Rheinfelden Bei Einsätzen der Feuerwehr und des Rettungsdienstes kann es zu kritischen Situationen kommen, wenn die Einsatzfahrzeuge nicht durchkommen, weil die Straße zugeparkt ist. Seit 2015 kontrollieren daher Feuerwehr und Ordnungsamt jedes Jahr bestimmte Stellen in Rheinfelden.
Vorneweg fährt an diesem Tag Sonja Gebhardt vom Ordnungsamt, sie hat auch die Strecke erstellt, da sie potenzielle Konfliktzonen der Stadt am besten kennt. Ihr folgt Dirk Hamacher von der Freiwilligen Feuerwehr mit dem großen Sonderlöschfahrzeug. Das Schlusslicht bildet der hauptamtliche Feuerwehrkommandant David Sommer im Kommandantenwagen. Zwischen einem parkenden Auto und dem gegenüberliegenden Straßenrand müssen nach gesetzlichen Vorgaben 3,05 Meter Platz sein – sonst kommt das Einsatzfahrzeug nicht mehr durch. Die Route führt die Römerstraße herunter durch das kleine Industriegebiet. Bei der Fahrt geht es hauptsächlich darum, Autofahrer für die Problematik zu sensibilisieren: Wenn plötzlich der große Feuerwehrwagen am eigenen Auto nicht mehr vorbeikommt, wird die abstrakte Zahl von 3,05 Metern Abstand zu einer greifbaren Größe.
Mittlerweile befindet sich der Konvoi im Amstelsteig beim alten Krankenhaus. Fahrer Dirk Hamacher hat ein Problem: Es ist eine Sackgasse. Was für den regulären Autofahrer nervig ist, kann für einen Lkw-Fahrer ein echtes Problem werden. Zwar wird am Anfang der Straße auf die Sackgassen-Situation hingewiesen, doch der Zusatz „keine Wendemöglichkeit“ fehlt. Sonja Gebhardt macht sich eine Notiz. Hamacher zeigt sich von der Situation recht ungerührt und wendet den Lkw am Hang. Der ein oder andere Anwohner steckt den Kopf zur Tür hinaus und schaut sich den Konvoi neugierig an.
Weiter geht es nach Nollingen. Es fällt auf, dass Hamacher häufig abbremsen und sich vorsichtig vorantasten muss. Dann kommt es zur ersten echten Engstelle: Hamacher kommt nur an einem Auto vorbei, indem er aufs Trottoir ausweicht. Aber das Ordnungsamt zeigt Kulanz. Noch immer in Nollingen, will Hamacher eigentlich vom Schulweg aus abbiegen – und muss bremsen. Ein Auto steht dicht an der Kurve, keine Chance, vorbeizukommen. Zu einer Kurve müssen fünf Meter Abstand eingehalten werden. Gebhardt misst nach, es sind 4,20 Meter. Sie erteilt eine Verwarnung in Höhe von 55 Euro. Das Team ändert seine geplante Route und nimmt die Fahrt wieder auf.
Halter kommt zügig herbeigeeilt
Über Warmbach geht es weiter nach Eichsel, wo der Gepäckträger eines Autos so weit in die Straße hineinragt, dass die Feuerwehr nicht durchkommt. Gebhardt klingelt, der Anwohner kommt zügig heraus und entfernt sein Auto. „Hier macht es keinen Sinn, eine Buße zu verhängen. Wenn ein Zettel dranhängt, zeigen die Leute meist nur Unverständnis. Wir aber wollen Sensibilität erwecken, damit es im Ernstfall nicht zu Verzögerungen kommt. Der Lkw ist nicht gerade ein Beschleunigungswunder. Deswegen ist es am besten, flüssig durchzukommen. Das ist auch umweltschonender als abwechselnd Gas und die Bremse zu bedienen. Durch die 6500 Liter Wasser an Bord bleibt man immer langsam und kann nicht aufholen, was man verloren hat“, erklärt Hammer.
In der Josefstraße in Rheinfelden wird es so eng, dass Sommer Hamacher einweisen muss. Aber alles ist rechtens: 3,10 Meter Abstand sind gegeben. Hamacher kritisiert das als „Theoriewert“ und lässt sich während der Fahrt mehrfach darüber aus, wie sehr ihn das Versetztparken, wie beispielsweise in der Kaminfegerstraße, störe. Wenn es nach ihm gehen würde, sollten die Autos nur auf einer Seite parken dürfen, damit es mehr Platz auf der Straße gibt.
Dass ein Auto die Straße völlig blockiert, kommt nicht vor. Aber es gibt immer wieder Grenzsituationen. „Man verliert mal hier zwei Minuten, mal dort drei Minuten, weil alles so zugeparkt ist, und dann wundern sich die Menschen, warum die Feuerwehr so lange braucht“, sagt Fahrer Hamacher. Er wünscht sich mehr Stellplätze, sodass die Autos nicht auf der Straße parken. Die Situation sei nachts schlimmer, nicht nur, weil es dunkel ist, sondern auch, weil dann alle zu Hause sind.
Zurück am zentralen Feuerwehrgerätehaus zeigt sich das Team mit der Fahrt zufrieden und ordnet die Situation als „übersichtlich“ ein. Als enge Knackpunkte hat sich Sonja Gebhardt vom Ordnungsamt den Schulweg, die Kaminfegerstraße, die Josefstraße und die untere Dorfstraße notiert, sodass es dort in Zukunft zu weiteren Kontrollen kommen wird. Es wurde nur eine Verwarnung erteilt, ansonsten hat sich das Ordnungsamt kulant gezeigt.
Wie viel Zeit die Feuerwehrleute bei einem echten Einsatz durch zugeparkte Straßen tatsächlich verlieren würden, sei schwierig einzuschätzen, so Sommer und Hamacher. „Wenn man Blaulicht und Horn anhat, dann hören die Anwohner das schon. Aber es ist natürlich unterschiedlich, wie lange eine Person braucht, um wegzufahren. Und im schlimmsten Fall ist niemand zu Hause. Wenn man gar nicht an dem Auto vorbei kommt und es sich in unmittelbarer Nähe des Brandes befindet, hat man einen enormen Zeitverlust, da der Löschangriff umgeplant werden muss“, führt Sommer aus. Gebhardt sagt, dass die Verwarnungen der letzten Monate deutlich gewirkt hätten und die neuralgischen Punkte nun freier seien. „Aber an sich ist es immer das Gleiche“, sagt sie. Es seien immer dieselben Stellen betroffen. Bei den Falschparkern handelt es sich meistens um Kurzparker, die nur mal eben schnell etwas erledigen wollen. Dies kann der Feuerwehr bei einem Einsatz allerdings schnell zum Verhängnis werden.