Geschichten von Menschen und Kleidern, wie sie nur Elke Heidenreich zu erzählen weiß, gab es in der Klosterschüer Ofteringen. Die Kulturamtsleiterin des Landkreis Waldshut, Susanna Heim, holte mit Elke Heidenreich eine der beliebtesten deutschen Schriftstellerinnen und eine Kabarettistin mit Tiefgang in den Landkreis. Die Lesung ist Teil des Rahmenprogramms zur aktuellen Ausstellung „Kleider machen Leute“ in Schloss Bonndorf. Mehr Platz als im Kulturzentrum Schloss Bonndorf gab es in der Klosterschüer Ofteringen, die Lesung war ausverkauft.

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Susanna Heim gab in ihren Begrüßungs- und Abschiedsworten ihre große Bewunderung für Elke Heidenreich kund: „Alles, was Sie mir empfohlen haben, habe ich gerne gelesen.“ Auf der Fahrt von Freiburg in den Landkreis gab es für die in Köln lebende Autorin noch etwas Heimatkunde.

Nach eineinhalb Jahren in „Käfighaltung“ während der Pandemie freute sich Elke Heidenreich darüber, wieder vor Publikum lesen zu können: „Denn das Schreiben ist eine einsame Tätigkeit, es tut mir sehr gut, in Gesichter zu sehen und Sie lachen oder schweigen zu hören. Ich kann nicht lesen, wenn ich kein Gesicht sehe.“

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Im Mittelpunkt ihrer 21 vorgelesenen Kurzgeschichten aus dem im September 2020 veröffentlichten Buch „Männer in Kamelhaarmänteln“, insgesamt sind es 77 Geschichten, standen erfrischend vorgetragene Lebenserfahrungen, in denen Kleider die tragende Rolle spielen.

Die Geschichten waren dabei „im Kern wahr, komplett ausgedacht und zu 100 Prozent wahr“ – welche Geschichten Elke Heidenreich nun tatsächlich erlebt hatte oder sich ausgedacht hatte, spielte letztlich keine Rolle, konnten sich die Zuhörer doch oft wiederfinden oder zumindest hineinversetzen.

Kleider bleiben in Erinnerung

„Wir gehen in Samt und Seide nicht an die Currywurst-Bude“ – dass Kleider Momente unvergesslich machen, zeigen die Erinnerungen an Scarlett O´Haras Kleid, welches aus Vorhängen genäht worden war; der legendäre Tanz von Stilikone Prinzessin Diana mit John Travolta oder Marilyn Monroe im weißen Kleid über dem U-Bahn-Schacht.

Die Titelgeschichte „Männer im Kamelhaarmantel“, welches Frieda Kahlo auf dem Titelbild im Männer-Anzug zeigt, stellt eine der traurigeren Geschichten im Buch dar. Auch leichte Unterhaltung darf nicht fehlen, in „Onki Donki“ nimmt sie den radikalen Aufräumtrend voller Witz auf die Schippe.

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Elke Heidenreich holt ihre Leser ab bei den Erinnerungen aus Literatur, Film und Prominenz, führt sie an der Hand und gibt ihre eigenen Bezüge, Erfahrungen und Rückschlüsse preis. Welche Folgen das Tragen einer blauen und einer schwarzen Socke hatte, erzählte sie mit einem Schuss bissigen Humors. Schwermütig und berührend war die Erinnerung an das sorgsam gehütete Kleid der Mutter, welches Elke Heidenreich bei der Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele getragen hatte.

Kleidung im Himmel

Der Höhepunkt des Abends stellte die elfminütige Geschichte über die „Kleidung im Himmel“ dar, welche sie bei einem Aufenthalt in Holland in ihr Handy tippen musste, um kurzfristig für eine Buchmesse einzuspringen. Dabei gab sie verstorbenen großen Männern und Frauen Stimme und Kleidung, was sich beim Publikum abwechselnd mit lautem Gelächter und einstimmigem wehmütigen Schweigen ausdrückte.

Das Lachen der 70 begeisterten Zuhörer überwog und der Applaus zum Schluss zeigte die Begeisterung der Besucher. Im Anschluss an die Lesung nahm sich Elke Heidenreich Zeit, während der Signierstunde direkt mit ihren Lesern in Kontakt zu treten, anschließend genoss sie den ausklingenden Abend mit Ofteringer Klosterwein. Der Büchertisch mit ihren Werken wurde stark frequentiert.