Stefan Eckert ist ein gefragter Mann. Das zeigt sich schon am vereinbarten Treffpunkt vor der Ortsverwaltung, wo er in ein Gespräch mit einem Bürger vertieft ist. Es geht um eine Neuheit in dem 866-Seelen-Ortsteil.
Weil es in Eichsel keinen Laden gibt, werden seit April jeden Donnerstag ein Stand mit Obst und Gemüse vom Rührberg und ein Stand der Metzgerei Dossenbach auf dem Parkplatz vor der Ortsverwaltung aufgebaut. „Wir hatten den Wunsch nach so einem Angebot schon lange, aber durch Corona hat es nun endlich geklappt“, so Stefan Eckert, der zunächst in sein Büro einlädt.
Ortsvorsteher ist der 500. Eichsler
Der 49-Jährige ist Eichseler durch und durch – und ein ganz besonderer noch dazu. Als er zur Welt kam, natürlich in dem Ortsteil, der damals noch ein eigenständiges Dorf war, gab es dort genau 499 Bürger. „Ich war der 500ste“, erzählt Eckert, weshalb er, auf dem Arm seiner Mutter, in der Zeitung landete. Noch heute wohnt er in Niedereichsel.
Obwohl er sich bereits seit zehn Jahren im Ortschaftsrat eingebracht hatte, hat er sich nicht ganz freiwillig für das Amt des Ortsvorstehers entschieden. „Nachdem sich mein Vorgänger Reinhard Börner nicht mehr aufgestellt hat, haben wir geschaut, wer die meisten Stimmen bekommt, und das war ich“, so Eckert. Auch wenn das Amt deutlich mehr Zeit in Anspruch nehme, als Eckert sich vorstellen konnte, möchte er es nun nicht mehr missen.
Der Spaziergang führt von der Ortsverwaltung vorbei an der kleinen Schule, die direkt gegenüber liegt. „Hier sollte eigentlich das Dach neu gemacht werden, aber wegen Corona fehlen jetzt die Mittel dafür.“ Auch die Schultoiletten müssten saniert werden. „Die sehen noch aus und riechen auch so wie vor 40 Jahren, als ich hier zur Schule gegangen bin“, sagt er. Auch das wird warten müssen. Beim Kindergarten Sonnenschein, ein paar Schritte weiter, dringt Kinderlachen aus dem Garten. Normalerweise werden dort 25 Kinder betreut, derzeit sind es wegen der Notbetreuung weniger.
Die Kinderbetreuung ist ein Thema, das die Eichsler zusammen mit den anderen Dinkelberg-Gemeinden gerade sehr beschäftigt. Die Stadt plant, vor allem im Zentrum neue Plätze zu schaffen, auf dem Dinkelberg jedoch nicht. Dabei sei der Bedarf groß. „Adelhausen hat keinen Kindergarten, darum kommen die Kinder von dort nach Minseln und Eichsel, weshalb dort der Platz nicht reicht“, erzählt Eckert. Er könnte sich einen Kita-Neubau in Adelhausen vorstellen anstelle der Alten Schule, die abgerissen wurde.
Auf der Straße trifft Eckert erneut einen Bürger, der viel zu erzählen hat. Es ist Hallenwart Manfred Höferlin, mit dem Eckert kurz in die Turnhalle geht, die direkt an die Ortsverwaltung anschließt. Auch dort stocken die laufenden Modernisierungsarbeiten gerade wegen Corona. Nachdem sich Eckert verabschiedet hat, führt er zum ganzen Stolz der Ortsteils – dem Mammutbaum vor der Kirche St. Gallus, der sich im Winter zu einem der größten beleuchteten Weihnachtsbäume in ganz Deutschland verwandelt.
Weiter geht es über den Friedhof mit seinen Schotterwegen, die gerade für ältere Menschen nicht ideal seien. „Das ist uns auch ein Anliegen, ebenso wie das Unkraut“, sagt Eckert. Es wächst, seit keine Unkrautvernichtungsmittel mehr verwendet werden dürfen, in die Wege hinein. Vom Friedhof geht es den Sonnenweg hinauf bis zur Hauptstraße, von der aus man an diesem sonnigen, klaren Tag bis zu den Alpen blicken kann. „Auf diesem Abschnitt würden wir uns Tempo 50 statt 70 wünschen“, erzählt Eckert. Gerade aus der Straße „Im Biefang“ kämen viele Schul- und Kita-Kinder.
In diese Straße geht es nun hinein, hindurch durch das schmucke Wohngebiet und hinab nach Nieder-Eichsel. Beim Abstieg erstrecken sich rechts des Weges idyllische Wiesen und Felder. Irgendwo kräht ein Hahn. „Hier wäre ein künftiges Baugebiet ,Biefang West‘ möglich, aber geplant ist noch nichts“, erzählt Eckert. Anfragen gebe es viele, doch der bürokratische Aufwand sei extrem hoch.
In einem Garten in Nieder-Eichsels arbeitet eine ältere Frau. Sie lächelt und grüßt. Eckert grüßt lachend zurück. „Das ist meine Mutter, das Haus mein Geburtshaus.“ Durch die Angerstraße geht es am ziemlich trockenen Dorfbach entlang bis zur Bushaltestelle an der Birsstraße. In einer ehemaligen Telefonzelle gibt es dort seit Anfang des Jahres einen Büchertausch. „Das war eines der ersten Projekte, die ich in meiner Amtszeit realisiert habe“, erzählt er. Seine Frau und eine Nachbarin kümmern sich um die Bücher und schauen nach dem Rechten. „Der Büchertausch wird sehr gut angenommen, gerade jetzt, in Corona-Zeiten.“
Der letzte Halt des Spaziergangs ist der Sportplatz des SV Eichsel. Wegen Corona liegt er verlassen da. Und auch sonst ist das Spielen nur bei gutem Wetter möglich. „Der Platz ist unser neuestes Sorgenkind“, so Eckert. Er ist 30 bis 40 Jahre alt, die Drainage sei kaputt und bei Regen sei er nicht bespielbar. Es soll ein neuer Naturrasen her – Kostenvoranschlag 350.000 Euro. „Auch das ist gerade nicht möglich“, bedauert Eckert. Doch wenn er eines in seiner kurzen Amtszeit schnell gelernt habe, dann das: „Man muss einfach immer dran bleiben, irgendwann bekommt man, was man will.“