„Wir haben im Moment etwa fünf Brennpunkte mit 20 bis 35 verwilderten Katzen“, berichtet Hannelore Nuss, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Die Brennpunkte seien über ganz Rheinfelden und die Ortsteile verteilt. Gerade Straßenkatzen seien Gefahren und Krankheiten ausgesetzt, allerdings werde das noch nicht von allen als Problem erkannt, meint Nuss. In Nordschwaben habe der Tierschutzverein mit einem ehrenamtlichen Team gerade erst eine Aktion beenden können: „Da wurde der Brennpunkt aufgelöst“, sagt Nuss.

Über Wochen hatten Ehrenamtliche Futterstellen und Lebendfallen betreut. Zehn Katzen konnten eingefangen werden. Über den Tierschutzverein wurden Kastrations- und Sterilisationsmaßnahmen in die Wege geleitet, um die Population einzudämmen. Anschließend wurden die Tiere wieder frei gelassen. Es handelt sich dabei um verwilderte, also ausgesetzte oder fortgelaufene Katzen oder deren Nachkommen. „Im letzten Winter mussten die Tiere einiges durchmachen“, so Nuss. „Es heißt, Katzen seien das gewohnt, aber dem ist nicht so. Die brauchen Hilfe, vor allem ärztliche Versorgung.“
Gehege für verwilderte Katzen
Um die Sterilisation und Kastration von verwilderten Katzen fortzusetzen, richtet das Tierheim derzeit ein Gehege für verwilderte Katzen her. Ein hölzernes Katzenhaus wurde an einen bestehenden Schuppen angebaut, der dabei auch ausgebessert wurde, da er schon ziemlich marode war. Im Innenbereich wird ein Naturboden belassen, Sitzplätze und Laufwege müssen noch hergerichtet werden. Durch eine Katzenklappe kommen die Tiere nach draußen. Verwilderte Katzen könnten im normalen Katzenbereich des Tierheims nur schlecht gehalten werden, erklärt Nuss: „Die sind die Freiheit gewohnt.“ Das Gehege wird mit viel ehrenamtlicher Unterstützung hergestellt.
Futtersuche erschwert
Auch das „Niederwild“, also Igel und Hasen, hat im Winter gelitten. „Auf den Feldern finden sie nicht mehr genügend Futter“, sagt Nuss. Auch Gärten, insbesondere Steingärten, böten Tieren zu wenig Möglichkeiten zur Futtersuche. Da derzeit Nagetiere nicht vor Ort unterkommen können, sondern bei einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin Unterschlupf finden, soll demnächst eine Gartenhütte hinter dem Tierheim für Nagetiere hergerichtet werden. Der Untergrund muss gemacht werden, damit die Nagetiere sich nicht nach draußen graben können. Auch die Erweiterung des Bereichs für Hunde und Hauskatzen ist geplant, da das Tierheim während der Corona-Pandemie eine deutliche Zunahme abgegebener Tieren verzeichnet. „Es braucht eine genaue Abwägung, wer sich ein Tier zulegen sollte und wer nicht“, mahnt Nuss.
Felder und Wiesen geben auch für die Vogelwelt nicht mehr genug Futter her. Die Tierschützer finden vermehrt völlig entkräftete Vögel. Oft bringt auch die Fahrt zum Tierarzt nichts mehr, da dieser die Vögel nur noch einschläfern kann. Seit einem Jahr hat das Tierheim auch eine große Vogelvoliere, wo schon Reiher, Störche und Mäusebussarde, aber auch Kleinvögel untergekommen sind. Die Pandemie erschwere die Arbeit zudem. „Wir arbeiten eigentlich eng mit der Storchenkolonie in Möhlin zusammen, aber das ging im letzten Jahr nicht mehr“, sagt Nuss. „Wir tun unser Bestes, erleben auch Tiefschläge. Aber jedes Tier, das wir retten können, bleibt am Leben.“
Planung eines Taubenhauses
Das Team schaue nicht auf die Zeit und arbeite oftmals bis an den Rand der persönlichen Kräfte. Ein weiteres aktuelles Projekt des Tierschutzvereins ist ein Taubenhaus. Denn auch Stadttauben leiden unter Nahrungsmangel, weshalb manche Städte Futterverbote schon wieder aufgehoben haben. „Egal, wie man über Tauben denkt, die sind auch Lebewesen“, sagt Nuss. Derzeit finden Gespräche mit dem Ordnungsamt und den Technischen Diensten statt, um ein Taubenhaus zu planen. Auch hier ist das Ziel, die Population einzudämmen, indem Eier durch künstliche Eier ausgetauscht werden. Ein engagiertes Team um Daniela Hohler steht zur Betreuung des Taubenhauses schon bereit. Nuss hofft, bis zum Sommer Klarheit über den Standort zu erreichen. Um das Taubenhaus zu bauen, braucht der Tierschutzverein noch zusätzliche ehrenamtliche Unterstützung, vor allem von Handwerkern.
Kontakt: Unterstützer zum Bau des Taubenhauses können sich bei Hannelore Nuss per E-Mail (hannelore.nuss@t-online.de) melden.