Der mögliche Bau von drei Mehrfamilien-Häusern erhitzt in Hottingen die Gemüter. Dies erfuhr der Rickenbacher Bürgermeister Dietmar Zäpernick, der am Dienstagabend zum Bürgerabend in die Vereinshalle eingeladen hatte. Dort wollte die Gemeindeverwaltung in einer öffentlichen Informationsveranstaltung auf das umstrittene Thema eingehen. Ob auf dem für die Mehrfamilienhäuser vorgesehenen Grundstück gebaut werden darf, soll in einem Bürgerentscheid entschieden werden, wie ein Bürgerbegehren fordert.
Auf einem Grundstück am Ortsrand sollen drei Mehrfamilienhäuser errichtet werden
Die Gemeindeverwaltung bestätigte auf Nachfrage, dass es in Rickenbach möglicherweise einen weiteren Bürgerentscheid geben wird – und zwar über die Änderung des Flächennutzungsplans für das Flurstück 97 in Hottingen. Auf dem Areal sollen die drei Mehrfamilienhäuser errichtet werden, dies ist aber nicht möglich ohne Änderung des Flächennutzungsplans. Um den Bürgerentscheid zu erreichen, laufe bereits ein Bürgerbegehren, bei dem über 800 Unterschriften eingereicht worden seien und jetzt geprüft würden. Das nötige Quorum, das etwas mehr als 200 Unterschriften betrage, werden mit allergrößter Wahrscheinlichkeit erreicht. Die Gemeinde entscheidet am 20. Juli bereits in einem Bürgerentscheid über eine Windkraftanlage auf dem Hoheneck bei Hottingen.
Bürgermeister und Hauptamtsleiter Markus Wagner freute, dass trotz der kurzfristigen Einladung über 70 Hottinger und an die zehn Vertreter der Gemeinde den Weg in die fast fertig renovierte Halle gefunden hatten. Es sei ihm ein wichtiges Anliegen, mit den Hottingern zu diskutieren, unterstrich der Bürgermeister. Die Eile war geboten wegen den kommenden Pfingstferien und einer dienstlicher Abwesenheit.

„Der Gemeinderat ist daran interessiert, dass gebaut wird, aber keine Hochhäuser“, führte Zäpernick die Haltung der Gemeinde aus. Der Bürgermeister stellte klar, dass der Flächennutzungsplan auf dem Flurstück 97 am nördlichen Dorfausgang bisher keine Mehrfamilienhäuser vorsehe. Der Gemeinderat habe am 28. Januar einstimmig beschlossen, bei der Verwaltungsgemeinschaft Bad Säckingen eine Änderung des Flächennutzungsplanes zu beantragen.
Der Gemeinderat habe bisher wurde nur beschlossen, dass die Fläche wieder bebaut werden solle, sagte Zäpernick. Zunächst müsse das Flurstück baurechtlich vom Außenbereich zum Innenbereich gemacht werden. Art und Maß der Bebauung könne dann später in einem Bebauungsplan festgelegt werden. Die Investoren, die Görwihler Firma Zipfel Immobilien, wünschten drei Häuser mit 24 Wohneinheiten.
Die Gegner befürchten eine Zerstörung des Dorfbilds
Die Gegner des Bauprojektes bemängelten, den die Investoren werde ein ‚Freibrief‘ ausgestellt. Oswald Frei sah große Probleme in der Verkehrseinbindung und in der Art der Nutzung. Heinrich Völkle bemängelte, dass keine Bedarfsermittlung gemacht wurde. Karola Kauffmann kritisierte, dass eine schöne Wiese verloren gehe und das ruhige Dorfbild zerstört werde. Weiter erwähnte sie, dass inzwischen 829 Unterschriften gegen die geplanten Wohnhäuser gesammelt worden seien.
Die Befürworter hoffen auf den Zuzug neuer Einwohner
Der Bürgermeister sprach von einer „Mischnutzung“, es sei auch betreutes Wohnen angedacht. Die Befürworter des Bauprojekts kritisierten, dass bei der Unterschriftensammlung mit dem Begriff „Hochhäuser“ gearbeitet worden sei. Norbert Portele hofft, dass mit der Bebauung endlich ein Gehweg bis zum Abzweig Energiemuseum gelegt werde. Regine Häßle hofft, dass das Angebot neuer Mietwohnungen die Abwanderung aus dem Ort stoppe. Jörg Gugelberger sagte, er habe schon mögliche Arbeitskräfte für seine Firma verloren, weil die Familie keine geeignete Wohnung in Hottingen gefunden habe. Die Lautstärke des Applauses deutete darauf hin, dass beim Bürgerabend eher die Befürworter der Bebauung die Mehrheit in der Halle stellten.