Der Ortschaftsrat Nordschwaben ist von der Diskussion im Gemeinderat um den geplanten Waldkindergarten „enttäuscht“. In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisiert das Gremium das Vorgehen und die Schuldzuweisungen seitens der Verwaltung, wonach in der Ortschaftsratssitzung Mitarbeiterinnen „hart angegangen“ worden seien. Diese Wortwahl hatte Bürgermeisterin Diana Stöcker benutzt, als Gustav Fischer (SPD) die schlechte Kommunikation mit dem Ortschaftsrat kritisiert hatte.

Das wollte der Ortschaftsrat nicht stehen lassen. Die Fragen der Gremiumsmitglieder zum Projekt seien in „normalem Ton“ gestellt worden, aber teils von den Mitarbeiterinnen nicht gut beantwortet worden. „Hier wäre die Anwesenheit des Amtsleiter oder der Frau Bürgermeisterin vielleicht angebracht gewesen“, schreibt der Rat weiter.

Das Gremium habe sich nicht pauschal gegen das Projekt gestellt, sondern habe vor Ort „Punkt für Punkt die Vorlage durchgearbeitet“. Die negative Einstellung sei vor allen Dingen dem aus Sicht des Ortschaftsrates schlecht gewählten Standorts geschuldeten. Diesen habe auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Renz in der Gemeinderatssitzung bemängelt. Wie berichtet, hatte Renz vorgebracht, den Waldkindergarten näher an der Innenstadt zu planen.

„Auch das Konzept des ‚versteckten Kindergartens‘ hat alle Ortschaftsräte sehr befremdet“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Dieser würde dann mit 15 bis 20 Autos zwei Mal am Tag angefahren, ohne Personal und Essenslieferungen sei das „eine sinnlose Belastung für den Wald und die Anwohner“. Der Kindergarten müsse in die Nähe von größeren Ortsteilen und nicht nach Nordschwaben mit seinen rund 300 Einwohnern.

Das Waldstück, auf dem der Kindergarten errichtet werden solle, sei der letzte geschlossene Buchhochwald, der noch ohne Freiflächen auf der Gemarkung Nordschwaben steht. „Den wollen wir nicht auch noch durch neuen Wegebau mit 140 Meter und Rodung der Buchen zerstören.“ Der Wald sei schon genug geschädigt genug und diene außerdem Tieren als Lebensraum, die dort ihre Ruhen finden wollten. Auch die von der Stadt favorisierte Trägerschaft sehen die Ortschaftsräte kritisch. Dabei handle es sich letztlich um eine private Firma, die Geld verdienen wolle.

Die Desinformation seitens der Verwaltung, den Waldkindergarten betreffend empfinde man als „ totale Missachtung der Ortsverwaltung mit ihrem Gremium“. Wie berichtet, war das Nordschwabener Gremium nicht direkt über die Pläne der Stadt informiert worden, was auch Gustav Fischer in der jüngsten Gemeinderatssitzung kritisierte. Laut Ortschaftsrat hatte jedoch auch Rita Rübsam, Gemeinderätin der Freien Wähler und ehemalige Ortsvorsteherin von Nordschwaben, keine Informationen weitergegeben, nach dem sie das Projekt bereits in der ersten Sitzung des Sozialausschusses gelobt habe. Auch dies sei „kein guter politischer Stil“.

Dass der OB sich des Projekts nun persönlich annehmen wolle, begrüßt das Gremium zwar. Die Stellungnahme endet jedoch mit dieser Bilanz: Für eine solche Einrichtung könne nur ein zentraler Standort gewählt werden, so dass viele Bürgerinnen und Bürger ihn nutzen können. „Eine Mehrheit für den Standort auf der Gemarkung Nordschwaben ist aktuell nicht in Sicht.“