpfen des Ehepaares Eichmann aus Binzgen gereift. Beide haben sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und alles gelesen, was über die kleinen Häuschen geschrieben worden ist. Irgendwann ist Amelia Eichmann dann auf ein Tiny House in einem Kleinanzeigenportal aufmerksam geworden. In Wehr hatte jemand ein Tiny House angeboten. Allerdings war dies nicht ausgebaut.
„Wir haben uns recht schnell entschieden“Stefan Eichmann
Denn ein Tiny House, dass sie genau nach ihren Vorstellungen gestalten konnten, war genau das, was die beiden gesucht hatten. Und das Grundstück für das Haus wurde ihnen von den Eltern von Stefan Eichmann zur Verfügung gestellt.

Zu Beginn stand das Haus noch auf Rädern. So kam das Tiny House dann auch von Wehr nach Laufenburg. Im Vergleich zu Amerika müssen in Deutschland für die Nutzung eines Tiny House aber viele Gesetze beachtet werden. Das gilt auf öffentliche Straßen und für die dauerhafte Nutzung als Wohnung.
Kleines Haus ganz nach eigenen Wünschen
Viele Monate haben Stefan und Amelia Eichmann anschließnd ihr Haus gemeinsam mit Freunden umgebaut und nach ihren Wünschen gestaltet. Ein Wohnraum mit Küche und Essplatz, ein gesondertes Bad mit Dusche, Toilette und Waschbecken und ein Schlafzimmer wurde in die zweite Ebene gebaut, die über eine schmale Treppe erreichbar ist.

Wichtig war den beiden, dass beim Ausbau ausschließlich natürliche Materialien verbaut worden sind.
Und alles ist passierte unter den gespannten Augen der Nachbarn. „Wir hatten viele Anfragen, ob sie sich das Haus mal von Innen ansehen dürfen“, sagt Amelia Eichmann und lacht. Auch sonntags, wenn Spaziergänger unterwegs waren, blieben viele Leute stehen.

Zu dieser Zeit stand das Haus die ganze Zeit noch auf Rädern, weshalb vorerst keine Baugenehmigung fällig war. Erst als das Haus auf ein Fundament gestellt werden sollte, musste ein Bauantrag bei der Stadtverwaltung eingereicht werden.
Während in Binzgen das Häuschen immer mehr Formen annahm, haben Amelia und Stefan zur gleichen Zeit ihre Wohnung „ausgemistet“.
„Wir wollten uns auf das Nötigste beschränken.“Ehepaar Eichmann
Doch nicht immer war die Umsetzung auch einfach. „Wir haben uns natürlich lange überlegt, was wir wirklich benötigen. Denn auch im Leben der 29- und dem 31-Jährigen, hat sich einiges angesammelt. Und doch blieben sie Konsequent.
Einzug im April 2021
Im April des Jahres war es dann endlich soweit. Amelia und Stefan durften endlich ihre 30 Quadratmeter Wohnglück beziehen. „Wir haben uns von Anfang an wohlgefühlt“, sagt Stefan. Wenn sie in ihrem Häuschen sitzen und nach draußen schauen, geht ihnen das Herz auf. Hier blüht der Holunder und direkt daneben steht ein Nussbaum. Auch Kirschen braucht sich das Paar in diesem Jahr wohl nicht zu kaufen.

Dass sie sich auf so wenigen Quadratmetern auf die Nerven gehen, diese Sorge hatten die beiden nie. Nicht einmal während Corona und der damit verbundenen Kontaktbeschränkung. Immerhin leben und arbeiten die Beiden seit drei Jahren zusammen. Da haben sie sich gemeinsam mit ihrem Studio stelbstständig gemacht. „Wenn jemand seinen Freiraum braucht, dann sagen wir uns das“, erklärt Amelia. Manchmal ziehen er oder sie sich in die zweite Ebene zurück. Außerdem ist auch die Außenanlage noch nicht fertig angelegt. Momentan wird eine Terrasse vor dem Haus gebaut.

Inzwischen ist alles versorgt in der kleinen Wohnung. Hier und da fehlen Kleinigkeiten. Aber – oh Wunder – es gibt immer noch freie Plätze in dem Häuschen. Und das Paar ist zufrieden:
„Wir haben alles da, was wir benötigen.“Amelia Eichmann
Einen großen Wunsch haben die Beiden noch im Leben: „Wir werden auf jeden Fall ein Kind haben“, sagt Stefan. Das Tiny House mit einem Kind, hält das Paar für machbar. Und danach? „Wir sind offen für die Veränderungen die uns das Leben bringt.“