2020 war für die Stadtführerinnen wegen der Pandemie von Absagen gekennzeichnet. Im Februar und März gab es noch Führungen, dann kam der Lockdown, erinnert sich Gabriele Zissel. Mit den Lockerungen im Sommer gab es wieder öffentliche Angebote, doch nur für kurze Zeit. „Das Meiste ist ausgefallen und gebuchte Führungen wurde erst gar nicht angefragt“, erklärt Zissel, und Monika Schwarz ergänzt: „Es konnte ja keine Klassentreffen stattfinden, wozu wir oft angefragt werden.“ Auch Schulklassen durften keine Ausflüge machen.
Die Zwangspause setzte sich 2021 fort, jetzt werden die Führungen wieder aufgenommen. Es soll ein Angebot von März bis Oktober immer am dritten Sonntag eines Monats sein, erklärt Zissel. Im Juli wird zusätzlich die verschobene Führung zu den Frauenspuren nachgeholt. Neben Zissel und Schwarz gehören Gerlinde Schonhardt, Gabriele Birlin-Pflüger, Ulrike Maunz, Manuela Eder und Christel Mohr zum Team. Zum 75-Jahr-Stadtjubiläum wurden die ersten Führer ausgebildet. Zissel, Schwarz und Schonhardt sind seit der Grün 2007 dabei, die anderen kamen mit dem letzten Kurs an der Volkshochschule 2012 ins Team. Um „Neue“ zu gewinnen, müsste wieder ein Kurs an der VHS stattfinden, da die Tourist-Information der WST Rheinfelden als Auftraggeber einen Qualitätsanspruch hat. „Das Team ist derzeit sehr aktiv, aber in ein paar Jahren wird die Frage wieder aufkommen“, meint Zissel.
Die Themenvielfalt ist groß. „Wir haben alle unser Steckenpferd oder sogar mehrere“, sagt Maunz. Neben der klassischen Stadtführung gibt es Führungen zu den Frauenspuren, Kunst und Poesie, Architektur, den Kirchen, der Industrie, den Rheinfelder Ortsteilen, dem Grüngürtel und für den Natur- und Energieweg. Für Letztere wurde von der Ausbildungswerkstatt des Unternehmens Energiedienst ein Wagen erstellt, mit dem anhand von Experimenten die Entwicklung der Stromtechnik dargestellt wird, erklärt Eder. Beliebt sind die 3000-Schritte-Spaziergänge, die Birlin-Pflüger anbietet. Sie können erst wieder aufgenommen werden, wenn keine Beschränkungen mehr gelten, da bis zu 70 Teilnehmer kommen. Viele Rundgänge wie zur Architektur oder den Frauenspuren werden regelmäßig gemeinsam neu konzipiert. „Wir gehen jedes Jahr ins Archiv“, sagt Maunz.
Stadt ohne Wow-Effekt
Die Stadtführerinnen vereint die Begeisterung für die Stadt. „Rheinfelden ist eine Stadt fürs Herz“, sagt Mohr, die als einzige nicht in Rheinfelden, sondern in Steinen wohnt. Maunz meint, dass man über Rheinfelden viel mehr erzählen könne als über so manche Stadt mit einem mittelalterlichen Kern. „Unsere Aufgabe ist es, die Liebe auf den zweiten Blick zu entwickeln“, sagt Zissel. „Rheinfelden hat keinen pittoresken oder mondänen Stadtkern. Die Stadt ist nicht hässlich, aber erzeugt auch keinen Wow-Effekt, deswegen richten sich die Stadtführungen an Neuzugezogene, die ein Interesse haben, wo sie gelandet sind.“